Review Lacrimas Profundere – Antiadore

Mit 20 Jahren Bandgeschichte sind die Bayern LACRIMAS PROFUNDERE sicher eine der dienstältesten Kapellen im deutschen Düstermetalsektor. Wie so viele gingen auch sie den Weg von der Doom-Truppe hin zu einer eher gefühlvoll gehaltenen Gothic-Rock-Musik. Dass sie damit nicht die Einzigen sind, denen diese Umschulung gut getan hat, muss nicht diskutiert werden, schon eher aber der Umstand, warum mittlerweile zehn Alben immer noch nicht für den verdienten Durchbruch gesorgt haben.

Sicher, wer regelmäßig bei einer Firma wie Napalm Records veröffentlicht, hat nicht alles falsch gemacht, trotzdem stehen die qualitativ hochwertigen Outputs in einem gewissen Missverhältnis zum Bekanntheitsgrad. Ob sich ausgerechnet mit „Antiadore“ daran etwas ändern wird, ist hinsichtlich der Historie eher fragwürdig, trotzdem zeigt das Quartett, dass es nichts verlernt hat. Gut, für mich ist das recht leicht zu sagen, kenne ich mich mit der Band doch nicht so gut aus, manch Langzeitfan mag vielleicht bemängeln, dass man etwas allzu sehr auf Nummer sicher geht. Aber so ist es nun mal, eine Dreiviertelstunde wird tendenziell eher langsamer, dafür umso melodischerer und vor allem traurigerer Gothic Rock geboten, der hier und da auch mal die Schlagzahl von Metal erreicht.
Die Lieder sind fast alle in eingängiger Länge gehalten und lassen nicht nur deshalb Quergedanken an die Finnen-Rock-Szene um Bands wie Entwine ohne Probleme zu. Die in der Mittelphase der Band komplett getilgten harschen Vocals finden hier und da wieder dezente Verwendung, dennoch setzt man Frontmann Roberts ausgesprochen angenehme Stimme fast ausschließlich für klaren Gesang ein, was bei der gebotenen Qualität auch vollkommen legitim ist.
Trotzdem finde ich LACRIMAS PROFUNDERE immer dann besonders stark, wenn sie etwas Gas geben. So zum Beispiel beim doublebassdurchsetzten „Abandon“, welches nicht nur den einen oder anderen Fuß zum Mitwippen annimieren sollte. Wobei man klar sagen muss, auch die halbballadesken Einlagen wissen zu gefallen, „Still In Need“ und der leicht epische Rauschmeißer „Sigh“ bieten sicher keine klischeefreien Inhalte, überzeugen aber dennoch mit angenehmer Melodieführung und einer Menge an Gefühl und auch Pathos, das hier aber, wie auf dem gesamten Album, nicht negativ auffällt.

Unter dem Strich also mal wieder eine absolut runde Scheibe (haha) der Bayern, denen man wünschen möchte, endlich das Fanpotential zu erreichen, welches sie sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten verdient, aber irgendwie verpasst haben. Freunde dunkler Musik dürfen gerne ein Ohr riskieren oder sofort zum CD-Laden marschieren.

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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