Review Master – The Human Machine

  • Label: Pulverised
  • Veröffentlicht: 2010
  • Spielart: Death Metal

Legendär sind sie allemal – doch auch, wenn die Death-Metal Vetaranen MASTER von diversen Genregrößen wie Napalm Death, Pestilence oder Carcass stets als wichtiger Einfluss genannt werden und mit sage und schreibe zehn Studioalben in zwanzig Jahren Bandgeschichte auch noch zu den Fleißigen in der Szene gehören, wurde ihnen nie die Aufmerksamkeit zu Teil, welche vielen Genre-Kollegen seit dem Aufstieg des Death Metal zum „Metal-Mainstream“ vergönnt ist: Denn während andere Formationen zu Szeneikonen gehypt wurden, blieb MASTER der große Durchbruch bis heute verwehrt.
Einer der Gründe dafür dürfte wohl in der extremen Lineup-Instabilität zu suchen sein, mit der sich Fronter und Szene-Koryphäe Paul Speckmann jahrelang herumschlagen musste: Acht Gitarristen und sechs Schlagzeuger wurden verschlissen, ehe der nach Tschechien ausgewanderte MASTERmind (haha) schließlich 2004 mit Alex Nejezchleba und Zdenek Pradlovsky die aktuelle Besetzung formierte.

Mit „The Human Machine“ kommt nun Speckmanns vierter Anlauf, mit dieser Besetzung endlich den Sprung aus dem Underground zu schaffen, auf den Markt.
Und auch, wenn mich das für MASTER-Verhältnisse überraschend modern anmutende Coverartwork von Eliran Kantor zunächst etwas irritiert, lässt es mich auf den ersten Blick eher an Megadeth denn an „Speck Metal“ denken, so wissen doch bereits die ersten Töne des das Album eröffnenden Titeltracks zu beruhigen – ist doch bereits hier klar, dass sich hinter der modernen Optik am Ende doch ein echtes MASTERpiece verbirgt: 45 Minuten das volle Brett Oldschool-Death:
Tonnenschwere, räudige Riffs, dann und wann ein lässig eingestreutes Gitarrensol und dazu Paul Speckmanns Stimme, mit der sich der sympatische Fronter im Reibeisen-Ranking garnicht all zu weit hinter Asphyx- beziehungsweise Hail Of Bullets-Rostkehlchen Martin Van Drunen wiederfindet.
Auffällig ist dabei, dass „The Human Machine“ im Vergleich zu den Vorgängern ein gutes Stück ausgebuffter daherkommt: Zwar darf man von MASTER natürlich auch 2010 keinen Progressive Techical Death Metal erwarten, jedoch wirken die Riffs und so auch das Resultat als Ganzes gegen bisweilen fast schon punkig daherkommende Songs wie „Betrayal“ vom 2005er-Release „Four More Years Of Terror“ um Längen anspruchsvoller und ausgereifter. Und auch, wenn keines der Stücke auf „The Human Machine“ sonderlich hervorsticht oder länger als jedes beliebige andere auf dem Album im Ohr bleibt, ergeben die zehn Tracks als Ganzes gesehen ein mehr als solides Death Metal-Album, das jeden Fan brachialer Klänge zufriedenstellen dürfte: Durch einen rohen, ungeschliffenen, aber dabei dennoch druckvollen und differenzierten Sound ins rechte Licht gerückt, präsentieren sich MASTER hier in Bestform.

Sicherlich kann „The Human Machine“ nicht mit sonderlich ausgeprägter Individualität punkten – da es das aber auch zu keiner Zeit krampfhaft versucht, sondern sich völlig damit zufrieden gibt, ein gutes Oldschool-Death Metal-Album zu sein, wird dabei kein gestecktes Ziel verfehlt.
Klar ist: MASTER erfinden hier weder sich noch den Death Metal als solchen neu – dafür hauchen sie ihm auf „The Human Machine“ gekonnt den Spirit vergangener Tage ein und machen ihren berechtigten Anspruch auf mehr Aufmerksamkeit deutlicher als je zuvor geltend.

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert