Review Rebellion – A Tragedy In Steel Part II: Shakespeare’s King Lear

  • Label: Massacre
  • Veröffentlicht: 2018
  • Spielart: Heavy Metal

Bei derartig sperrigen Titeln wie „A Tragedy In Steel Part II: Shakespeare’s King Lear“ bin ich ja immer skeptisch. Selten erwächst etwas Gutes aus verklausulierten Albumnamen. Allerdings, das muss man REBELLION zugutehalten, folgt der Titel nicht nur der bandinternen Tradition, sondern zitiert zugleich das Debütalbum der Band aus dem Jahr 2002. Damals namen sie sich Shakespeares Macbeth zur Brust und ließen aufhorchen. Seitdem sind 15 Jahre, sieben Alben und viele Bandmitglieder ins Land gestrichen – können REBELLION diesen Erfolg wiederholen?

Kurz und knapp: Oh ja. Und das ist gleich in vielfacher Hinsicht überraschend, denn REBELLION haben auf „Shakespeare’s King Lear“ noch mehr künstlerische Entscheidungen getroffen, die gerne mal schiefgehen. Zuallererst wäre da das Offensichtliche zu nennen. Es handelt sich um ein Konzeptalbum nach einer literarischen Vorlage und es enthält Sprechpassagen. Und wo es REBELLION tatsächlich gelingt, die streckenweise direkt von Shakespeare übernommenen Textzeilen geschickt unterzubringen, reißen die Sprechpassagen den Hörer doch immer wieder aus der musikalischen Immersion.

Natürlich ist das immer eine Frage des Geschmacks, aber wenn ich eine CD einlege, will ich Metal hören und kein Hörbuch. Allerdings halten sich die eingesprochenen Abschnitte meist sehr in Grenzen (außer auf „The Mad Shall Lead The Blind“ und „Thankless Child“). Gelegentlich passen sie sogar gut in die Songs.

Diese Schwachstelle machen REBELLION aber mit so ziemlich allem anderen wieder wett. Das liegt vor allem an der starken musikalischen Qualität. Auf dem Album werden so viele gut geschriebene, auf den Punkt performte Heavy-Metal-Kracher auf den Hörer losgelassen, wie man es schon lange nicht mehr gehört hat. Der Ohrwurm-Song „Stand Up For Bastards“ – großartig! Der Druck hinter „Dowerless Daughter“ – Oberliga! Das treibende Schlagzeug in „Storm And Tempest“ – wuchtig!

Stilistisch präsentieren sich REBELLION dabei fast eine Spur langsamer als auf ihren letzten Alben, verneinen aber auch nie ihre Nähe zu Grave Digger. Gut, das muss man auch nicht, wenn man von ehemaligen Mitgliedern der Gladbecker Traditions-Metalern gegründet wurde. Wichtig ist: Sie klingen nie wie eine Kopie und müssen sich vor niemandem verstecken. Das gilt besonders für Vokalist Michael Seifert. Er singt sich so facettenreich und kraftvoll durch die Songs, dass es eine wahre Freude ist, nur auf ihn zu achten. Alleine seine Leistung auf dem Opener „A Fool’s Tale“ illustriert dies nachdrücklich.

Auch auf die Gefahr hin, aus dem Schwärmen nicht mehr herauszukommen, muss noch eine Sache hervorgehoben werden: die Produktion. „Shakespeare’s King Lear“ klingt organisch, warm und druckvoll, auf allen Ebenen. Das Schlagzeug hat eine herrliche Präsenz, die Gitarren schneiden und der Gesang kommt genau in der richtigen Lautstärke aus den Boxen. Ein astreines Handwerk.

Machen wir es also kurz: REBELLION haben mit „A Tragedy In Steel Part II: Shakespeare’s King Lear“ schon im Januar die Messlatte für dieses Jahr hoch gehängt. Alle weiteren Scheiben aus dem Bereich des klassischen Heavy Metals werden sich an diesem Songwriting, diesem Klang und dieser Performance messen lassen müssen.

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Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von Marc Lengowski

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