Suidakra Wolfbite Coverartwork

Review Suidakra – Wolfbite

Seit über 25 Jahren sind SUIDAKRA nun schon aktiv, mit „Wolfbite“ bringen die fleißigen Düsseldorfer sogar schon Studioalbum Nummer 15 an den Start. Die letzten beiden Veröffentlichungen muss man bei dieser Rechnung aber nochmals betrachten: „Cimbric Yarns“ (2018) ist ein reines Akustik-Folk-Album und auf „Echoes Of Yore“ (2019) finden sich Neuaufnahmen von Songs der ersten fünf Alben. „Wolfbite“ ist damit das erste metallische Album mit Neuwerken seit dem 2016er „Realms Of Odoric“.

„Cimbric Yarns“ mag umstritten sein, ist jedoch ein Teil der „Realms Of Odoric“-Geschichte, welche mit dem gleichnamigen Album ihren Anfang bei SUIDAKRA fand. Dazu gibt es auch noch ein eigenes Soundtrack-Projekt namens Realms Of Odoric: Mastermind Arkadius arbeitet hier mit dem belgischen Künstler Kris Verwimp zusammen, der neben den Artworks für SUIDAKRA seit 2009 auch die lyrischen Konzepte entwirft. Dieses Konzept basiert auf der Graphic Novel „Odoric – The Wall Of Doom“, illustriert von ebenjenem Verwimp im Jahr 1996. Hier fand die Geschichte des Odoric also seinen Ursprung, bei SUIDAKRA und Realms Of Odoric wird sie parallel weitererzählt. Während „Cimbric Yarns“ als Prequel fungiert, dreht sich „Wolfbite“ um das „Second Age“ der Geschichte und stellt damit den Mittelpunkt der Trilogie dar.

Musikalisch waren SUIDAKRA ja schon immer eine kleine Wundertüte, haben sich über all die Jahre aber eine unverkennbare Handschrift erarbeitet. So ist auch hier direkt die eigene Note erkennbar. Größtenteils orientiert sich die Band am direkten Vorgänger „Realms Of Odoric“: Das Grundrezept beinhaltet als Hauptzutat Melodic Death Metal mit schwarzmetallischen Geschmacksnoten, verfeinert durch eine großzügige Portion Folk keltischer Prägung. Die Vocals bestehen zu gleichberechtigten Teilen aus Klargesang und Growls, während Dudelsack, Flöte und Violine wunderbar mit den melodischen und aggressiven Riffs harmonieren. Aggressivität ist ein gewichtiger Punkt, denn so intensiv wie 2021 klangen SUIDAKRA lange nicht. Sowohl die hohe Dosierung der Blastbeats als auch die Schärfe der Riffs und die oft düstere Färbung lassen an ältere Zeiten erinnern – eventuell kam die Band nach den 2019er Neuaufnahmen der Frühwerke wieder etwas auf den Geschmack. Das schnörkellose „Vortex Of Carnage“ etwa ist ein Beleg für diese wiederentdeckte brachialere Ausrichtung.

Trotz aller Härte steht die Melodie jedoch immer im Vordergrund. Es wird nie stumpf geballert, mitunter sind die Riffs durchaus vertrackt und clever und die Band ist unheimlich spielfreudig. Manchmal dürften sich SUIDAKRA sogar ein wenig zügeln: Die Verspieltheit geht teilweise so weit, dass sich die Band etwas in den Songs verliert und Richtung Kitsch abdriftet. Alle Tracks machen zwar durchgehend Spaß, die an sich hohe Eingängigkeit leidet aber etwas unter der überbordenden Spielfreude. Was man den Rheinländern auf jeden Fall zugutehalten muss, ist, dass sie immer voller Leidenschaft und Herzblut am Werk sind: Jeder Ton sprüht nur so vor Emotionen. Da stört es dann auch nicht wirklich, wenn manche Note etwa bei „A Life In Chains“ oder „Resurgence“ schief gesungen ist und nicht jede Harmonie hundertprozentig sitzt – die stets mitschwingende Begeisterung wiegt das wieder auf.

Bei all dem Bombast und den Folk-Elementen ist eine gute Produktion unabdingbar. Mit Aljoscha Sieg, den man unter anderem für seine Arbeiten für Eskimo Callboy, Nasty oder Any Given Day kennt, fiel die Wahl des Produzenten ungewöhnlich aus. Der “Wolfbite”-Sound klingt nun natürlich nicht nach Metalcore, der moderne Anstrich der Gitarren wirkt dennoch befremdlich. Es fehlt an Wärme, wirkt etwas zu steril. Ob mit Sieg der richtige Mann an den SUIDAKRA-Reglern saß, darüber wird das Fanlager sich streiten, aber die Produktion ist schlussendlich Geschmackssache. Abgesehen davon ist „Wolfbite“ ein frisches, energisches und spielerisch spannendes Album, das viel eigenwilligen Hörspaß bietet und über weite Strecken überzeugt. SUIDAKRA erfinden das Rad nicht neu und referenzieren sich teilweise selbst, plagiieren aber nicht und wirken beeindruckend unverbraucht und energiegeladen. „Wolfbite“ ist ein gutes Album mit Schwächen, über die man dank der Liebe zum Detail und der Begeisterung, die die Band ausstrahlt, hinwegsehen kann.

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Wertung: 7 / 10

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