Review Powerwolf – Lupus Dei

Gibt es noch Hoffnung für den Power Metal? Nach meiner traumatisierenden Erfahrung mit Iron Fire (wenn ich nur zurückdenke, gruselts mich schon) und mit Blick auf andere stagnierende Genrevertreter war ich schon recht nah dran, die ganze Richtung erstmal aus dem Blick zu verlieren, denn etwas Interessantes hatte ich schon lange nicht mehr gehört. Aber man kennt das ja: „Wenn du denkst: Es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her“. Für mich trägt dieses Lichtlein den Namen POWERWOLF.

Für das Adjektiv, das einem beim Hören der Musik von POWERWOLF zuerst in den Sinn kommt, gibt es drei Spitzenkandidaten: „Bombastisch“, „sakral“ und „kitschig“. Bombastisch ist die Musik des deutsch-rumänischen Fünfers in der Tat, und woher das kommt, ergibt sich aus der Lektüre einiger Informationen zum Album und zu den Personalien der Band. Sänger Attilas musikalischer Haupteinfluss ist Richard Wagners „Siegfried“, was schon mal viel aussagt; außerdem wurden zu den Aufnahmen gleich mehrere Chöre herangezogen (ein Herrenchor, ein Damenchor und ein spezieller Metalchor (Achtung, Wortspielgefahr)) und die Aufnahmen teilweise in einer Kirche eingespielt, das sind fast schon Manowar’sche Dimensionen.
„Sakral“ wird die Musik durch den (sehr gelungenen Einsatz) der von Falk bedienten Orgel einerseits und durch die Texte andererseits, die sich auf eine – ich interpretiere es einmal so – sehr ironische Weise christlicher bzw. biblischer Vokabeln bedient; hier ein „Ave Maria“ („Prayer in the Dark“), da ein „Halleluja“ („We take it from the Living“), dort noch ein paar lateinische Zeilen, fertig ist der stimmige sakrale Anstrich. Tja, und „kitschig“… wer die Musik von POWERWOLF als kitschig verurteilt, der hat entweder an der falschen Stelle reingehört oder stört sich an der Orgel, aber derjenige ist dann hier eh bei der falschen Band. Außerdem ist der Kitschfaktor durch den kräftigen Gesang und die doch recht düstere Atmosphäre eh sehr gering.

Also bildet die Musik der Kraftwölfe (okay, ich gebs zu, die wörtliche Übersetzung klingt bescheiden) eine Synthese aus Bombast und kirchlicher Atmosphäre. Addiert man hierzu noch die schönen Powermetal-Gitarrensoli und -riffs, den großartigen, kraftvollen Gesang von Attila und eine Prise Schmünzler (beim Refrain von „Behind the Leathermask“ muss ich immer wieder grinsen, das ist so herrlich stereotypisch), dann ergibt sich eine einfach nur geniale Mischung, die sich zu toller Musik kondensiert, in diesem Fall zu einer ganzen Sammlung von Powermetal-Hymnen, die wirklich hymnisch und nicht nur kitschig sind. Lediglich Kleinigkeiten stimmen noch nicht ganz, so zum Beispiel der noch nicht ganz makellose leise Gesang von Attila am Anfang von „Saturday Satan“ oder das Fehlen eines Orgelsolos (wie geil wäre das!), aber das sind im Endeffekt Marginalien. Ich kann es kaum erwarten, diese Truppe auf der Bühne zu sehen, wobei ich mich noch frage, wie man die Chöre auf der Bühne rüberbringen will. Aber selbst wenn sie aus der Konserve kommen, werde ich mit Freuden die knalligen Refrains von Songs wie „Prayer in the Dark“ und „Saturday Satan“ mitgrölen. Der Power Metal ist also doch noch nicht verloren – Halleluja! Danke, POWERWOLF!

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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