Review Suidakra – Command To Charge

In wenigen Jahren kann sich viel ändern. Bei SUIDAKRA scheint das auf den ersten Blick jedoch nicht zuzutreffen, wenn man ein paar Line-Up-Wechsel außer Acht lässt. Konstant veröffentlichten sie ein hochklassiges Album nach dem anderen, ohne sich dabei selbst zu kopieren und sich immer einen Schritt weiterzuentwickeln. Nach dem 2003er „Signs For The Fallen“ trennte man sich von Gitarrist und Clean-Sänger Marcel, mit Matthias wurde dafür ein neuer Mann für selbe Positionen geholt.

Soweit scheint das ja in Ordnung, immerhin haben sie lang nach ihm gesucht. Doch eine musikalische Veränderung deutete sich schon beim Vorabbetrachten des Coverartworks an – klinisch und kalt war es, und statt an SUIDAKRA erinnert es eher an eine alte Sodom-Scheibe oder eine Industrial-Platte. Doch das muss ja noch lange nichts über die Musik aussagen… Ich habs mir solange versucht einzureden, bis ich dann doch „endlich“ das Promoexemplar hören konnte.

Nach wenigen Sekunden beglückt uns der eröffnende Track „Decibel Dance“ mit dem neuen Mann für die klaren Gesänge. Was war ich gespannt auf den Kerl – und für den haben sie derart lang gesucht? Das geht ja mal gar nicht, dieser Matthias klingt wohl so was von langweilig und unpassend, dass es nicht schlimmer geht. Kaum ist das erste Lied vergangen, vermisse ich schon die herrlichen Gesangsharmonien von Marcel. Er scheint zwar das beste zu versuchen, aber das klappt hier nicht so recht… Und irgendwie scheint der Neue abgefärbt zu haben. Was ist mit Arkadius los? Wo ist das majestätische, das erhabene in seiner Stimme? Keine Spur von Aggressivität und Durchschlagskraft, es scheint als krächzt er hier pflichtgemäß und herzlos vor sich hin und lässt dabei jede Begeisterung vermissen.

Leider will hier auch instrumental nichts großes geleistet werden. 08/15-Riffs hier und da, es sticht so gut wie gar nichts heraus und verkommt zu einer durchschnittlichen Melodic Death-Instrumentierung. Da wäre etwa das zu Promotion-Zwecken einen Monat vor Veröffentlichung zur Verfügung gestellte „Reap The Storm“. Gut, man kann hier zugegebenermaßen schon seine Haare anständig schütteln (ich will ja nicht nur negativ daherkommen), aber der Song plätschert so vor sich hin, lässt auf einen Höhepunkt warten und ist plötzlich zu Ende. So geht es leider den meisten Stücken auf „Command To Charge“… Zum einen Ohr rein, zum anderen raus, und nix bleibt übrig. Außer vielleicht die Enttäuschung über den neuen Sänger und die Einfallslosigkeit.

Wo ist die Genialität von „The Arcanum“ nur hin? Wo ist die Erhabenheit von „Emprise To Avalon“ und die Aggressivität von „Signs For The Fallen“? Nahezu alles, was SUIDAKRA ausgemacht hat, ist wie mit einem Schlag verschwunden. Wo sind die folkloristischen Melodien und Einsprengsel, die SUIDAKRA zu etwas besonderem im melodischen Death Metal gemacht haben? Das halbminütige Dudelsack-Instrumental „Haughs Of Cromdale“ und die zugegebenermaßen sehr schöne und emotionale Akustikballade „Gathered In Fear“ sind hier absolute Fremdkörper. Es dürfte wohl auch bezeichnend sein, wenn ich hier eben jene Ballade als mit Abstand besten Song des Albums bezeichne.

Was wollen SUIDAKRA hier erreichen? Ich weiß es nicht. Mit „Command To Charge“ versinken sie im Sumpf gesichtsloser Bands, die mit einem solchen Album vielleicht etwas Beachtung im Untergrund erlangen würden, aber kein großes Ding reißen könnten. SUIDAKRA müssen sich an ihren vergangenen Werken messen lassen, und damit verglichen, muss man schon fast zwangsläufig auf den Gedanken kommen, dass „Command To Charge“ ein qualitativer Schritt rückwärts ist. Von den alten Fans dürften sich hier viele abwenden. Ich will hier nichts unterstellen, doch dieses Album scheint mir eher für ein Publikum ausgelegt, dass auf die aktuellen Scheiben von Soilwork und Killswitch Engage abgeht.

Mir tuts irgendwie schon leid, dass ich die „Command To Charge“ derart schlechtreden musste. Ich konnte nach dieser Enttäuschung aber nicht anders. Von „Auld Lang Syne“ bis „Signs For The Fallen“ haben die Jungs nur exzellente und hochklassige Musik abgeliefert. „Command To Charge“ erscheint mir in dieser Reihe wie ein Totalausfall… Sorry, Leute. Macht was euch nun gefällt. Euere alten Alben bleiben ja.

Wertung: 4 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

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