Review Lacrimas Profundere – Hope Is Here

Nachdem LACRIMAS PROFUNDERE ihren anfänglichen Death/Doom zugunsten eines ruhigeren Stils, ähnlich dem von HIM und Katatonia, hinter sich gelassen hatten, kann man wohl mit Fug und Recht behaupten, dass die deutschen Dark-Rocker ihren charakteristischen Sound gefunden haben. Dennoch macht die Truppe, die nun mit neuem Drummer und Bassist als Quintett agiert, auch auf ihrem nunmehr elften Album nicht Halt vor kleinen Neuerungen. „Hope Is Here“ ist nämlich ihr erstes Konzeptalbum, das die Geschichte des Jungen Aramis erzählt, der, aus der Gesellschaft ausgestoßen, Zuflucht im Wald sucht.

Dem musikalischen Grundgerüst von LACRIMAS PROFUNDERE tut das natürlich keinen Abbruch, man bekommt auch diesmal kurze bis mittellange, abwechslungsreiche, leicht zugängliche und einprägsame Gothic-Rock-Songs mit metallischen Untertönen geboten. Mit dem Konzept der Texte in Hinterkopf wirken die Songs jedoch größer und dramatischer, als sie es sonst vielleicht tun würden. Diesen Eindruck vermittelt bereits der verheißungsvolle Opener „The Worship Of Counting Down“, aber auch das für LACRIMAS PROFUNDERE ungewohnt harte „A Million Miles“, das zudem ein leicht orientalisch wirkendes Solo enthält, oder das treibend-melancholische „No Man’s Land“.
Symphonischen Bombast findet man jedoch nur in „Awake“, die übrigen Tracks haben gänzlich andere Stärken. Da wäre zum Beispiel das etwas flottere, mysteriöse „My Halo Ground“ oder der tatsächlich dezent hoffnungsvolle Titeltrack mit seinen Akustikgitarren in der Strophe. „Aramis“ besticht demgegenüber mit geradezu progressiven, flinken Drumbeats, während LACRIMAS PROFUNDERE auf „Pageant“ sogar lässige Blues-Elemente durchscheinen lassen. Eine der größten Stärken von „Hope Is Here“ ist demnach seine Vielfältigkeit, hier klingt wirklich kein Track wie der andere.
Doch nicht nur die zwischen melancholischer Ruhe und kraftvoller Ausgelassenheit schwankenden Gitarren und Keyboards wissen zu gefallen, auch die tiefen, schmeichelnden Vocals, die an manchen Stellen The Mission ins Gedächtnis rufen, überzeugen auf ganzer Linie. Rob Vitacca versteht sich vortrefflich darauf, in den entscheidenden Momenten viel Gefühl in seine Stimme zu legen, ohne dabei billigem Kitsch anheimzufallen. Wie von einer so erfahrenen Band wie LACRIMAS PROFUNDERE zu erwarten, gibt es natürlich auch an der wunderbar klaren Produktion überhaupt nichts auszusetzen.

Der Versuch, ein packendes Konzeptalbum zu kreieren, ist LACRIMAS PROFUNDERE also eindeutig gelungen. Obwohl die Songs auch alleinstehend gut funktionieren, ist es schwer, einzelne Favoriten herauszupicken, da sie allesamt etwas Besonderes an sich haben, das sie zu einem potentiellen Highlight macht. Somit ist für jeden, der dem Stil der Dark-Rocker grundsätzlich nicht abgeneigt ist, etwas dabei. Allein schon die Fähigkeit, nach so langer Zeit immer noch so fesselnde Melodien zu komponieren, muss man LACRIMAS PROFUNDERE jedenfalls hoch anrechnen.

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Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Stephan Rajchl

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