Review Jinjer – Cloud Factory (Re-Issue)

  • Label: Napalm
  • Veröffentlicht: 2018
  • Spielart: Groove Metal

Es ist gewiss nicht zuletzt der gemeinsamen Tour vergangenen Winter mit Arch EnemyWintersun und Tribulation zu verdanken, dass JINJER immer mehr Aufmerksamkeit generieren und ihre Hörerschaft vergrößern. Das sollte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Ukrainer auch musikalisch eine Menge auf dem Kasten haben. Die bunte und doch homogen klingende Mixtur aus unter anderem Metalcore, Melodic Death Metal und Thrash-Schlagseite überzeugt seit mittlerweile drei Alben – das zweite davon, welches auf den Namen „Cloud Factory“ hört und im Jahr 2014 seine Veröffentlichung erfuhr, bringen JINJER über ihre neue Labelheimat Napalm Records neu in die Läden.

„Cloud Factory“ macht zunächst rein musikalisch betrachtet auch nach vier Jahren noch eine Menge Spaß. Die acht Songs sind abwechslungsreich und, wie bereits angedeutet, durch verschiedenartige stilistische Einflüsse geprägt, ohne jedoch willkürlich und unstrukturiert zusammengeschustert zu wirken. Ein roter Faden zieht sich durchaus durch die Nummern und hält die verschiedenen Bestandteile zusammen, mit denen JINJER immer wieder gekonnt zu überraschen wissen. Nähert sich der Hörer zum ersten Mal an die Nummern an, weiß er im Grunde nie, ob ihn als nächstes brachiales Melodeath-Riffing oder ein Metalcore-Breakdown oder auch mal eine Akustik-Passage erwartet. Umsetzen können JINJER alle Facetten ihrer Musik jedoch tadellos.
Über den Instrumenten thronen die grandiosen und vielseitigen Vocals von Tatiana Shmailyuk, einer begabten Sängerin, die für ebenso viel Abwechslung sorgt wie die Instrumentalfraktion. Hier geben sich energetisches Growling und Core-Shouting gegenseitig die Klinke in die Hand, immer wieder abgelöst von melodischem Klargesang. Das funktioniert alles wunderbar und geht mit der instrumentalen Untermalung stets eine passende, stimmige Symbiose ein.

Die acht Songs, die das zweite JINJER-Album bietet, sind zumeist eher kurz bis mittellang gehalten, sodass die Platte quantitativ gesehen etwas weniger bietet als ein handelsübliches Metal-Album. Allerdings erlauben sich die Ukrainer dabei immerhin keinen qualitativen Ausrutscher nach unten, sondern überzeugen mit jeder der Nummern, auch wenn der große Aha-Effekt im Laufe der Platte ein wenig zurückgeht und die Songs, trotz der vielen Einflüsse, auf Dauer etwas ähnlich anmuten. Wirkliche Highlights zu bestimmen ist bei der trotzdem gleichbleibend hohen Qualität nicht einfach, da „Cloud Factory“ durchaus als Gesamtwerk zu empfehlen ist. „Who Is Gonna Be The One“, das mit einer schmissig-jazzigen Passage ausklingen darf, und der balladeske Rausschmeißer „Bad Water“ setzen jedoch besondere Akzente.

Als Bonus gibt es noch Live-Versionen der Songs „A Plus Or Minus“ und dem eben erwähnten „Who Is Gonna Be The One“ oben drauf. Wer „Cloud Factory“ bereits in seiner ursprünglichen Version sein Eigen nennen darf, muss anhand der Neuauflage nicht unbedingt einen Pflichtkauf auf seiner Liste notieren. Wer das Album jedoch noch nicht besitzt, sollte sich diese Gelegenheit keinesfalls entgehen lassen.

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Pascal Weber

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