Review Shadow´s Far – As Black Turns Red

  • Label: Stonepath
  • Veröffentlicht: 2009
  • Spielart: Death Metal

Death Metal aus der Schweiz – bisher waren mir aus dem Land der Kantone und minarettfreien Moscheen lediglich Disparaged ein Begriff. Mit dem neuen Album der ebenfalls aus dem durch Generationen von Kreuzworträtselmachern legendär gemachten Kanton Uri stammenden SHADOW‘S FAR sollte sich zumindest das ändern.

Musikalisch sind die Herren dabei garnicht so weit von ihren Kantonsmännern entfernt: Zwar behauptet der Beipackzettel vehement, dass es sich bei SHADOW’S FAR um eine schweizer Thrash Metal-Band handelt, jedoch klingt das, was das Quintett auf „As Black Turns Red“ darbietet, weit Death Metal-lastiger denn thrashig. Das liegt zum einen an den Vokals, die über weite Strecken in bestem Death Metal-Stil gegrowlt sind und höchstens in den Thrashigen Passagen ein wenig an Legion Of The Damned erinnern, zum anderen an den Riffs, wobei hier eine Thrash-Komponente nicht zu leugnen ist.
Beim Opener „Apocalypse OF Humanity“ legt man sich dann auch gleich gut ins Zeug und kann auch zumindest für wohlwollendes Kopfnicken sorgen, so ganz überzeugen will die Musik jedoch nicht, ist der Song doch genauso „innovativ“ wie sein Titel: Das Riff ist cool, könnte aber auch noch einen Tick cooler sein, Gesang, Drumming und nicht zu letzt der Sound klingen genau so, wie man das eben erwartet und allein in diesem Jahr auf hunderten CDs dieses Genres gehört hat.
Ähnlich kreativ wie in Sachen Songwriting zeigen sich die Schweizer auch im Bezug auf alle anderen Aspekte der CD: Sicherlich, düstere Artworks und blutrünstige Songtitel gehören zu Death Metal, einfach dazu, und keiner erwartet von jeder Death Metal-Band ein progressives Artwork oder gar anspruchsvolle Songtitel… aber es müssen doch nicht immer abgedroschene Phrasen wie „Blood For Blood“, „A Decade Of Hate“ oder „Baptized In Blood“ sein. In Kombination mit dem Coverartwork, welches zwar düster und apokalyptisch, jedoch ebenfalls alles andere als individuell daherkommt, zwängen sich SHADOW’S FAR selbst in eine Schublade, die enger wohl nicht sein könnte: Keiner der Songs fällt aus diesem Rahmen heraus oder überhaupt sonderlich auf, auf Soli oder auffällige Melodien wird komplett verzichtet – „As Black Turns Red“ dreht sich unauffällig im Hintergrund weiter, während die Gedanken abschweifen. Ab und an geistesabwesendes Kopfnicken, wenn dann doch mal ein Riff etwas mehr Zug hat… irgendwann, nach einer nicht einzuschätzenden Zeitspanne, sorgt dann das Outro „38‘000“ für ein Stirnrunzeln, da der anderthalbminütige Ambient-Percussion-Track zwar vielleicht zu Soulfly oder Sepultura gepasst hätte, gewiss jedoch nicht auf dieses Album.
Ob die Band mit dem Weltmusikschnipsel nach 40Minuten geballter Innovationsfreiheit nun ihre songwriterischen Qualitäten unter Beweis stellen wollte oder so lediglich die Aufmerksamkeit des Hörers auf das baldige Ende der CD hinweisen wollte, damit dieser schon einmal aufstehen und eine neue CD aus dem Regal nehmen kann, ist ungewiss… sicher ist jedoch, dass man dem Album mit diesem Fremdkörper keinen Gefallen getan hat.

Schlussendlich stellt sich eigentlich nur die Frage, ob man die Band nun dafür loben muss, dass sie sich auch musikalisch derart vorbildlich in einer vorgefertigten Schublade verstaut, oder dafür tadeln, dass sie, von dem unsäglichen Outro mal abgesehen, keine Fingerspitze aus dieser herausstrecken und so beharrlich keinen Zentimeter von dem abweichen, was schon tausende vor ihnen gemacht haben: Halbwegs groovende Riffs, fetter Sound, durchschnittliches Gegrowle und Klischeebedienung auf ganzer Linie.
Wer Bands wie Disparaged oder Debauchery steht, wird wohl auch an diesem Werk Freude finden. Warum man sich allerdings ein Album kaufen sollte, nur weil darauf die gleiche Musik zu finden ist, wie auf beliebigen anderen Platten, die man schon im Schrank stehen hat, will sich mir nicht ganz erschließen…

Wertung: 4.5 / 10

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