Konzertbericht: Korn

24.04.2021 Stranger Things: The Drive Into Experience, Los Angeles, USA (Stream-Show)

„Monumental“. Mit dem Titel ihres ersten Stream-Events regen die Nu-Metal-Gründungsväter KORN die Fantasie der Fans an: Was genau wird monumental werden? Ihre Show in der Drive-in-Location für den Netflix-Hit Stranger Things? Die Auswahl der Tracks in der Setlist? Die Soundkulisse? Oder nur der Preis für das angebotene Event-Merchandise? KORN lösen diese Fragen am Samstagabend in ihrem mit Spannung erwarteten Stream auf.

Eine Viertelstunde vor Beginn der Show wird ein Gespräch zwischen Sänger Jonathan Davis und den beiden Gitarristen James „Munky“ Shaffer und Brian „Head“ Welch gezeigt, in dem sie über die Setlist des kommendes Events sprechen und mit ihren Andeutungen zum Erfolgsalbum „Issues“ (1999) sowie dem Song „Ball Tongue“ („Korn“, 1994) frohlocken; werden für „Monumental“ etwa einige Hits aus der Mottenkiste gekramt, die die letzten Jahre zu Unrecht dorthin verbannt worden sind? Jon fasst das Stream-Event für sich mit den folgenden Worten zusammen: „Its not live, but its better than nothing.“ Genau damit beschreibt er zwar die grundsätzliche Daseinsberechtigung solcher Stream-Konzerte, wird „Monumental“ aber in keinster Weise gerecht, denn bereits mit dem Opener, dem überraschenden Live-Debüt des Songs „Victimized“ („The Paradigm Shift“, 2013), zeigen KORN, dass der heutige Abend noch für weitere strahlende Gesichter sorgen dürfte.

Screenshot des Live-Streams, Foto-Credit: Korn

Mit den folgenden Tracks „Cold“ („The Nothing“, 2019) und „Insane“ („The Serenity Of Suffering“, 2016) stellt Sänger Davis unter Beweis, dass er sich in Bestform befindet; seine Gesangsleistung ist glasklar und kräftig, seine Growls kehlig, seine Screams im Hit „Falling Away From Me“ („Issues“) rau und weinerlich zugleich. Die Zusammenstellung der Setlist fordert gesanglich viel, lässt das Fanherz aber in ungeahnte Höhen schnellen – ebenso wie die ersten Takte von „Thoughtless“ („Untouchables“, 2002), einem seit Jahren nicht mehr auf Konzerten gespielten Hit.

„Monumental“ nimmt den Zuschauer schnell für sich ein; so schnell, dass man beinah übersieht, wie gigantisch die Location ist. Ihre Ausmaße lassen eine riesige Leinwand hinter der Band sowie unzählige Lichtinstallationen und Kamerawinkel zu; die schnellen Schnitte führen in einer Sekunde von Ray Luziers Acryl-Drumset zu einer Luftaufnahme der gesamten Bühne, um im nächsten Moment Jons charakteristischen Mikroständer einzufangen. KORN haben für diesen Stream einen logistischen wie konzeptionellen Aufwand betrieben, wie er sonst nur von Headliner-Touren bekannt ist. Hierfür knapp 32 € zu verlangen, ist mehr als fair, zumal der Stream im Anschluss als Video-on-Demand bis Dienstagabend 18 Uhr verfügbar bleiben wird.

Screenshot des Live-Streams, Foto-Credit: Korn

Mit „Throw Me Away“ („Issues“) geht erneut die Kinnlade runter, denn auch diese Live-Rarität spielen KORN nun das erste Mal seit einer Dekade. Dicht gefolgt von einem weiteren Kuriosum namens „Justin“ („Follow The Leader“, 1998), spielen sich KORN auch weiter quer durch ihre Diskografie, indem neuere Tracks wie „Black Is The Soul“ („The Serenity Of Suffering“) auf beinah 20 Jahre alte Songs wie dem phänomenal vorgetragenen „Alone I Break“ („Untouchables“) treffen.

Die Band aus Bakersfield erfüllt alle Erwartungshaltungen und noch mehr, sie übertrifft sie sogar mit dem letzten Viertel der Show: Eingeleitet mit dem Reginald „Fieldy“ Arvizu auf den Leib geschneiderten, basslastigen „Dirty“ („Issues“) reihen KORN mit dem eingängigen „Can You Hear Me Now“ („The Nothing“), dem starken „Ball Tongue“ („Korn“) und dem letzten Song des Abends, „Here To Stay“ („Untouchables“), einen Hit an den nächsten – Gänsehaut inklusive.

Screenshot des Live-Streams, Foto-Credit: Korn
  1. Intro
  2. Victimized
  3. Cold
  4. Insane
  5. Falling Away From Me
  6. You’ll Never Find Me
  7. Thoughtless
  8. Coming Undone
  9. Throw Me Away
  10. Justin
  11. Black Is The Soul
  12. Freak On A Leash
  13. Alone I Break
  14. Dirty
  15. Can You Hear Me
  16. Ball Tongue
  17. Narcissistic Cannibal
  18. Here To Stay

Nach 17 hervorragenden Songs und einer 70 Minuten währenden spektakulären Show endet „Monumental“; ein Konzept, mit dem KORN nicht nur die bisherige Streamlandschaft in Grund und Boden gestampft, sondern zugleich ihre immense Strahlkraft als mittlerweile 27 Jahre alte Band unterstrichen haben. Gitarrist James sagt eingangs: „Everybody needs an escape right now […] that’s why we’re here to provide them a night where they can forget their day-to-day bullshit […] help to lift them up is our main goal with this event.“ Über eine Stunde später spürt man, dass genau das KORN auch gelungen ist.

Tickets für die Show unter >> https://kornlive.com/

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