Review Queen – Hungarian Rhapsody

  • Label: Island
  • Veröffentlicht: 2012
  • Spielart: Rock

Es gibt Bands, über die muss man einfach keine Worte mehr verlieren, alleine der Name klingt wie bloße Magie, das Flair, die Mystik oder auch die Tradition lassen unwillkürlich Bilder entstehen und Gefühle lebendig werden. Dick aufgetragen? Vielleicht, aber man sollte sich schon vergegenwärtigen, dass wir es hier mit QUEEN zu tun haben, einer absoluten Institution im Rockbereich. Nur zwei Zahlen, die die Einzigartigkeit der Band unter Beweis stellen: Jedes der seit 1974 erschienenen Alben (und das ist immerhin eine zweistellige Anzahl) erreichte in mindestens einem Land Platz eins in den Charts, außerdem verkaufte man bis heute nicht weniger als 320 Millionen CDs.

Nun, jetzt habe ich doch einige Eulen nach Athen getragen, wobei das im vorliegenden Live-Konzert schon Blödsinn ist, wären die Flattermänner in Budapest doch viel besser aufgehoben, denn dort fand im Jahr 1986 ebendieser Auftritt statt, der aufwändig und opulent mitgeschnitten wurde. Üblicherweise bin ich kein so großer Freund von Live-CDs und mit der visualisierten Musik kann ich auch nur selten etwas anfangen, dennoch nimmt QUEEN den Hörer/Betrachter hier augenblicklich gefangen. Dies liegt zum einen an einer phantastisch aufspielenden Band, zum anderem aber auch an einem geradezu fanatischen Publikum. Aus heutiger Sicht ist es kaum noch vorstellbar, aber dieses Konzert im Ferenc-Puskas-Stadion (damals noch Nepstadion) war eines der ersten einer „westlichen“ Rockband im Ostblock. Wer eventuell Konzerte von den Scorpions in Moskau oder Metallica auf dem Tushino Airfield gesehen hat, kann sich in etwa vorstellen, mit welchem unverbrauchten Enthusiamus die jungen Leute ihre Idole abfeierten – zum ersten und einzigen Mal, denn nur wenig später fand das letzte Konzert in Originalbesetzung statt. Dies war allerdings zu dem Zeitpunkt sicher keinem der Bandmitglieder und erst recht keinem Zuschauer bewusst.

Bei der Trackliste bedienen sich Mercury und Co. dem schon damals reichhaltigen Fundus und knallen einen Hit nach dem nächsten heraus. Gänsehautmomente pur bieten vor allem DIE QUEEN-Songs schlechthin, „Bohemian Rhapsody“ und „Who Wants To Live Forever“, welche bis heute nichts von ihrem Charme verloren haben, auch nach fast dreißig bzw. vierzig Jahren.
Faszinierend, wie sich praktisch keine Spielfehler einschleichen, trotz des absolut energetischen Spiels sitzt beinahe jede Note und die unglaubliche Performance von Mercury setzt dem Ganzen noch die Krone auf: Dank seiner grandiosen Stimme mit einem sowohl hohen Volumen als auch Umfang trifft er nicht nur jeden Ton, sondern gibt den Songs noch wesentlich mehr als nur das gewisse Etwas – auch wenn die Halsschlagader schon mal bedenklich anschwillt. Streiten könnte man sich hingegen über das Outfit, ein bunter Vogel war er schon immer und auch seine Bandkollegen glänzen eher durch Experimentierfreudigkeit, aber wer bitte kann solche Klamotten tragen, wenn nicht QUEEN?

Aufgewertet wird die DVD natürlich durch die Doppel-Live-CD desselben Auftritts, ergänzt noch um die vier Songs „Another One Bites The Dust“, „Looks Like It`s Gonna Be A Good Night“, „(You`re So Square) Baby I Don`t Care“ und „Hello Mary Lou (Goodbye Heart)“. Außerdem werden die Lieder durch Szenen aufgelockert, die die Band in der ungarischen Hauptstadt zeigen, wobei man sich schon über die behördliche Offenheit wundern kann. Sogar ein Eintrag ins goldene bzw. rote Buch (jaja, die Farbe des Kommunismus) der Stadt wird gezeigt, dazu eine Schiffsreise auf der Donau, ein Spaziergang am Parlamentsgebäude, eine Ballonfahrt und ein Kartrennen am Hungaroring, bei dem auch die Bandmitglieder in die kleinen Flitzer einsteigen. Dazu hat man noch die fast halbstündige Dokumentation „A Magic Year“ mit auf die Scheibe gepackt, so dass schließlich und endlich jeder zufrieden sein sollte. Auch wenn man von Natur aus derartigen Veröffentlichungen skeptisch gegenüber steht und es sicher auch schon reichlich Live-QUEENs gibt, hier lohnt sich der Kauf allemal, zumal natürlich alles auf dem neuesten Stand der Technik daherkommt. Ein weiteres Vermächtnis eines großen Frontmannes, hinter dem die Band selber aber kaum zurück bleibt.

Wertung: 9 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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