Review Intronaut – Valley Of Smoke

Oft habe ich das Gefühl, dass ein Review durch die Einordnung der besprochenen Musik in „Progressive Rock / Metal“ nicht unbedingt an Lesern hinzugewinnt. Zu sehr ist der Begriff vereinnahmt von Musikern und Bands, die sich mehr als auf die eigene Musik vor allem etwas auf die eigene Technik einbilden und mit Shred-Infernos verpackt in ziemlich stupides Songwriting zeigen, dass sie eigentlich eben kaum Prog im eigentlich Sinne im Blut haben. Die Amerikaner INTRONAUT passen da deutlich besser in dieses Genre, was durch den oben genannten Umstand eigentlich schon wieder traurig ist.

Denn „Valley Of Smoke“ bietet einen Mix aus modernem, Industrial-angehauchtem Progressive Rock a la King Crimson, zähem Sludge Metal, Core-Versatzstücken und jazzigen Einflüssen, der in aller Freude am Experiment fast schon erschreckend homogen wirkt. Progressivität ist dabei das A und O, nicht nur, dass sich ständig alles in Bewegung befindet, es wird auch großer Wert auf individuellen, ungewohnten Sound gelegt. Häufig ist es der Bass, der mit dynamischen, kraftvollen Läufen entspannte Atmosphäre schafft, die von klirrenden, sphärischen Gitarren eine skurrile Komponente eingehaucht bekommt. Immer bewegt sich bei INTRONAUT irgendetwas, aber auch wenn die Songs keine Strukturen haben, die sich ohne Widerstand erschließen und auch, wenn das Schlagzeug auf einmal wieder einen vollkommen unvorhersehbaren Ausbruch erlebt oder sich aus den dezenten Gitarren plötzlich ein mächtiges Groove-Riff herausschält, das Ganze fühlt sich doch an wie Easy Listening, die Musik arbeitet mit dem Hörer und nicht gegen ihn, wie es bei eher verkopften Bands doch ab und zu der Fall ist. Hinzu gesellt sich der Gesang, der nicht nur zwischendurch an Herbrand Larsens geniale Clean-Vocals bei Enslaved, oder auch gerne an den nicht minder starken Jason Mendonça von Akercocke erinnert. Unwillkürlich fügt man im Kopf also auch noch eine Note Progressive-Black-Metal-Atmosphäre hinzu, und spätestens hier muss man sich dazu durchringen, INTRONAUT als das zu nehmen was sie sind, und Schubladen mal Schubladen sein lassen.

„Valley Of Smoke“ fasziniert von vorne bis hinten, es gibt keine Songs, die im Speziellen herausstechen, dafür wirken die Strukturen doch etwas zu wenig auf Ohrenfreundlichkeit zugeschnitten. Dementsprechend gibt es aber auch keine Unterbrechungen in der abgefahrenen, progressiven Atmosphäre, die gleichzeitig entspannt und geschäftig, aggressiv und liebäugelnd daherkommt.
Für den aufgeschlossenen Metal-Hörer ist „Valley Of Smoke“ definitiv eines der großen Highlights 2010, wer hier nicht zuschlägt, verpasst was.

Wertung: 9.5 / 10

Publiziert am von Marius Mutz

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