Das Cover von "Black Diamonds" von L.A. Guns

Review L.A. Guns – Black Diamonds

  • Label: Frontiers
  • Veröffentlicht: 2023
  • Spielart: Hard Rock

Die Glam-Rock- und -Metal-Veteranen L.A. GUNS feiern in diesem Jahr ihren 40. Geburtstag und haben in den letzten vier Jahrzehnten so einiges mitgemacht. Neben diversen Streitigkeiten zwischen allerhand Ex- und Noch-Immer-Mitgliedern ist eine der schönsten Anekdoten aus ihrer Vergangenheit wohl die, dass Gitarrist Tracii Guns und ein gewisser Axl Rose einst eine gemeinsame Band namens Guns N‘ Roses hatten. Während die allerdings gerade mal eine Handvoll Studioalben zustande gebracht haben, kommen L.A. GUNS auf stolze 15 Veröffentlichungen und pünktlich zu ihrem runden Geburtstag wird es Zeit für Platte Nummer 16. Wie das an Geburtstagen so ist, blickt die Formation auf ihrem neuesten Werk vor allem in die Vergangenheit.

Auf „Black Diamonds“ betreiben L.A. GUNS intensive Ahnenforschung – schon der psychedelische Opener „You Betray“ lässt an Led Zeppelin denken und auch für „Wrong About You“ und „Shame“ waren ganz offensichtlich Jimmy Page und seine Truppe die größte Inspirationsquelle. Überhaupt sind die 70er auf diesem Album allgegenwärtig: Songs wie „Babylon“ oder „Crying“ erinnern an die Frühphase von Alice Cooper und „Shattered Glass“ oder „Got It Wrong“ klingen wie der britische Punkrock aus der gleichen Epoche. Und für den Fall, dass es jemand vergessen haben könnte, erinnern L.A. GUNS in der großartigen Ballade „Diamonds“ sowie mit dem vielseitigen „Gonna Lose“ an ihr gemeinsames Erbe mit Guns N‘ Roses.

Diese musikalische Reise in die eigene Vergangenheit ermöglicht L.A. GUNS das Vereinen zweier augenscheinlicher Gegensätze: Einerseits klingt die Band, die durch ihren ganz eigenen Stil bekannt geworden ist, auf „Black Diamonds“ vornehmlich nach anderen Gruppen. Andererseits gelingt es den Kaliforniern aber, all die prägenden Elemente der Musik ihrer Vorbilder so natürlich in ihrem eigenen Sound einzubinden, dass sie doch wieder unüberhörbar nach sich selbst klingen. Das liegt natürlich vor allem am Gesang von Frontmann Phil Lewis, dessen Stimme dafür sorgt, dass jeder der Songs sofort nach L.A. GUNS klingt, aber auch am Gitarrenspiel von Tracii Guns. Mr. Guns ist ein ebenso begnadeter wie sträflich unterbewerteter Gitarrist, der auf diesem Album mit seinem gefühlvollen Spiel immer wieder überaus geschmackvolle Soli beisteuert.

Passend zum rückwärtsgewandten Songwriting auf „Black Diamonds“ fällt auch der Sound der Platte eher „altmodisch“ aus: Fette, moderne Gitarrenwände und schiebende Drums sucht man vergebens, stattdessen setzen L.A. GUNS auf warmen, analogen Sound. Das offene, lockere Klangbild unterstreicht den Geist des Classic Rock, der jedem der Songs innewohnt, hervorragend – eine modernere Produktion hätte vermutlich weit weniger authentisch geklungen. Umso verwunderlicher ist es, dass die beiden Songs „Lowlife“ und „Like A Drug“ eine Ecke moderner klingen als der Rest. Dieser Unterschied ist nicht so groß, dass es den Fluss des Albums stören würde, aber doch deutlich genug, um aufzufallen.

Wenn man 40 Jahre im Geschäft ist und ein ganzes Genre mitgeprägt hat, kann man seinen Wurzeln schon mal Tribut zollen. Auf „Black Diamonds“ tragen L.A. GUNS ihre Vorbilder geradezu monstranzhaft vor sich her und da diese zwangsläufig aus den 60ern und 70ern stammen, klingt die Band dabei unerwartet klassisch. Das mag all jene, die auf ein Album im Stile des Debüts oder „Cocked & Loaded“ gehofft haben, vor den Kopf stoßen, klingt ohne diese Erwartungshaltung – für die die Band selbst am wenigsten kann – aber angenehm vielschichtig und damit reichlich spannend. L.A. GUNS ist mit „Black Diamonds“ ein ehrliches Tribute-Album für ihre musikalischen Ahnen gelungen, ohne dabei einen einzigen Cover-Song aufzunehmen – Respekt.

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Wertung: 8 / 10

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