Review Pain Of Salvation – Linoleum (EP)

PAIN OF SALVATION hatten dieses Jahr unter der Insolvenz von SPV zu leiden: Ihre Tour mit Dream Theater musste abgesagt und das neue Doppelalbum „Road Salt“ verschoben werden. Immerhin trösteten sie ihre Fans mit der genialen Doppel-DVD „On The Two Deaths Of“ und bringen nun kurz vor Jahresende noch eine EP mit sechs Tracks als Ausblick auf das neue Album auf den Markt.

„Linoleum“ klingt wieder einmal völlig anders als alles, was von Daniel Gildenlöw und Co. in der Vergangenheit veröffentlicht wurde. Ohne festen Bassisten und mit dem neuen Drummer Léo Margarit fröhnen die Herren keineswegs mehr einem Progressive Metal, der immer wieder um neue Einflüsse bemüht ist, sondern entschieden sich, es einmal völlig ohne Prog und im Prinzip auch ohne Metal zu versuchen. Die Musik der EP ist schwer zu beschreiben; vielleicht verliert der Promozettel aus diesem Grund nicht ein konkretes Wort über ihren Sound?

Auffällig ist zunächst einmal die extrem bescheidene, muffelig-verwaschene Produktion der Platte. Im Opener „Linoleum“ ackert die Band irgendwo zwischen Desert-/Stoner- und Groove-Rock-Gefilden herum und besucht in der Mitte die Kollegen von Porcupine Tree. Mehr als ungewohnt, so etwas von den Herren zu hören, aber Abwechslungsreichtum war schon immer eine der Stärken von PAIN OF SALVATION. Die Produktion passt zum Sound, wirkt aber dennoch aufgesetzt, gerade weil die Band in der Vergangenheit durch aufwendige Soundtüfteleien auffiel. „Mortar Grind“ gibt sich düster und etwas verspielter, ohne große Begeisterungsstürme auszulösen.

„If You Wait“ ist auf New Artrock getrimmt: Tragend, elegisch, atmosphärisch. Hier passt die Produktion überhaupt nicht zum Song und zieht ihn in seiner Wirkung runter. Entwicklung ist nicht zu verzeichnen, nach nicht einmal drei Minuten ist der Track aus. Da wäre mehr drin gewesen und hätte Großes draus wachsen können. „Gone“ ist zu Beginn ebenfalls ruhig, spielt mit Rhythmusmachern und präsentiert uns Daniel Gildenlöws überambitionierten, extra-ausdrucksstarken Gesang.

Hinter dem seltsam betitelten „Bonus Track B“ versteckt sich keineswegs ein Musikstück, sondern lediglich ein Mitschnitt eines Gesprächs der Band. Dieses scheint als Gag extra für die EP aufgenommen worden zu sein. Durchaus lustig, aber nach zweimaligem Anhören wohl eher ein Skipkandidat.

Das abschließende „Yellow Raven“ ist ein Cover des gleichnamigen Songs der Scorpions. Er ist interessanterweise derjenige Song, der am ehesten an die bisherigen Werke der Gruppe erinnert und die beste Nummer auf dieser gut 30-minütigen Scheibe. Daniel Gildenlöw singt ausnahmsweise einmal nicht überambitioniert, der Refrain löst Gänsehaut aus und der Songaufbau ist stimmig und spannend.

Alles in allem vermittelt die EP ein gutes Bild davon, wo die Reise von PAIN OF SALVATION in Zukunft hingehen soll. Mit der krassen Stiländerung werden sich vermutlich nicht alle Anhänger der Band anfreunden können, andererseits sind diese von den bisherigen Platten ja auch schon einiges gewöhnt. Zweifellos war die Musik der Band aber schon einmal spannender, packender und abwechslungsreicher als auf „Linoleum“ (z.B. auf „The Perfect Element“). Bleibt zu hoffen, dass „Road Salt“ wieder eine ordentliche Produktion kredenzt bekommt und stilistisch breiter gefächert ist.

Keine Wertung

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