Review Leaves’ Eyes – King Of Kings

Es gibt Bands, die ihre Klassiker, an denen sich jedes nachfolgende Werk messen lassen muss, schon sehr früh schreiben. Gerade die ersten Platten einiger gestandener und seit langem aktiver Gruppen gelten oftmals als unantastbar. Dass es auch anders funktionieren kann bewiesen die deutschen Symphonic-Metaller LEAVES’ EYES mit „King Of Kings“. So gelungen die frühen Alben der Band wie „Vinland Saga“ oder „Njord“ auch sein mögen, hat es doch bis zum Jahr 2015 gedauert, bis die Gruppe mit Album Nummer sechs ihr bis dato bestes Werk veröffentlicht hat, das zudem einen, obschon zu dieser Zeit noch nicht geplanten, würdigen Abschluss der Ära mit Ur-Sängerin Liv Kristine darstellt.

Bei LEAVES’ EYES handelt es sich um eine Gruppe, die ihren grundlegenden Stil im Laufe des Bestehens nicht unbedingt großartig umgekrempelt, aber doch zusehends verfeinert haben. „King Of Kings“ stellt bis heute die Krönung dessen dar. Weder zuvor noch danach klang die bandeigene Melange aus Metal, symphonischem Bombast, Folk und nordischer Wikinger-Atmosphäre besser und mitreißender als hier, da reicht auch der aktuelle Output „Sign Of The Dragonhead“ nicht heran.
Was „King Of Kings“ nun im Reigen der bisherigen LEAVES’-EYES-Langwerke so herausragend macht, ist nicht nur die Perfektion des bisher Dagewesenen, sondern auch die Songs an sich. Nie haben die Symphonic-Metaller es geschafft, so viele überzeugende Nummern auf einem Album unterzubringen, das nicht nur jeglichen Rohkrepierer außen vorlässt, sondern auch fast durchgehend Songs mit Hitpotenzial bietet. Egal, ob man den melancholisch-atmosphärischen Titelsong, die wuchtige Abrissbirne „Halvdan The Black“ oder das ohrwurmtaugliche „The Waking Eye“ genauer betrachtet – „King Of Kings“ bietet viele unterschiedliche Facetten und Stimmungen, von denen alle ausnahmslos gut zur Geltung kommen. In diesem Kontext funktionieren dann auch feiertaugliche Folk-Stimmungslieder wie „Vengeance Venom“ oder „Swords In Rock“ außerordentlich, die sonst oftmals nervig vor sich hin dudeln oder den Charakter einer kalkulierten Hit-Single ausstrahlen.

Es ließe sich zu jeder Nummer auf der Platte ein lobendes Statement schreiben, besonderer Erwähnung befürfen jedoch drei Songs: „Haraldskvæði“, eine unbeschreiblich sensible, zart und wunderschön klingende Ballade bar jeglichen Kitsches, dafür voller Emotion, die dem Hörer Gänsehaut verschafft. Die teils norwegischen Lyrics tragen zudem viel zur Atmosphäre bei. Weiterhin ist „Edge Of Steel“ mit Epica-Sängerin Simone Simmons als Vocal-Gast zu erwähnen, ein Song, der Energie und Eingängigkeit perfekt vereint und mit einem tollen Duett zwischen Liv Kristine udn Simone Simmons aufwartet. Einen weiteren Gastbeitrag bietet schließlich „Blazing Waters“, auf dem sich Lindy-Fay Hella von Wardruna die Ehre geben darf. Dieses siebeneinhalbminütige Song-Ungetüm baut sich langsam und atmosphärisch aus, explodiert dann und mündet in einen dramatischen Refrain, bevor der Song am Ende wieder zur Ruhe kommen und entspannt ausklingen darf. Exzellent!

Starker Leadgesang, kraftvolle Growls, metallische Power und symphonische Epik werden auf „King Of Kings“ derart gekonnt miteinander in Einklang gebracht, wie es LEAVES’ EYES noch nie gelungen ist. Es handelt sich dabei nicht nur um das beste Album der Band, sondern um eine Meisterleistung des Symphonic Metal, das seinem Namen, obzwar sich dieser eigentlich auf den ersten König Norwegens, Harald Hårfagre, bezieht, durchaus gerecht wird. Ganz groß und leider von „Sign Of The Dragonhead“ unerreicht, wobei es auch wirklich viel verlangt wäre, solch ein Werk nur wenige Jahre später noch einmal auf die Beine zu stellen.

Wertung: 9 / 10

Publiziert am von Pascal Weber

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