Review Royal Thunder – Rebuilding The Mountain

  • Label: Spinefarm
  • Veröffentlicht: 2023
  • Spielart: Rock

Drama und emotionale Tiefpunkte spielten im Schaffen von ROYAL THUNDER schon immer eine große Rolle. Man erinnere sich nur an das Debüt „CVI“, für das die Erlebnisse von Frontfrau Mlny Parsonz und Gitarrist Josh Weaver in einer christlichen Sekte als Inspiration dienten, oder das Zweitwerk „Crooked Doors“, auf dem Parsonz und Weaver das Ende ihrer Ehe verarbeitet haben. Genau dieses Entlangwandern am Abgrund verlieh dem Sound von ROYAL THUNDER aber diese gewisse Magie, die die Band schnell zu einer der angesagtesten Nummern im Rock machte. Doch als in den letzten Jahren die Alkohol- und Drogensucht der Frontfrau überhandnahmen, sah sich die Band mit dem kompletten Aus konfrontiert. Eine Fentanylvergiftung und diverse Klinikaufenthalte später steigen ROYAL THUNDER aber nun wie der sprichwörtliche Phönix aus der Asche. Nach dem Ausstieg von Zweitgitarrist Will Fiore (und Wiedereinstieg von Drummer Evan Diprima) auf ein Trio geschrumpft, wollen es die einstiegen Senkrechtstarter mit „Rebuilding The Mountain“ noch einmal wissen und machen musikalisch genau da weiter, wo zuletzt das starke „Wick“ endete.

Der für ROYAL THUNDER typische Mix aus 70er-Rock, Stoner, Doom und Southern-Blues kommt auf „Rebuilding The Mountain“ noch energischer und fokussierter aus den Boxen und verdeutlicht den unbändigen Willen, mit dem das Trio den Neuanfang wagen möchte. Im Mittelpunkt steht natürlich auch diesmal die Stimme von Mlny Parsonz, der der Entzug hörbar gut getan hat. Neu sind die fast schon souligen Klangfarben, die Mlny bei „Live To Live“ oder „The Knife“ auffährt, die sie von einer sehr verletzlichen und intimen Seiten zeigen. Ähnlich emotional präsentiert sich auch „Drag Me“, bei dem Mlny mit ihrem Gesang schon zur Eröffnung der Scheibe für Gänsehaut sorgt. Achtet man nun auch noch auf die Lyrics der Stücke auf „Rebuilding The Mountain“, trifft beispielsweise das ohnehin schon ergreifende „The Knife“ wie ein Schlag in die Magengrube und man bekommt eine Ahnung davon, wie kurz die Band und ihre Mitglieder vor dem kompletten Absturz standen.

Auch wenn die düstere und emotional schwere Atmosphäre auf „Rebuilding The Mountain“ klar den Ton angeben, können ROYAL THUNDER trotzdem immer noch schnellen, dreckigen Rock spielen. Bei „My Ten“ etwa darf Gitarrist Josh so richtig aufdrehen und rotzige Riffs aus dem Ärmel schütteln oder bei „Now Here, Now Where“ fantastische Grooves abliefern. Einen Großteil der Heaviness vergangener Alben hat das Trio auf dem neuen Langspieler aber eingebüßt. Statt krachender Proto-Metal-Riffs stehen schwermütige Doom-Riffs eher im Vordergrund. Geblieben sind aber die prägnanten Soli und Licks von Weaver, die nach wie vor neben Mlnys Stimme das Alleinstellungsmerkmal der Truppe sind.

Auch wenn ROYAL THUNDER nach eigener Aussage die tiefsten Tiefen nun hinter sich gelassen haben hört man ihnen auf „Rebuilding The Mountain“ dennoch an, wie schwer die letzten Jahre die Band gezeichnet haben. Die Comeback-Scheibe ist kein gute-Laune-Album für schöne Sommertage, sondern das ergreifende, emotional dichte Zeugnis dreier Musiker, die die Vergangenheit hinter sich lassen und einen Neuanfang wagen wollen. Sicherlich nicht immer einfach und zugänglich, aber gerade deshalb eine der intensivsten Erfahrungen der letzten Zeit.

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Wertung: 8 / 10

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