Review Michael Schenker Group – Temple Of Rock – Live In Europe (DVD)

  • Label: Inakustik
  • Veröffentlicht: 2012
  • Spielart: Hard Rock

Es gibt Bands, bei denen man meint, dass man über ihre Konzerte und DVDs schreiben könnte, ohne sie gesehen zu haben. Große, professionelle Truppen, die relativ häufig touren und/oder eine DVD veröffentlichen und ihre Setlist zu allerhöchstens 50%, eher deutlich weniger, variieren. Bands, bei denen man sich darauf verlassen kann, dass die Musiker eine gute Performance abliefern werden, wo die Reaktionen des Publikums vorherzusehen sind und wenig schief gehen kann. So eine Band ist sicher die MICHAEL SCHENKER GROUP, die uns mit „Temple Of Rock – Live in Europe“ die zweite DVD innerhalb von zwei Jahren ans Herz legt.

Und doch bin ich froh, diese DVD angesehen zu haben. Denn weniger vorhersehbar als die Performance der Band scheint mir die Qualität der Produktion zu sein – aber der Reihe nach. Michael Schenker, einer der deutschen Ausnahmegitarristen, hat seinem Wanderzirkus MICHAEL SCHENKER GROUP kürzlich mal wieder ein überholtes Line-Up verpasst und sich mit Doogie White als Sänger auf Tour begeben. Von dieser Tour wurden das Konzert im Mai 2012 in Tilburg und als Bonusmaterial fünf Songs vom Auftritt auf dem Londoner „High Voltage Festival“ aufgezeichnet.
Aber nicht nur der Sänger wurde vorher gewechselt, es sind – hier die ersten Überraschungen – ordentlich ehemalige Scorpions-Mitglieder auf den fahrenden Zug aufgesprungen. Und so gibt es mit Francis Buchholz und Herman Rarebell gleich zwei ehemalige Skorpione mit je 19 Dienstjahren in Deutschlands erfolgreichster Hard-Rock-Band auf der Bühne. Natürlich hat das Auswirkungen auf die Setlist, die mit fünf Tracks der Hannoveraner aufwartet.

Ansonsten herrscht in der Setlist weitgehend variationsfreier Raum. Es gibt in der ersten Hälfte des Konzertes den üblichen Überblick über die Leistungen der MICHAEL SCHENKER GROUP, um sich gegen Ende der Ära des verrückten Axtmannes bei UFO zu widmen, die nach dem 11. Track das Gros der Musik bereitstellt. Das muss natürlich alles nicht schlecht sein, und Konzertbesucher hätten sich sicher sehr gewundert, wenn sie um „Doctor, Doctor“ betrogen worden wären. Ob allerdings immer dieselben zehn Tracks auf jeder Live-Veröffentlichung landen müssen, könnte man hinterfragen.

Wenig infrage stellen kann man hingegen die musikalische Qualität dessen, was einem hier geboten wird. Michael Schenker spielt vom ersten Moment an überzeugend, fehlerlos und schlicht beeindrucken wie immer. Seine Präzision ist nicht umsonst legendär. Auch der Rest der Band schlägt sich hervorragend, was angesichts der langjährigen Erfahrung ebenso wenig verwundern mag – selbst Sänger Doogie White fügt sich besser in den Klang der MICHAEL SCHENKER GROUP ein, als ich zuerst erwartet hätte.

Stattdessen krankt die DVD auf der technischen Seite. Das Bild könnte wirklich schärfer sein und auch die Beleuchtung ist nicht optimal gelöst: Insgesamt ist der Bühnenraum zu dunkel und streckenweise ist zudem das Bild wegen der Spotlights überbelichtet, sodass man die Musiker eher als grelle Schattenwerfer wahrnimmt. Zwar ist das Bild beim Bonus-Konzert auf dem High Voltage besser. Der Ton jedoch hat dort im Gegensatz zum Tilburg-Konzert nachgelassen und schrammt gelegentlich nur knapp an der Übersteuerung vorbei. Hundertprozentig glücklich kann man also nicht sein. Und wo wir gerade beim Kritisieren sind: Zehn Minuten Bonusmaterial, in denen man die Band vor dem Konzert in Tilburg herumsitzen sieht, und beobachtet, wie sie Wasser und Fruchtsaft trinkt, ist vielleicht etwas wenig.

Schlussendlich bleibt eine DVD der MICHAEL SCHENKER GROUP, die vor allem von der Anwesenheit der vielen Scorpions-Mitglieder profitiert und sich spielerisch durchaus sehen lassen kann. Aus der Menge an Live-Veröffentlichungen sticht sie aber nicht heraus und muss mit Abzügen in der technischen Note und beim Bonusmaterial leben. Wer eine der vier anderen DVDs der MICHAEL SCHENKER GROUP erworben hat, die in den letzten acht Jahren veröffentlicht wurden, sollte hart nachdenken, bevor er zuschlägt.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Marc Lengowski

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