Review Leaves’ Eyes – Fires In The North (EP)

Wenn man LEAVES’ EYES eines nicht vorwerfen kann, dann dass es in diesem und im letztem Jahr zu ruhig um die Band gewesen sei: Gegen Ende 2015 legten die deutschen Symphonic-Metaller mit „King Of Kings“ ihr bis dato wohl bestes und zu Recht erfolgreichstes Album vor, gut ein halbes Jahr später sorgte die Trennung von Gründungsmitglied und Sängerin, der gebürtigen Norwegerin Liv Kristine, für Furore. Das ist nicht unverständlich, ist Liv Kristine nicht nur eine stimmgewaltige Sängerin, sondern auch seit dem Debütalbum „Lovelorn“ fester Bestandteil der Band.
Aufzuhören war für die Mannen um Gitarrist und Growler Alexander Krull dennoch keine Option. Zusammen mit Liv Kristines‘ Ausstieg wurde bereits die Nachfolgerin in Form der gebürtigen Finnin Elina Siirala angekündigt. Die erste Aufnahme mit ihr, eine neue Version des „King Of Kings“-Songs „Edge Of Steel“, stieß auf geteilte Meinungen. Nun liegt mit der EP „Fires In The North“ der erste greifbare Release aus der Ära nach Liv Kristine vor.

Wie schon auf ihrem 2015er Referenzwerk und einigen der vorigen Alben entführen uns LEAVES’ EYES abermals in die nordische Welt der Wikinger. Das sehr ansehnliche Cover-Design könnte gar auf eine weitere Single-Auskoppelung aus „King Of Kings“ schließen lassen. Tatsächlich handelt es sich beim titelgebenden „Fires In The North“ jedoch um einen brandneuen Song, und dieser hat es wahrlich in sich: Kräftig sägende Gitarrenriffs werden mit Melodieläufen gekreuzt wie der klare Gesang Elina Siiralas mit Alexander Krulls Growls. Dazu gibt es mächtigen Choreinsatz, und ein Refrain, der sich nicht auf Anhieb in den Gehörgängen festbeißt, aber mit jedem Durchlauf wächst, vervollständigt den Song. Freilich ist es noch ungewöhnlich, eine fremde Stimme bei einem komplett neuen LEAVES’-EYES-Release zu hören, aber Elina Siiralas Gesang fügt sich auf Anhieb stimmig in den Sound ein, was gemessen an den sehr großen Fußstapfen, in die sie zu treten hat, nicht selbstverständlich ist.
Abgesehen vom Titelsong wartet „Fires In The North“ zwar nicht mit weiteren neuen Stücken, aber einer Handvoll Dreingaben auf, die ebenfalls nicht zu verachten sind. Die Akustik-Version von „Fires In The North“ ist interessant arrangiert und eignet sich noch besser als Präsentation der neuen Stimme. Ansonsten beinhaltet die EP einige neu aufgenommene Songs des „King Of Kings“-Albums, sodass der Hörer sich ein Bild davon machen kann, wie Elina Siirala neben dem in dieser Version bereits bekannten „Edge Of Steel“ auch die Nummern „Sacred Vow“ und „Swords In Rock“ interpretiert. Dies gelingt ebenfalls sehr gekonnt, wobei insbesondere die Leistung bei „Sacred Vow“ beachtenswert ist.

LEAVES’ EYES sind eine Band, die sich definitiv im Umbruch befindet. Und obgleich die Enttäuschung über die Trennung von Liv Kristine nachvollziehbar ist, muss festgehalten werden, dass die Gruppe mit „Fires In The North“ ihre neue Ära mit einem sehr vielversprechenden Start begeht. Etwas schade ist nur, dass der Hörer auf mindestens zwei der B-Seiten gut hätte verzichten können, wenn es statt dessen neben dem Titeltrack noch einen weiteren neuen Song gegeben hätte. Halten LEAVES’ EYES ihren bisherigen Veröffentlichungsrhythmus jedoch ein, dürfte uns nächstes Jahr ohnehin ein neues Album ins Haus stehen, und die Zweifel, dass es mit der Band auf einem guten musikalischen Weg weitergehen kann, sollten durch „Fires In The North“ allemal getilgt sein.

Keine Wertung

Publiziert am von Pascal Weber

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