Review Lacrimas Profundere – Songs For The Last View

Die Österreicher von LACRIMAS PROFUNDERE haben ja schon einiges hinter sich. Vom Doom-Metal der frühen Stunde bewegten sie sich spätestens seit dem fünften Longplayer mit dem klangvollen Namen „Fall, I Will Follow“ von 2003 immer weiter Richtung Gothic-Rock. Dennoch, obwohl das Video zur Single „Ave End“ des gleichnamigen Albums auf den einschlägigen Musiksendern zu sehen war, blieb der große Erfolg aus. Ähnlichkeiten zu den finnischen Kollegen von HIM oder auch The 69 Eyes waren und sind unverkennbar, was die Band vielleicht in den Schatten der Großen untergehen ließ.

Nachdem dann nach der Veröffentlichung des siebten Silberlings „Filthy Notes for Frozen Hearts“ Sänger und Bandgründer Christopher Schmid, dessen Stimme neben unvergesslichen Melodien das markanteste Merkmal des Sounds der Jungs darstellt, seinen Rückzug bekannt gab, stellte sich mir die Frage, wie es denn nun weitergehen sollte. Nicht füllbar schien diese Lücke. Zumindest bis zu dem Moment, in dem mir die neueste Kreation des Fünfers ins Haus flatterte. Mit Roberto Vitacca war, nachdem Ex-Fiddlers-Green-Mitglied Peter Kafka an den Bass gewechselt war, schnell ein Ersatz gefunden. Wie sich nun zeigt, ein mehr als adäquater.

Der Opener baut mit düsterem Beat und Stimmengewirr, Maschinengewehr und schlussendlich dem monotonen Piepen eines Herzmonitors die richtige Stimmung auf. Doch mit den ersten Tönen der Single „A Pearl“ zaubert sich dem Fan ein Lächeln auf das Gesicht. Die Gitarren und Drums machen sofort klar, mit welcher Band man es hier zu tun hat (nein, nicht die 69 Eyes). In Erwartung von Christophers Organ erfahrt man dann doch eine Überraschung, wenn Rob das erste Mal ins Mikro haucht, die sich aber bald in Wohlgefallen auflöst.

Das musikalische Gewand ist dicht wie nie und glänzt geradezu vor Melodielinien, für die so mancher finnischer Kollege wahrscheinlich bedenkenlos morden würde. Und spätestens der dreckige 70er-Jahre Rock’n’Roll-Break in „The Shadow I Once Kissed“, der mitten in ein wunderschönes Duett platzt, sollte die letzten Zweifler überzeugen, dass es sich hier keineswegs um Amateure handelt. Roberto zeigt in den 44 Minuten, die das Album für einen Durchlauf braucht, wieso er genau der Richtige war, um den Posten am Mikro zu besetzen. Die Variabilität seines Organs verhindert, dass LACRIMAS PROFUNDERE sich selbst zu sehr einschränken. „And God’s Ocean“ dürfte sogar Mr. Ville Vallo vor Rührung zittern lassen, während „Dear Army“ die Metalkeule schwingt.

Alle Zweifel, die ich bezüglich der Entwicklung dieser Band einmal hatte, wurden ohne Anstrengung zerstreut und ich kann nur jedem Fan des erstklassigen melodischen Gothic-Rock empfehlen, sich diese abwechslungsreiche, beeindruckende CD zuzulegen. Nach den 12 Songs möchte man gerne nochmal Play drücken und sich dem gar nicht klischeehaften oder weichgespülten Sound hingeben. Somit von meiner Seite fast die Höchstwertung in neuer Erwartung dessen, was noch kommen mag.

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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