Review Skyforest – A New Dawn

Im Jahr 2013 entschied sich der russische Einzelmusiker B.M. dazu, mit seinem Atmospheric-/Post-Black-Metal-Projekt Annorkoth abzuschließen und mit SKYFOREST sogleich ein neues Kapitel aufzuschlagen. Erschien diese Entscheidung angesichts der kaum nennenswerten Stilveränderung anfangs womöglich noch sinnlos, so zeigte sich doch nach und nach, dass der Gründung des neuen Projekts eine nachvollziehbare Überlegung zugrunde lag. Hatte der Solokünstler mit Annorkoth noch eine tiefe Schwermut zum Ausdruck gebracht, so wich diese in den Songs und auch in den Album-Artworks von SKYFOREST langsam einer sanften, sogar durchaus hoffnungsvollen Melancholie. Der Titel des vier Jahre nach „Unity“ (2016) erscheinenden dritten Albums „A New Dawn“ könnte daher im Hinblick auf den Hintergrund des Projekts kaum passender gewählt sein.

Wer es nicht schon aufgrund dieser Vorgeschichte, des Titels und des Coverbilds der Platte erahnt hat, dem sei gesagt, dass „A New Dawn“ definitiv nichts für Kitschverächter ist. Selbst mit Post-Black-Metal, der von vielen Traditionalisten aufgrund seiner vermeintlichen Gefühlsduselei schon gar nicht mehr als Black Metal im eigentlichen Sinn wahrgenommen wird, hat SKYFOREST hier kaum noch etwas zu tun. Zwar setzt B.M. in den zwischen sieben und neun Minuten langen Tracks doch hin und wieder zu einem Befreiungsschlag aus kraftvollem Riffing und Blast-Beats an, in diesen steckt jedoch keine Spur von Zorn oder Bosheit. Vielmehr handelt es sich dabei um den überschwänglichen Ausdruck tief empfundener Zuversicht, die auch in den ruhigeren, etwas betrübenderen Passagen nie ganz verloren geht.

Ansonsten arbeitet SKYFOREST in erster Linie mit getragenen, fast schon sanftmütigen Leadgitarren und Soli, die nicht selten an Saor erinnern („Rebirth“), urig-beschwingten Akustikgitarren („Scattered Ashes“), manchmal tribal-artig klingenden Perkussionen und pompösen Keyboards. Vor allem an letzteren werden sich sicherlich die Geister scheiden, übertreibt es SKYFOREST hierbei mitunter doch etwas zu sehr mit dem Pathos. An manchen Stellen gelingt es der Ein-Mann-Band jedoch ausgesprochen gut, damit das richtige Maß an Epik zu erreichen, was in dem einen oder anderen wirklich packenden Auftakt resultiert („The Night Is No More“).

Auch in gesanglicher Hinsicht zeigt SKYFOREST Mut zur Zärtlichkeit. Seine naturromantischen, sehnsüchtigen Texte trägt B.M. überwiegend in ahnungsvollem Flüsterton vor und selbst die gelegentlichen Screams klingen eher gehaucht als geschrien. Die kräftigsten Vocals kommen auf „A New Dawn“ von Gastsängerin Clare De Lune, die den Stücken mit ihrer gefühlvollen, aber resoluten und nie zu affektierten Stimme eine absolut mitreißende emotionale Sogwirkung verleiht.

Darüber, ob SKYFOREST mit seinem minimalen Anteil an Schreigesang und Highspeed-Riffing und -Drumming überhaupt noch als Black Metal durchgeht, lässt sich gewiss zu Recht debattieren. Ganz unabhängig davon, ob man das Nachfolgeprojekt von Annorkoth bloß noch über seine Folk- und Post-Rock-Einflüsse definieren möchte, steht jedoch außer Frage, dass B.M. mit „A New Dawn“ ein wunderbar ergreifendes Album kreiert hat, das dank seines starken Songwritings und seiner voll und ganz zufriedenstellenden Umsetzung den bisherigen Höhepunkt des Schaffens des russischen Einzelgängers darstellt. Fans von Les Discrets und Saor, die dem Keyboard-Pomp nicht grundsätzlich abgeneigt sind, sollten SKYFOREST spätestens hierdurch unbedingt in ihrer Sammlung willkommen heißen.

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Wertung: 8 / 10

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