Review Korn – Greatest Hits Vol. 1

Mit ihrem ersten Best Of „Greatest Hits Vol. 1“ lieferten KORN insgesamt 16 Songs aus ihren ersten sechs Studioalben in umgekehrter Reihenfolge. Dazu kommen ein Remix des Klassikers „Freak On A Leash“ und zwei neu eingespielte Cover-Versionen, die bis zur Rückkehr 2013 die letzten neuen Songs mit Gitarrist Brian Welch darstellten, der die Band kurz nach diesem Release verließ. Die Compilation konnte in 14 Ländern die Charts erreichen, darunter fünfmal die Top Ten und Platz 17 in Deutschland. Die Tracklist wirft hinsichtlich der Orientierung von neu nach alt und der Auswahl der Titel allerdings Fragen auf.

So ist das eröffnende Cameo-Cover „Word Up!“ nicht weniger funkig geraten als das 1986 erschienene Original, die Gitarren transferieren den markanten Beat eins zu eins in die Metal-Welt und Davis‘ nasaler Gesang passt hier ganz gut ins Geschehen. Direkt im Anschluss wird mit „Another Brick In The Wall, Pts. 1-3“ den legendären Psychedelic-Rockern Pink Floyd und einem ihrer wichtigsten Songs eine entsprechende Huldigung verpasst. Dass dabei alle drei Teile zum Tragen kommen ist durchaus positiv, lässt den Song aber mit sieben Minuten zum längsten dieser Greatest-Hits-Compilation werden. Wie schon bei anderen Cover-Versionen, die KORN eingespielt haben, entfernt sich die Komposition wenig bis gar nicht vom Original und wurde lediglich um einige härtere Gitarrenriffs ergänzt.

Darauf folgt das eigentliche Schaulaufen der bisherigen Karriere der Musiker aus dem kalifornischen Bakersfield, die bis zu diesem Zeitpunkt bereits elf Jahre andauerte. „Take A Look In The Mirror“ ist mit den drei Songs „Y’All Want A Single“, „Right Now“ und „Did My Time“ durchaus respektabel vertreten, viel mehr Nennenswertes hätte das Album aber ohnehin nicht hergegeben. Bei den folgenden Titeln von „Untouchables“ wird die Auswahl schon weniger nachvollziehbarer: „Alone I Break“ und das Grammy-prämierte „Here To Stay“ sind durchaus gute Kandidaten, aber „Thoughtless“ hätte gerade auf dieser Zusammenstellung zweifelsohne einen Platz finden müssen.

„Issues“ wurde schlussendlich mit vier Songs bedacht, von denen „Make Me Bad“ und „Falling Away From Me“ als alternativlos betrachtet werden können. „Somebody Someone“ geht in Ordnung, während „Trash“ im vorliegenden Kontext blass bleibt und durchaus vom bereits erwähnten „Thoughtless“ abgelöst hätte werden können. Aus dem 1998 erschienenen „Follow The Leader“ haben es mit „Got The Life“ und dem Klassiker „Freak On A Leash“ zwei sehr wichtige Songs der KORN-Diskographie auf dieses Release geschafft. Wo aber ist das nicht weniger wichtige „Dead Bodies Everywhere“ geblieben, dass das oft umgesetzte Laut-Leise-Schema der Band nahezu in Perfektion zeigt?

Im Fall des 1996 veröffentlichten „Life Is Peachy“ wird die Auswahl schließlich noch etwas obskurer: Was hat das nur 49 Sekunden lange und damals als Intro verwendete „Twist“ auf einer Greatest-Hits-Zusammenstellung zu suchen? Es bleibt rätselhaft, wohingegen das durchaus mit kokettem Text versehene „A.D.I.D.A.S.“ zwar teilweise etwas plump wirkt, aber im Kontext der Bandhistorie einen durchaus wichtigen Stellenwert einnimmt. Dagegen sind die entsprechenden Songs des selbstbetitelten Debüts ebenso dessen Vorzeigestücke, deshalb gibt es an „Clown“, „Shoots And Ladders“ und dem intensiven „Blind“ nichts auszusetzen. Leider wird das Gesamtprodukt durch den uninspirierten Dante-Ross-Remix von „Freak On A Leash“, der sich irgendwo zwischen seichtem Drum’n’Bass und dezent-rockigen Momenten einpendelt, eher unrühmlich beendet. Dem Druck und der Intensität des zugrundeliegenden Songs wird diese Version nicht einmal im Ansatz gerecht.

KORN hatten sich nach elf Jahren des Musizierens und unzähligen relevanten Metal-Songs durchaus eine Best-Of-Compilation verdient. „Greatest Hits Vol. 1“ liefert über weite Strecken genau das, was man auf einem Release dieser Art von KORN hören möchte. Dennoch fällt das Fehlen von Songs wie „Thoughtless“ oder „Dead Bodies Everywhere“ mindestens genauso schwer ins Gewicht wie die nur bedingt nachvollziehbare Auswahl einiger weniger denkwürdiger Titel („Trash“, „Twist“, „Freak On A Leash (Dante Ross Remix)“). Die zwei neuen Cover-Versionen dagegen bewegen sich für die Band typisch sehr nah am Original, sind aber auch keine Fehlbesetzung auf dieser Greatest-Hits-Zusammenstellung. Unter dem Strich also ein nicht immer überzeugendes Release, das dennoch in weiten Teilen einen guten Überblick über das bis dahin verfügbare Schaffen von KORN geben kann.

Keine Wertung

Publiziert am von Christian Denner

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