Konzertbericht: Korn w/ Heaven Shall Burn, Hellyeah

02.04.2017 München, Zenith

Böse Zungen behaupten, KORN würden immer gleich klingen. Ganz zu leugnen ist das vielleicht nicht – dafür hat die Band mit ihrem unverkennbaren Stil aber auch ein ganzes Genre geprägt. Mit „The Serenity Of Suffering“ legten KORN im vergangenen Herbst ein weiteres Meisterwerk vor – nun geht die Band in Begleitung der Modern-Metaller HELLYEAH um Ex-Pantera-Drummer Vinnie Paul sowie der deutschen Metalcore-Instanz HEAVEN SHALL BURN auf Tour.

Pünktlich um 20 Uhr betreten HELLYEAH die Bühne. Besser gesagt: Vinnie Paul, der größte Selling Point der Band, betritt die Bühne und lässt sich kurz hinter seinem Schlagzeug stehend feiern, ehe seine Mitstreiter ebenfalls die Szenerie betreten und die Truppe eine halbe Stunde lang ihre Musik zum Besten gibt. Diese ist allerdings so dermaßen simpel gestrickt, dass man sich fragen muss, ob diese Band ohne die Vergangenheit ihrer Mitglieder in Formationen wie Pantera oder Mudvayne in irgendeiner Form Beachtung finden würde: Die Riffs sind absolut einfallslos, die Songstrukturen wenig inspiriert und auch der Gesang von Chad Gray zieht den Karren nicht aus dem Dreck. Lediglich wenn Vinnie Paul mal in seinen legendären Groove kommt, reißt das mit. Allerdings passiert das viel zu selten. Nicht verschwiegen werden soll allerdings, dass die Band offensichtlich Spaß am eigenen Tun hat und auch einige der Anwesenden Gefallen an der Musik finden. So sind am Ende des Sets alle zufrieden – die Band selbst, die Fans von HELLYEAH, da sie ihre Lieblinge sehen konnten und alle anderen, da sie diese halbe Stunde überstanden haben.

    ! (Intro)

  1. X
  2. Demons In The Dirt
  3. Sangre Por Sangre
  4. Moth
  5. Human
  6. Startariot

Die Zustimmungsrate gegenüber HEAVEN SHALL BURN ist, ausgehend von der akustischen Rückmeldung der Fans auf das bloße Betreten der Bühne durch die Band deutlich höher. Vorschusslorbeeren, die die Thüringer während der folgenden 45 Minuten mehr als rechtfertigen, indem sie einen Hit nach dem anderen und sich damit quer durch ihren eigenen Backkatalog spielen. Songs vom aktuellen Album „Wanderer“ („Bring The War Home“, „Passage Of The Crane“) stehen dabei neben Bandklassikern wie „Voice Of The Voiceless“, „Omen“ oder „Endzeit“ und Fanfavourites wie „Combat“, „Counterweight“ und „Black Tears“. HEAVEN SHALL BURN geben wie gewohnt Vollgas, was die Fans wiederum ansteckt, ebenfalls aus vollen Kehlen mitzusingen, die Köpfe rotieren zu lassen und die Fäuste zu recken. Ebenso wie die sympathischen Ansagen von Fronter Markus dürfen bei HEAVEN SHALL BURN natürlich auch das soziale und ökologische Engagement nicht fehlen: So findet eine Hommage an das Wirken der Umwelt-Aktivisten von Sea Sheperd, die mit einem Stand neben dem Merch vertreten sind, ebenso ihren Platz im Set („Hunters Will Be Hunted“) wie eine deutliche Kante kontra Atomenergie. Was nach einer Dreiviertelstunde bleibt, ist neben einem verschwitzten Shirt die Erkenntnis, dass HEAVEN SHALL BURN auch ein genrefremdes Publikum problemlos unterhalten können. [CE]

    1. Hunters Will Be Hunted
    2. Bring The War Home
    3. Voice Of The Voiceless
    4. The Omen
    5. Combat
    6. Corium
    7. Counterweight
    8. Passage Of The Crane

Awoken (Intro)

  1. Endzeit
  2. Black Tears (Edge-Of-Sanity-Cover)

Mag die Stimmung bei den deutschen Metalcorelern zuvor auch noch so gut gewesen sein, ist diese wenige Minuten vor dem Showbeginn von KORN nochmal auf einem gänzlich anderen Level: Bereits Jonathan Davis‘ Mikrophonständer bekommt Szenenapplaus, als er von einem Stagetech auf die Bühne gebracht wird, die Vorfreude der Fans liegt fast greifbar in der Luft. Als schließlich der Vorhang, der den hinteren Teil der Bühne verdeckt hielt, fällt, gibt es kein Halten mehr. Wohin die Reise heute geht, stellen KORN gleich mit dem Einstieg klar: Mit „Right Now“ von „Take A Look In The Mirror“ und „Here To Stay“ („Untouchables“) gehen KORN erst einmal weit in der Bandgeschichte zurück, ehe mit „Rotting In Vain“ der erste Song vom aktuellen Album erklingt. Neben „Insane“ bleibt das Stück überraschenderweise auch das einzige von „The Serenity Of Suffering“, das seinen Weg auf die Setlist gefunden hat – der Vorgänger „Paradigm Shift“ bleibt sogar gänzlich unberücksichtigt.

Dafür bekommen die Fans einen Klassiker nach dem anderen geboten – und natürlich auch sonst die volle KORN-Bedienung: Ein Schlagzeug-Solo von Ray darf dabei ebensowenig fehlen wie der Dudelsack, den Fronter Davis, heute im exzentrischen Satin-Rock mit Drachenmuster gewandet, als Intro zu „Shoots And Ladders“ spielt. Einzig über den Sound lässt sich bei der ansonsten rundum stimmigen Show diskutieren: Mag die Basslastigkeit, die die Halle fast zum Beben bringt, auch gewollt sein, geraten die Gitarren dagegen bisweilen dennoch etwas ins Hintertreffen. Zumindest im „Golden Circle“ vor der Bühne stört sich daran jedoch niemand: Während im Zentrum des Geschehens wilde Moshpits und mehrmals die Wall Of Death zelebriert werden, wird bis zu den Hallenrändern noch ausgelassen getanzt. [MG]

    1. Right Now
    2. Here To Stay
    3. Rotting In Vain
    4. Somebody Someone
    5. Word Up! (Cameo-Cover)
    6. Coming Undone
    7. Insane
    8. Y’All Want A Single
    9. Make Me Bad
    10. Shoots And Ladders
    11. Blind
    12. Twist
    13. Good God

  1. Falling Away From Me
  2. Freak On A Leash

Mag die Bandzusammenstellung aus den Modern-Metallern HELLYEAH, der deutschen Metalcore-Vorzeigeband HEAVEN SHALL BURN und der Nu-Metal-Legende etwas willkürlich zusammengestellt wirken – am Ende funktioniert das Package einwandfrei. Vermutlich auch, weil es bei einer Band wie KORN keine Frage der Vorbands ist, ob der Abend schlussendlich zum Erfolg wird. Dass zusätzlich zur eindrucksvollen Darbietung von KORN aber auch HEAVEN SHALL BURN eine mehr als solide Show abliefern, rundet den Abend gelungen ab, der mit den leider einmal mehr arg belanglosen HELLYEAH noch etwas schleppend begonnen hatte.

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