Review Isole – Anesidora

  • Label: Hammerheart
  • Veröffentlicht: 2023
  • Spielart: Doom Metal

Ihr letztes Album „Dystopia“ zierte eine photorealistische Version von Korns „Follow The Leader“ – doch ISOLE hatten ihren Fans natürlich nicht auf einmal Nu Metal, sondern (wie eigentlich auch erwartet) melancholischen Doom Metal zu bieten. Das Artwork ihres neuen Albums „Anesidora“ könnte nun kaum mehr nach klassischem Doom Metal aussehen – und passt ganau deswegen nicht so richtig zum Album.

Denn was die Schweden auf ihrem nunmehr achten Album hören lassen, ist weit mehr als „bloß“ Doom Metal: Schon der Opener „The Songs Of The Whales“ begeistert mit lieblichen Melodien und Gesangslinien, die (zum Glück!) nur wenig an Walgesänge erinnern. Während es der Klargesang durchaus mit dem ihrer Färöischen Kollegen von Hamferð aufnehmen kann, zeigen sich ISOLE hier in Sachen Gitarrenarbeit unerwartet Post-Metal-lastig. So lässt sich hier nicht nur ob der nautischen Thematik eine Parallele zu The Ocean oder auch Crown ziehen.

Nach dieser gelungenen Überraschung zum Einstieg nähern sich ISOLE über „Forgive Me“ und dem dann wirklich wuchtig-doomigen „Monotonic Scream“ ihrem angestammten Genre an, und zwar in der Auslegung, wie Ahab auf ihrem neuesten Album „The Coral Tombs“ spielen. Von monoton kann dabei aber ebensowenig die Rede sein wie von „Scream“: So bleibt die Musik durchweg melodiös und damit erfreulich abwechslungsreich. Und gesanglich setzten ISOLE weiterhin – wie die bereits genannten Hamferð oder, um ein einheimisches Beispiel anzuführen, die großartigen Fvneral Fvkk – fast ausschließlich auf Klargesang. Erst ganz am Ende dieses dritten Songs gibt es Growls zu hören – die Kombination beider Gesangsstile verstärkt hier die Ahab-Assoziation nochmal.

Mit „Twisted Games“ legen ISOLE in der Albummitte das Meisterstück dieses Albums vor: Ein lässiges Gitarrenlick, energiegeladene Call-And-Response-Vocals, ein packender, melancholischer Mittelteil und ein mächtiger Schlusspart fügen sich so perfekt zusammen, dass damit eigentlich alles gesagt zu sein scheint.

Und tatsächlich tun sich die verbliebenen drei Stücke des Albums etwas schwerer, dem bisher gehörten noch etwas Neues hinzuzufügen und im Ohr hängen zu bleiben – vielleicht auch, weil ISOLE sich hier gegen weitere Ausflüge in ungewohnte Gefilde entscheiden. Bis zu diesem Zeitpunkt aber auch schon so viel passiert, dass es vollkommen in Ordnung ist, dass ISOLE nun einfach weitermachen – zumal diese drei Songs auch ohne überraschende Elemente das hohe Niveau des Albums bis zum Ende aufrecht erhalten können.

Die einen Fans mögen sich vielleicht etwas mehr Mut zum Experiment in Hälfte zwei, die anderen etwas klassischeren Doom in Hälfte eins wünschen – am Ende sollten mit „Anesidora“ trotzdem alle glücklich werden. Denn mag „Anesidora“ auch etwas moderner beginnen als es in der zweiten Hälfte zu Ende geht – für die Qualität der Songs macht das keinen Unterschied: ISOLE ist auch mit ihrem achten Studioalbum wieder ein herausragendes Werk voll herzerweichender Melancholie und rundum stimmiger Songs gelungen.

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Wertung: 8.5 / 10

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