Review Soen – Lykaia Revisited

Ursprünglich Anfang 2017 veröffentlicht, erblickt das dritte Album von SOEN nun unter dem Titel „Lykaia Revisited“ erneut das Licht der Welt. Neben einem neuen Mastering wurde auch das Artwork der Platte überarbeitet. Zudem bietet die neue Version der Scheibe dem Hörer zwei Livetracks, die auf der Tour zum Album mitgeschnitten wurden.

SOEN selbst hatten schon vom Beginn ihrer Karriere an einige Aufmerksamkeit sicher, denn die Band zählt niemand Geringeren als Martin Lopez zu ihren Mitgliedern. Dieser dürfte aufgrund seiner früheren Tätigkeiten bei Opeth und Amon Amarth kaum jemandem in der Metalwelt unbekannt sein. Die Beachtung wurde durch ein großartiges Debüt gerechtfertigt, ehe die Truppe danach etwas aus dem Scheinwerferlicht verschwand und auch „Lykaia“ zunächst nur bedingt Beachtung fand. Dieser Umstand soll nun korrigiert werden.

Das ist auch gut so, denn mit ihrem dritten Album ist SOEN erneut ein wundervolles Werk progressiver Metalmusik gelungen. Die Songs sind mal träumerisch-verspielt („Lucidity“) und laden den Hörer dazu ein, sich in den mäandrierenden Melodien zu verlieren und die Wärme der Tracks über einen hinwegschwappen zu lassen („Orision“). An anderer Stelle wiederum werden die Zügel fester angezogen und harte Riffs regieren („Sectarian“), was der Truppe ebenso gut zu Gesicht steht und problemlos von der Hand geht.

Dabei stört es zu keinem Zeitpunkt, wenn das Pendel innerhalb der Songs zwischen den genannten Polen hin und herschwingt, denn die Verbindung von Härte, Melodie und komplexem – aber immer nachvollziehbarem – Songwriting gelingt SOEN auf „Lykaia Revisited“ scheinbar mühelos, wie „Opal“ exemplarisch unter Beweis stellt.

Fragt sich eigentlich nur noch, welchen Vorteil die Neuerungen dem Album bringen. Da wären zum einen die beiden Livetracks „Sectarian“ und „Lucidity“, welche in Lissabon bzw. Rom aufgenommen wurden. Diese verdeutlichen, dass die Band ihre Songs auch live toll zur Geltung bringen kann und machen in der Tat Lust auf den Besuch eines der Konzerte von SOEN.

Wichtiger jedoch ist das neue Mastering, welches „Lykaia Revisited“ verpasst wurde. Denn der Sound der Platte ist schlicht gigantisch. Warm und organisch klingend, sind die Songs trotzdem mit einer Menge Druck ausgestattet, der jedoch die Feinheiten der Kompositionen nicht überschattet. Zudem sind die einzelnen Instrumente wunderbar differenziert zu hören, was vor allem dem Bass zugutekommt. Denn Stefan Stenberg brennt auf „Lykaia Revisited“ ein wahres Feuerwerk ab – allein für die Bassspuren lohnt es sich, diese Scheibe zu hören.

So steht im Ergebnis ein unheimlich starkes Album, dem ein grandioser Sound verpasst wurde – besser kann man eine Wiederveröffentlichung nicht rechtfertigen. Allen Fans von progressiver Musik, die sich nie in sich selbst verliert, sei „Lykaia Revisited“ dringlichst ans Herz gelegt und auch wer mit Prog eigentlich nichts anfangen kann, sollte mal ein Ohr riskieren. Denn SOEN haben das Potential, einen für diese Musik zu begeistern und das Ohr für dieses Genre zu öffnen.

Wertung: 9 / 10

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