Review Suidakra – Crógacht

Es gab Zeiten, da veröffentlichten SUIDAKRA praktisch im Ein- maximal aber im Zweijahres-Rhythmus neue Alben. Mit dem Release der neuesten Scheibe „Crógacht“ wurde mit dieser Tradition gebrochen (da „Caledonia“ vor drei Jahren das Licht der Metalwelt erblickte) und auch in Sachen Besetzung hat sich bei den Deutschen etwas geändert: Gitarrist und Textschreiberling Marcel Schoenen verließ die Band 2007 und sowohl Fans als auch Presse fragten sich einstimmig, wie es nun weitergehen würde. Schoenen war die tragende Säule des klaren Gesangs, schrieb außerdem einen großen Teil der Texte; sein Wegfall hatte unter Umständen eine klaffende Lücke hinterlassen. Wirklich?

Wie schon vor längerer Zeit angedacht, kümmerte sich der Artwork-Meister und enge SUIDAKRA-Vertraute Chris Verwimp dieses Mal nicht nur um die graphische Gestaltung der Scheibe, sondern entwarf erstmals auch das lyrische Konzept dafür. Mit „Crógacht“ (irisch für „Heldenmut“) wird man in die irische Mythologie entführt, die zwar – neben der schottischen, dem Mittelalter und der König Artus-Sage – auch schon auf früheren Veröffentlichungen angeschlagen, nicht aber komplett ausgeschöpft wurde. Und, so viel sei schon vorweg genommen: trotz einiger Änderungen setzen SUIDAKRA auch weiterhin auf altbewährte Trademarks, bleiben sich selbst auch in der Weiterentwicklung treu.

Eingeleitet vom ruhigen und sowohl durch Streicher als auch die Dudelsack-Klänge von Axel Römer (der die Bagpipes schon auf früheren Alben bediente) ausgesprochen mystisch wirkenden „Slán“, besteht spätestens nach dem nahtlosen Übergang zu „Conlaoch“ (welches meiner Meinung nach den besten Refrain der ganzen Scheibe zu bieten hat) kein Zweifel mehr daran, dass die Mannen um Arkadius Antonik wieder alles richtig gemacht haben. Das Drumming von Lars Wehner klingt derart facettenreich und räumlich umschließend, dass sich nicht nur ein Mal der Verdacht aufdrängt, dass vier Schlagzeuger im Studio zu Gange gewesen sein mussten.
In Sachen Songwriting ist der neue Wahl-Würzburger und Bandleader Arkadius noch einmal über sich hinausgewachsen – der Vorgänger „Caledonia“ war für mich kompositorisch schon nahe der Perfektion, aber „Crógacht“ schafft das nochmal zu übertreffen. Neben genialen Schlachthymnen wie „Isle Of Skye“ und „Scáthach“ kommt mit ruhigeren Nummern a lá „Ár Nasc Fola“ auch die Abwechslung nicht zu kurz. Ganz nebenbei weiß „Crógacht“ mit Gastauftritten von Miriam Hensel (weibliche Stimme bei „Shattering Swords“), Sebastian Hintz (Hintergrundgesang auf „Gilded Oars“ und „Baile’s Strand“) und der jungen und talentierten Tina Stabel, die sich auf dem kraftvollen Akustik-Stück „Feats Of War“ stimmlich vollkommen austoben darf, äußerst gut zu gefallen. Das Luisen Vocalensemble Berlin, die dem Chor auf „Baile’s Strand“ Leben eingehaucht haben, ist da nur die Spitze des Eisbergs. Überraschenderweise orientiert sich auch Sänger Arkadius wieder etwas mehr an seinem fast schon keifenden Black Metal-Gesang früherer Tage und sorgt für entsprechende Härte in gesanglicher Hinsicht. Verkörperte Riff – und Lick-Monster wie „Gilded Oars“ (hört euch nur diese Gitarrenläufe an!) und „Baile’s Strand“ zeugen von der Weltklasse, die sich SUIDAKRA mittlerweile hart erarbeitet haben und werfen immer und immer wieder die Frage auf, wie es sein kann, dass eine Band mit derartiger Qualität nicht vielfach größer ist.
A propos Härte: auch nach reiflicher Überlegung fällt es mir verdammt schwer, eine zweite Band diesen Genres zu benennen, deren Symbiose zwischen todesmetallischer Härte und eingängigen Folk- bzw. Pagan Metal-Klängen derart perfekt ist, wie sie SUIDAKRA in diesen Zeiten präsentieren. Und obwohl der Fokus nie nur auf die Folk/Pagan-Parts gelegt wurde, klingen diese auf „Crógacht“ um einiges besser als bei einigen Bands, die sich diesem Genre gänzlich verschrieben haben.

Um die Eingangsfrage noch einmal aufzugreifen und zu beantworten: nein, Marcel Schoenens Wegfall hat definitiv keine klaffende Lücke hinterlassen. Unbestritten bleiben dessen Verdienste rund um die Band, letztendlich dient das mittlerweile neunte Studioalbum der Düsseldorfer aber als Paradebeispiel dafür, dass sie einfach nicht tot zu kriegen sind. Die Entscheidung, Chris Verwimp die Texte schreiben zu lassen war eine absolut richtige, Arkadius hat sich gleichfalls beim Komponieren der Songs übertroffen, es geschafft, ein unglaublich dichtes und in allen Belangen ausgesprochen durchdachtes und musikalisch harmonierendes Werk zu erschaffen. Was bleibt zu diesen 40 Minuten gepresster Genialität mehr zu sagen als: wer hierbei ruhig stehen oder sitzen bleiben kann, geht in die Ecke – kaufen, Leute!

Wertung: 9.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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