Review In Extremo – Sängerkrieg

Angelehnt an einen sagenhaften Wettstreit auf der Wartburg Anfang des 13 Jahrhunderts schicken sich keine Geringeren als IN EXTREMO mit einem neuen Album an, eben diesen „Sängerkrieg“ für sich zu gewinnen. Nach Live- und Best-Of-Alben war es nun wieder Zeit für die Mittelalter-Urgesteine um „Das Letzte Einhorn“ Micha Rhein mit einem Studioalbum die Szene aufzumischen. Ob das allein mit dem Monty-Python-mäßigen Artwork gelingen mag? Werfen wir ein Ohr auf den „Sängerkrieg“.

Wirklich Weltbewegendes hat sich seit der der letzten Scheibe „Mein Rasend Herz“ nicht getan. „7“ scheint zum Glück ein Ausrutscher gewesen zu sein, und so klingen die Extremen zwar nicht mehr wie zu „Weckt die Toten!“-Zeiten, aber sind nach wie vor ein aufmerksames Ohr wert. Eine gewisse Tendenz mag man bei Nummern wie dem Opener „Sieben Köche“ oder aber „In diesem Licht“ feststellen, nämlich die zu etwas mehr Groove unterm Rock. Nach wie vor aber besteht die Platte aus eben den Zutaten, für die InEx bekannt sind: Fetzige Rocksongs in verschiedenen Sprachen (hier sind’s neben deutsch auch englisch, spanisch, mittelfranzösisch und altes estnisch), garniert mit mal traditionellen, mal aber eigenen Melodien aus historischen Instrumenten, womit nicht zu knapp die Mittelaltermarkt-Vergangenheit der Band betont wird.

Vielseitigkeit war schon immer eine der Stärken der Berliner, und so ziehen sich die lyrischen Vorgaben auch durch die Stimmungen der Songs: Während Nummern wie „Sieben Köche“ einfach frech und cool daherkommen, wird „Neues Glück“ ein hoffnungsvoll-optimistischer Ausblick in die Zukunft, oder aber mit „Tanz mit mir“ steht eine emotionale, ergreifende Nummer auf dem Programm. Für fast jede Lebenslage steht auf dem „Sängerkrieg“ ein Song bereit, „En Esta Noche“ ist gar eine heiße Schlafzimmernummer (wenn man sich mal den Text übersetzt anschaut), oder auch „Die Flaschenpost“ präsentiert sich sehr frivol.

Wie immer gibt es aber auch ein, zwei Titel, die einfach nicht hängen bleiben wollen. Das wären in diesem Falle vielleicht „In diesem Licht“ und „Mein liebster Feind“, die zumindest dem Verfasser dieser Zeilen nicht ganz so rund und ausgeschliffen vorkommen wie der Rest der sonst so starken CD. Auch unter „Geschmackssache“ fällt das Cover von „An End Has A Start“ der britischen Indie-Rocker Editors, was gerade einmal ein Jahr auf dem Buckel hat. Der zweite (zugegebenermaßen winzige) Kritikpunkt wäre, dass Einhorns Stimme in den ruhigen Momenten teilweise etwas seltsam produziert daherdröhnt. Dies versetzt aber „Sängerkrieg“ nur einen sehr kleinen Dämpfer.

Insgesamt haben In Extremo mit ihrem neunten Album mal wieder eine Langrille erschaffen, die von vorne bis hinten Laune macht und hervorragend zeigt, dass man seine Wurzeln weder verleugnen noch an ihnen kleben muss. So gesehen präsentiert sich der „Sängerkrieg“ als ideale Fortsetzung des mit „Mein Rasend Herz“ geebneten Weges. Daumen hoch!

Wertung: 8.5 / 10

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