Kayo Dot - Moss Grew On The Swords And Plowshares Alike Cover

Review Kayo Dot – Moss Grew On The Swords And Plowshares Alike

Als Fan von Toby Drivers Opus gilt es, ein Credo zu beherzigen: Erwarte das Unerwartete. In seinen zahlreichen Projekten – allen voran KAYO DOT und deren aufgelöste Vorgängerband maudlin of the Well – führt der Amerikaner nicht nur das Konstrukt fein säuberlich abgegrenzter Genres ad absurdum, er verändert seine Herangehensweise außerdem auf jedem Album aufs Neue. Für den Nachfolger des luftigen und doch prägnanten Konzeptwerks „Blasphemy“ (2019) hat der Multiinstrumentalist sich mit zweien seiner ehemaligen Kollegen aus maudlin of the Well zusammengetan. Herausgekommen ist ein Monstrum von einer Platte, das so sperrig wie sein Titel ist: „Moss Grew On The Swords And Plowshares Alike“.

Den Wahnsinn von „Hubardo“ (2013) – einer 99 Minuten langen Platte zwischen Jazz-Fusion, Kammermusik und Metal – wiederholt Driver hier zwar nicht. Gerade im Vergleich zu den beiden letzten Studioalben geben KAYO DOT sich auf ihrem zehnten Full-Length jedoch wieder um einiges unnahbarer und zugleich aggressiver. So stellt sich ausgerechnet die neunminütige Vorab-Single „Void In Virgo (The Nature Of Sacrifice)“ – eine formvollendete Verquickung von jaulenden Doom-Leads, außerweltlichen Synthesizern, verträumtem Gothic Rock und Drivers vielseitigem Gesang – als der am leichtesten zugängliche Teil der Platte heraus.

Verschrobene Soundkulissen und verschwurbelte Basslines aus dem Goth-Lehrbuch finden sich zwar auch in den übrigen Tracks („Get Out Of The Tower“), vorherrschend ist in diesen Stücken jedoch der Metal in seiner ungewöhnlichsten Form. Zur Vertonung der von Jason Byron erdichteten Geschichten über Paladine, Drachen und Magie, die allesamt im Scheitern ihrer Protagonist*innen und im Verfall zu enden scheinen, bedienen KAYO DOT sich vor allem imposant drohender Riffs, schräger Gitarrenmelodien und vertrackter Schlagzeugrhythmen.

Drivers über das Album hinweg bevorzugte Gesangsmethode ist ein grimmiges, an einigen Stellen geradezu ungeheuerliches Schreien – eine zur bedeutungsschweren Dramatik der Texte passende Erzählweise. Sowohl in lyrischer als auch klanglicher Hinsicht ist „The Necklace“ das verstörendste Kapitel des Albums: eine erschreckend bildhafte Schilderung eines Suizids, musikalisch verkörpert von einem bodenlosen Abgrund gleichenden Synthesizerflächen, einlullend monotonen Double-Bass-Drums und einer sphärischen Post-Rock-Auflösung von trügerischer Leichtigkeit.

Was für andere Bands ein Paradigmenwechsel wäre, ist für KAYO DOT im Grunde „business as usual“. Toby Driver hat den sich fortwährend im Wandel befindlichen Sound seiner Band einmal mehr völlig umgekrempelt und dabei etwas Faszinierendes zustande gebracht. Wie die Charaktere in Byrons Texten sind KAYO DOT auf „Moss Grew On The Swords And Plowshares Alike“ allerdings nicht in all ihren Schlachten siegreich. Manchmal verirrt die Band sich selbst in den Wirren ihres verschachtelten Songwritings („Epipsychidion“) und der dumpfe, unscharfe Sound der Platte ist insbesondere nach dem so vielschichtig produzierten „Blasphemy“ eine herbe Enttäuschung. Das beste Album des Jahres oder ihrer eigenen Diskografie haben KAYO DOT damit zwar nicht vorgelegt, wohl aber eines der interessantesten.

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Wertung: 8 / 10

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