Review Sunn o))) – Altar (/w Boris)

Dass die ungekrönten Könige des Drone Metal, SUNN O))) nicht jedermanns Sache sind, dürfte wohl nicht weiter verwunderlich sein – umso überraschter war ich, als ich mir ihr Werk „Altar“ zum ersten Mal zu Gemüte führte, denn was mich hier erwartete, war doch tatsächlich als Musik zu erkennen: Als U-Musik würden die sechs Songs zwar immer noch nur die Wenigsten bezeichnen, aber dennoch: Es ist eindeutig komponierte Musik – was man beim ersten Hördurchgang nicht von allen SUNN O))) Veröffentlichungen sagen kann.

Entscheidend hierfür ist wohl vor Allem die Tatsache, dass „Altar“ kein „normales“ (soweit ein SUNN O)))- Album überhaupt als „normal“ bezeichnet werden kann) Werk einer Band ist, sondern das Produkt einer Kollaboration zweier für dieses Projekt zu einer Einheit verschmolzener Formationen: „Altar“ entstand nämlich in einem intensiven kreativen Austausch der Truppen SUNN O))) sowie BORIS, einer japanischen Truppe, die sich irgendwo zwischen Drone, Stoner Rock, Doom und Ambient einordnen lässt.
Erweitert wurde das Einflussspektrum noch durch eine illustre Ansammlung weiterer Musiker, die einen Beitrag zu dem Werk leisten durften: Kim Thayil (Soundgarden) etwa, der bei „Blood Swamp“ die Gitarre bedient, oder Jesse Sykes und Joe Preston, welche „Sinking Belle“ beziehungsweise „Akuma No Kuma“ ihre Stimme leihen. Herausgekommen ist dabei ein atmosphärisch dichtes, packendes Werk düsterer und melancholischer Klänge, das – wer hätte es auch anders erwartet – irgendwo zwischen Ambient, Doom und Drone anzusiedeln ist und ebensogut der Soundtrack zu einem verdammt düsteren Film sein könnte.
Minutenlang entwickeln sich Klanginstallationen zu gewaltigen Geräuschkulissen, langatmig wabern Soundfetzen durch den Raum. Zwar hört man bereits im genialen Auftakt „Etna“ heraus, wer hier am Werke ist, aber dennoch klingt der Song nicht klassisch nach SUNN O))): Aufgewühlte Drums mischen sich immer wieder in die langlebigen Gitarrenklänge und sorgen für mehr Action, als man es von SUNN O))) sonst so gewöhnt ist. Düster, zerfahren, und doch in sich stimmig und zu einem großen ganzen geschlossen überzeugt schon dieser erste Song mit beeindruckend mitreißender Dynamik, welche auch den folgenden Songs zu keiner Zeit fehlt.
Aufgelockert wird das Werk dabei durch die eingestreuten Gesangspassagen, vor Allem aber das Herzstück, „Sinking Belle (Blue Sheep)“, dem der Gesang von Jesse Sykes eine zusätzliche Dimension zu eröffnen scheint und das Stück so zu einem Erlebnis der besonderen Art macht.
Bei so viel Experimentierfreude wundert es dann auch wenig, dass eigentlich erst das große Finale, der fast 15-minütige Song „Blood Swamp“, so richtig in klassischer SUNN O)))-Manier bestritten wird und die knapp einstündige Reise durch die Dunkelheit angemessen zu Ende bringt.

Das Experiment „Altar“ kann ohne Vorbehalte als gelungen bezeichnen werden: Denn was dabei herausgekommen ist, der beste Beleg dafür, wie fruchtbar eine solch barrierefreie, Grenzen sprengende Zusammenarbeit sein kann. Für ein Album, auf dem das SUNN O)))-Logo prangt, überraschend melodisch, ist „Altar“ nicht nur für den eingefleischten Drone-Maniac interessant, sondern dürfte auch dem ein oder anderen Doom-Metaller oder Freund ambienter Klänge zusagen.

Wertung: 9 / 10

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