Das Cover von "The Gang's All Here" von Skid Row

Review Skid Row – The Gang’s All Here

  • Label: earMUSIC
  • Veröffentlicht: 2022
  • Spielart: Hard Rock

In den vergangenen acht Jahren hat sich bei SKID ROW zwar einiges getan, mit Musik hatte es aber nur am Rande zu tun. Neben dem seit jeher schwelenden Konflikt mit Ur-Sänger Sebastian Bach machte die Truppe noch eine Reihe weiterer Nebenkriegsschauplätze auf: 2015 wurde ihr langjähriger Frontmann Johnny Solinger mehr oder weniger überraschend rausgeworfen und sein Nachfolger, TNT-Sänger Tony Harnell, konnte sich nicht einmal ein Jahr bei der Truppe halten. Der anschließend rekrutierte ZP Theart (Ex-Dragonforce) war deutlich länger dabei, neue Musik gab es in dieser Zeit aber auch nicht. Und dann ging plötzlich alles ganz schnell: Mit dem vergleichsweise jungen Schweden Erik Grönwall (ehemals bei H.E.A.T.) wurde erst in diesem Jahr abermals ein neuer Sänger gefunden und seither scheint die Chemie bei SKID ROW wieder zu stimmen. Auf die Album-Ankündigung folgte ein Single-Release nach dem anderen und nun steht die neue Platte der Truppe endlich in den Regalen – und ihr Titel ist ein Statement für sich: „The Gang’s All Here“.

Wie gut SKID ROW in neuer Besetzung harmonieren, ist auf „The Gang’s All Here“ in jeder Note zu hören: Schon der Opener rangiert mit seinem breitbeinigen Midtempo-Groove nebst starker Hookline irgendwo zwischen dem legendären Debüt der Band und seinem Nachfolger „Slave To The Grind“ und ist damit voll auf Linie mit den beiden stärksten Platten der Formation. Weil es eines der beste Glam-Metal-Alben aller Zeiten ist, muss sich jedes weitere SKID-ROW-Album seit jeher am unschlagbaren Erstlingswerk der Truppe messen lassen und mit „The Gang’s All Here“ braucht erstmals seit über 25 Jahren eine Platte der Formation diesen Vergleich nicht zu scheuen. Grandiose Nummern wie der Titeltrack, „Tear It Down“ und vor allem „When The Lights Come On“ könnten fast unverändert auch auf jener legendären Platte stehen.

Ihre härtere Seite erkunden SKID ROW auf „The Gang’s All Here“ mit Titeln wie „Time Bomb“ oder „Nowhere Fast“, die vornehmlich an „Slave To The Grind“ und „Subhuman Race“ und ganz selten auch an die letzten beiden EPs erinnern. Im starken „Not Dead Yet“ wird es dann noch punkig wie zu Zeiten von „Riot Act“ oder „Bonehead“. Wer nun aufgrund der vielen Vergleiche denkt, die Band betreibe hier tumbe Selbstkopie, der ist gewaltig auf dem Holzweg. Nach einem unterirdischen Album wie „Revolutions Per Minute“ und zwei durchschnittlichen EPs ist „The Gang’s All Here“ mit seiner unüberhörbaren Spielfreude und energetischen Frische ein regelrechter Befreiungsschlag, der die wiedererlangte Freude dieser Band an ihrer Musik auch für den Zuhörer spürbar macht.

Und eben weil SKID ROW ihre Selbstbegeisterung offenbar wiedergefunden haben, ist es ihnen auch gelungen, beim Songwriting sämtliche ihrer Stärken auszuspielen. Abgerundet wird dieser Eindruck von der schier phänomenalen Performance von Neuzugang Erik Grönwall, der in jeder Hinsicht das fehlende Puzzleteil in der Besetzung der Truppe ist. Konnte der Schwede sein enormes Talent schon bei H.E.A.T. und später New Horizon unter Beweis stellen, läuft er auf „The Gang’s All Here“ zu neuer Bestform auf. Dabei orientiert sich der Mann sicherlich am jungen Sebastian Bach, ahmt diesen aber nicht nach, sondern drückt den Songs seinen eigenen Stempel auf. Weil er in Stil und Timbre ganz natürlich wie der Ur-Frontmann der Band klingt, ist er somit die beste Wahl, die SKID ROW hätten treffen können.

Keine Frage, die Turbulenzen der letzten Jahre haben SKID ROW einiges an Glaubwürdigkeit gekostet. Die holen sie sich mit „The Gang’s All Here“ aber voll und ganz zurück: Zwar erfindet sich die Truppe mit diesem Album nicht neu, findet aber in jeder Hinsicht zu alter Stärke zurück und das ist alles, was man sich als Fan der Truppe gewünscht hat. Starkes Songwriting, eine vor Spielfreude und Energie nur so überschäumende Performance und die superbe Gesangsleistung von Erik Grönwall machen „The Gang’s All Here“ zum besten SKID-ROW-Album seit „Subhuman Race“. Wäre diese Platte 1989 erschienen, die Band wäre vermutlich genauso groß geworden wie mit ihrem eigentlichen Debüt.

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Wertung: 10 / 10

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