Review Lacrimas Profundere – Bleeding The Stars

  • Label: Oblivion, Steamhammer
  • Veröffentlicht: 2019
  • Spielart: Doom Metal

Ob nun aus rein nostalgischen Gründen oder aufgrund einer fundierten, kritischen Bewertung – viele Fans und Kritiker betrachten die Frühwerke zahlreicher Bands als deren beste Veröffentlichungen. Manchen Musikgruppen gelingt es hingegen, ihre Hörer nach einem krassen Stilbruch nach und nach an die neue Ausrichtung zu gewöhnen und damit schlussendlich aus dem Schatten der eigenen Vorgeschichte zu treten. So in etwa dürfte es auch LACRIMAS PROFUNDERE ergangen sein, die ursprünglich astreinen Death/Doom gespielt hatten, später allerdings zum Gothic Rock im Stil von HIM umschwenkten und sich damit jenen Sound aneigneten, für den man sie nun schon seit über zehn Jahren kennt und schätzt. Umso verwunderlicher erscheint es, dass die Deutschen es auf „Bleeding The Stars“ nunmehr Paradise Lost gleichtun und wieder „back to the roots“ gehen.

Ganz so kompromisslos brachial und oldschool wie die Briten zuletzt auf „Medusa“ zu Werke gingen, klingen LACRIMAS PROFUNDERE auf ihrem zwölften Album im Grunde genommen nicht. Dass Bandkopf und Gitarrist Oliver Schmid nach langem mal wieder Metal der härteren Gangart spielen wollte (was einige Zerwürfnisse und folglich Änderungen in der Besetzung nach sich zog), merkt man der Platte jedoch deutlich an. Schon der wehklagende Opener „I Knew And Will Forever Know“ hat dank seiner getragenen, rauen Doom-Gitarren um einiges mehr Durchschlagskraft als die Songs der Vorgängerplatte „Hope Is Here“. Im Refrain stellt Neuzugang Julian Larre, auf den die Band über seine Vocal-Cover-Versionen auf YouTube aufmerksam geworden ist, zudem unter Beweis, dass er nicht nur tiefen, stoischen, Genre-typischen Gesang beherrscht, sondern auch inbrünstig screamen kann.

LACRIMAS PROFUNDERE haben also den Doom Metal und den Schreigesang wieder für sich entdeckt – ihren charakteristischen Gothic-Rock-Stil haben die Deutschen allerdings nicht gänzlich abgelegt. Das schwungvolle, düsterromantische „Celestite Woman“ und das leider recht kurz geratene „After All Those Infinities“ mit seiner eleganten Pianobegleitung sind stilistisch beispielsweise nicht allzu weit von den Songs auf „Filthy Notes For Frozen Hearts“ entfernt und ebenso gelungen arrangiert. Vereinzelt brechen LACRIMAS PROFUNDERE sogar ein bisschen aus der Dichotomie ihres alten und neuen Stils aus und versuchen sich an etwas Ungewöhnlichem, wie etwa den flinken, grazilen Streicherarrangements auf „The Kingdom Solicitude“.

Dass „Bleeding The Stars“ als Ganzes leider dennoch nicht so recht zünden will, liegt weder an der Stilistik noch an der Aufnahmequalität, sondern an den allzu austauschbaren Kompositionen vieler der Songs. Ein nicht unbeträchtlicher Teil des Albums schleppt sich schlicht unspektakulär dahin – so zum Beispiel das träge „Like Screams In Empty Halls“ oder das jammervolle „The Reaper“. Mit den wenigen, über die Platte verteilten Highlights können LACRIMAS PROFUNDERE die eher verschlafenen, übrigen Tracks leider nur bis zu einem gewissen Grad ausgleichen.

An sich ist die partielle Rückkehr in den Death/Doom, die LACRIMAS PROFUNDERE auf „Bleeding The Stars“ vollziehen, durchaus zu unterstützen. Ein paar der neuen Songs profitieren ganz klar von dem größeren dynamischen Spielraum, der sich durch das nunmehr breiter gefächerte, musikalische Repertoire eröffnet. Über weite Strecken lässt das Trio die sich dadurch ergebenden Möglichkeiten jedoch ungenutzt. Mal verlieren sich LACRIMAS PROFUNDERE zu sehr im Kitsch („A Sip Of Multiverse“), mal passiert schlicht zu wenig Aufsehenerregendes („The Reaper“), um den Hörer zu packen. Dass sich doch recht viel mittelmäßiges Material in das Album eingeschlichen hat, ist angesichts der knappen Spielzeit von nicht einmal 40 Minuten umso bedauerlicher. LACRIMAS PROFUNDERE werden demnach wohl noch einen Anlauf brauchen, um ihren alten Stil wieder sinnvoll in ihr Songwriting zu integrieren.

Wertung: 6 / 10

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