Mütterlein - Bring Down The Flags Cover

Review Mütterlein – Bring Down The Flags

MÜTTERLEIN scheint auf den ersten Blick ein merkwürdiger, gar ulkiger Name für ein düsteres Rockmusikprojekt zu sein. Wer Nicos gleichnamigen Song von ihrem mittlerweile wohl weitgehend in Vergessenheit geratenen dritten Album „Desertshore“ (1970) kennt, begreift jedoch schnell, weshalb Marion Leclercq unter diesem Pseudonym aktiv ist. Schon auf ihrem Debüt „Orphans Of The Black Sun“ (2016) zeigte die Französin, dass sie mit Schubladen ebenso wenig wie ihr wegweisendes, aber kontroverses Idol anfangen kann bzw. will. Da verwundert es auch nicht, dass MÜTTERLEIN ihren nur grob zwischen Dark Rock und Dark Folk einzuordnenden Sound bereits auf ihrem zweiten Album „Bring Down The Flags“ neu ausrichtet – mit einem deutlich finstereren Ziel vor Augen.

Einzig an Leclercqs blökender Stimme – das Wort „Gesang“ erscheint hier nicht einmal unter Einbezug von Screaming-Vocals angebracht – ist MÜTTERLEIN auf der gut 40 Minuten langen Platte wiederzuerkennen. Mit ihren Instrumenten taucht die Einzelkünstlerin auf „Bring Down The Flags“ hingegen in ganz andere Sphären ein. Ihre neuen Songs hängen irgendwo zwischen Doom Metal, Black Metal und Dark Ambient in der Schwebe.

Eine tiefe, grollende Klangfläche zieht sich durch das gesamte Album, das ansonsten auffallend karg arrangiert ist. Wenn Gitarren auf der Bildfläche erscheinen, dann zumeist als zähe, pechschwarze Masse. Klar abgrenzbare Noten wie im beunruhigenden, gleitenden Tremolo in „Mother Of Wrath“ hört man nur selten. Derweil schleppen die Drums sich schwerfällig und abwechslungsarm dahin. Sogar die eher intensiveren Passagen erwecken den Anschein, als reiße Leclrecq die Schlägel unter größter Anstrengung empor, um sie dann völlig entkräftet auf die Felle hinabstürzen zu lassen. MÜTTERLEIN erschafft so einen Raum der Leere, den sie in blinder Wut mit ihren wüsten Schreien füllt.

Ihr dabei zu lauschen, ist anfänglich eine durchaus eindringliche Erfahrung, die sich jedoch allzu schnell in Gleichgültigkeit auflöst. Je länger die Songs einen Rhythmus beibehalten, ohne dass die heraufbeschworene Atmosphäre etwas Interessantes hervorbringt, desto mehr wird man ihrer überdrüssig. Weder mit den beiden Ambient-Einschüben „A Mass For It“ und „A Mess To Me“ noch mit dem von einem monotonen Industrial-Beat gestützten Zwölfminüter „Requiem“ kann MÜTTERLEIN letztlich einen über den Grundton der Platte hinausgehenden Eindruck hinterlassen.

Die abgründige Stimmung, die MÜTTERLEIN auf „Bring Down The Flags“ transportiert, mag zu Beginn auf erschütternde Weise imponieren. Dass die Wirkung der Musik sich allerdings rasch verflüchtigt, liegt an ihren mäßigen Einzelteilen. Leclercqs raues, eindimensionales Gebrüll ist weder besonders extrem noch ausdrucksstark und ihre monotone, träge Instrumentierung lässt Höhen, Tiefen und Substanz vermissen. So hinterlässt das zweite Studiowerk der Einzelgängerin zwar ein beunruhigendes Gefühl, versetzt aber doch bei weitem nicht so sehr in Angst und Schrecken, wie MÜTTERLEIN es mit einer einfallsreicheren Umsetzung ihrer obskuren Stilmischung vermocht hätte.

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Wertung: 5 / 10

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