Soen Atlantis Coverartwork

Review Soen – Atlantis

Die Pandemie und ihre Lockdowns führten zu diversen kuriosen Live-Alben: „Normale“ Konzerte ohne Publikum sind und bleiben schwierig, einzig die groß aufgezogenen Mammut-Streaming-Events konnten wirklich begeistern. Zumindest fast, denn SOEN zeigen mit „Atlantis“ mal wieder, dass sie eine ganz besondere Band sind. Im Dezember 2021 hat sich die Truppe mit einem achtköpfigen Orchester im Atlantis Grammofon Studio in Stockholm versammelt, um Songs ihrer fünf Alben in einem ganz ruhigen, klassischen Gewand neu zu intonieren.

Für das klassische Ensemble wurden die Songs allesamt neu arrangiert und von Grund auf verändert. Vom eröffnenden „Antagonist“ an sorgen SOEN für eine wohlig-warme Wohnzimmeratmosphäre, es wird sogar richtiggehend gemütlich. Die Melancholie des Openers, die Wehmut von „Jinn“ oder die schwermütige Traurigkeit von „Lucidity“ wärmen zwar nicht auf sonnige Weise, liefern aber den perfekten Soundtrack für kalte Wintertage. Die Songs bleiben für SOEN-Fans deutlich erkennbar, erhalten aber dennoch einen komplett neuen Anstrich. Die Band und das Orchester verschmelzen zu einer untrennbaren Einheit, zusammen erzeugen die dreizehn Musiker und Musikerinnen ganz große Emotionen und berühren das Herz.

Neben den bekannten und neu interpretierten Songs gibt es mit „Trials“ auch ein komplett neues, zurückhaltendes Stück. Mit dem Slipknot-Cover „Snuff“ findet sich zudem eine schöne Überraschung: SOEN erhalten den Geist des Originals, machen aber ihre eigene Nummer daraus, die sich perfekt zwischen die anderen Songs einreiht. So gehen eine spannende, wertvolle Coverversion und zugleich liebevolle Hommage an ein großartiges Lied.

Neben den zauberhaften Streichern und der restlichen Orchestrierung des Akustiksounds sind es vor allem die Chorgesänge, die „Atlantis“ eine magische Atmosphäre verleihen. Wie beim Opener „Antagonist“ etwa muss das auch gar nicht pompös sein: Der mehrstimmige Frauengesang zu Joel Ekelöfs Stimme sorgt für eine ganz besondere Atmosphäre. Dass Ekelöf ein herausragender Sänger ist, ist eh jedem klar, der ihn schon mal gehört hat. Bei den reduzierten Akustikversionen steht er noch mehr im Mittelpunkt, kann dadurch noch mehr glänzen und die Songs mit seinem kraftvollen, zarten, eindringlichen sowie emotionalen Gesang veredeln.

Symphonie- oder Orchesterversionen der eigenen Hits haben schon viele Bands aufgenommen – allerdings bisher kaum eine so konsequent und überzeugend wie SOEN. Also Kuscheldecke schnappen, Lieblingsheißgetränk zubereiten, es sich gemütlich machen und „Atlantis“ auflegen, dann steht einem gemütlichen, besinnlichen Winterabend nichts mehr im Weg.

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Wertung: 9 / 10

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