Review Suidakra – Book Of Dowth

Die vergangene Zeit war eine nicht gerade unturbulente für die deutschen SUIDAKRA. Zahlreiche Wechsel im Lineup prägen das Bandbild eigentlich schon seit jeher und auch im vergangenen Jahr wollte das Besetzungskarussell nicht stillstehen. Sebastian Hintz, der erst 2009 als Axtschwinger zu den Melodic Death/Black Metallern mit Folk-Faible hinzugestoßen ist, musste seinen Posten im November 2010 aus beruflichen Gründen wieder räumen. Das neue Album „Book Of Dowth“ wurde also als Trio eingespielt – Frontmann Arkadius hat alle Gitarrenparts übernommen –, als neues Livemitglied konnte Gitarrist Marius „Jussi“ Pesch verpflichtet werden. Nebenbei wechselte man von Wacken Records noch zu den in Hamburg beheimateten AFM Records.

Trotz dieses eher unsteten Ganges in Sachen Besetzung stehen SUIDAKRA in einigen Belangen durchaus für eine gewisse Beständigkeit. Zum einen mit der Qualität ihrer bisherigen Veröffentlichungen – und zum anderen mit den Leuten, auf deren Mitwirken sie sich dabei verlassen. So stammen sowohl das Artwork als auch das Konzept hinter der Scheibe wieder von einem alten Bekannten: Chris Verwimp. Martin Buchwalter, ihr Produzent des Vertrauens, Axel Römer – der abermals für den Dudelsack und die Tin Whistle zuständig war – sowie Tina Stabel als Gastsängerin runden das Bild ab.

Einen stilsicheren Anfang läuten die Deutschen dann mit dem Opener „Over Nine Waves“ ein – einem Instrumental, das gleich mit Römer und seinem Dudelsack aufwartet, während im Hintergrund die ersten harten Riffs auf den Weg gebracht werden. Zurecht kann man sich denken: Das erinnert ein wenig an das mächtige „Dead Man’s Reel“ vom 2005er Werk „Command To Charge“. Nach dieser perfekten Einstimmung in die Gesamtspielzeit von knapp 40 Minuten bleibt schnell kein Stein mehr auf dem anderen. Arkadius Antonik, übrigens das einzige noch verbliebene Gründungsmitglied, gibt feinstes Growling und Gekeife zum besten; Letzteres hat den schwarzmetallischen Touch der SUIDAKRA-Klänge schon immer unterstrichen. Trotzdem lässt sich feststellen: Die Black Metal-Anleihen wurden auf Album Nummer 10 nochmal merklich zurückgefahren – ganz so, wie es sich schon mit dem Vorgänger „Crógacht“ andeutete. Gerade der Song „Dowth 2059“ zeigt beispielhaft, wie eine brachiale Atmosphäre durch im Hintergrund platzierte Folk-Parts aufgelockert werden kann und dabei durch dezente weibliche Vocals unterstützt wird.
Aus instrumentaler Sicht agieren SUIDAKRA frisch wie eh und je. Die oftmals äußerst melodisch singenden Gitarren lassen immer genügend Platz für einen gehobenen Härtegrad, das Soundbild wird hier und da von einem im Hintergrund platzierten Chor bereichert („Battle-Cairns“). Dabei fällt auf: Vor allem Schlagzeuger Lars Wehner bekam viel Freiraum, um sich mal so richtig auszutoben-, bzw. -zuknüppeln. Die eingangs schon erwähnte Tina Stabel kann ihre ganze Stimmgewalt bei „Biróg’s Oath“ entfalten, während elektronische Gitarren zusammen mit dem Schlagzeug den passenden Rhythmus dazu liefern und auch der Dudelsack wieder zum Einsatz kommt. Beachtlich hierbei, wie Stabel ihre Gesangskünste die vergangenen Jahre über kontinuierlich steigern konnte.
Akustisch geht es mit „Mag Mell“ im Anschluss weiter, die nächste halbe Überraschung schon vorprogrammiert. Eine halbe Überraschung deshalb, weil man den wahnsinnig eindrucksvollen Klargesang anfangs kaum Arkadius zuordnen kann. Und auch nicht nur deswegen halb, weil der Fronter merklich an seinen cleanen Vocals gearbeitet hat – sondern weil das Können im Prinzip schon die ganze Zeit vorhanden war. Auch wenn sich die Gitarrenthemen natürlich unterscheiden, kann dieses Akustikstück in seiner Grenzgenialität getrost als nächste Folge der „The Ember Deid“-Reihe gesehen werden.
Nach diesem wunderschön arrangierten Akustikstück passt es nur, dass „The Dark Mound“ ebenfalls akustisch beginnt, nach den folkig angehauchten Parts aber schnell heftiger wird und das typische SUIDAKRA-Tuning offenbart, das man auch aus Tausenden noch heraushören würde. Wo sich hier die Gitarren immer eine Tonart weiter nach oben schrauben und somit für ein beachtliches Maß an Dynamik gesorgt haben, wurden die Akustikparts bei „Stone Of The Seven Suns“ so arrangiert, dass sie auch durch die harten Riffbretter noch deutlich zu hören sind, diese geradezu umspielen. Bevor sich „Book Of Dowth“ mit dem ruhigen Ausklang „Otherworlds Collide“ aber seinem Ende zuneigt, fährt „Fury Fomoraigh“ nochmal alles auf, was die Scheibe so besonders macht: Melodische Licks, die deutlich aus dem Gesamtbild hervorstechen, grandioser weiblicher Gesang, eine – wie immer – sehr souveräne Arbeit von Dudelsackmeister Axel Römer und die ebenso heftigen wie voluminösen Vocals von Arkadius – von der schon bekannten Instrumentalkunst aller Beteiligten und dem mitreißenden Songwriting ganz zu schweigen.

Mit ihrem 10. Album haben SUIDAKRA wieder ganze Arbeit geleistet. Kompositorisch kann es den Vorgänger „Crógacht“ sogar übertrumpfen, technisch sind die Deutschen auf direktem Weg zur Brillanz. Dass dazu sowohl der Gesang von Arkadius als auch von Tina Stabel einen bemerkenswerten Schritt vorwärts gemacht hat, setzt dem ganzen die Krone auf. Wer die alten Alben mochte, wird „Book Of Dowth“ lieben – jeder andere vermutlich auch. SUIDAKRA sind nach wie vor etwas vom Besten, was bei einer Mischung aus (Melodic) Death Metal, Schwarzmetall und Folk herauskommen kann. Beeindruckend!

Wertung: 9.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert