Review Sunn O))) – Pyroclasts

Dass der letzte SUNN O)))-Output „Life Metal“ durch ein Schwesteralbum ergänzt werden sollte, war nie ein Geheimnis – und so zogen nur knapp sechs Monate nach dem Release des Erstgeborenen ins Land, bis schließlich „Pyroclasts“ veröffentlicht wurde. Ob die Drone-Institution nach dem großartigen „Life Metal“ die hohen Erwartungen erfüllen kann oder ob „Pyroclasts“ eine Ansammlung von Ausschussware oder bestenfalls B-Seiten ist – man darf gespannt sein.

Im Gegensatz zu SUNN O)))s letztem Output sind auf „Pyroclasts“ keine komponierten Songs zu finden, sondern vielmehr die Ergebnisse der täglichen „Aufwärmübungen“ während der Produktion in Steve Albinis „Electrical Audio“-Studio: Alle am jeweiligen Aufnahmetag anwesenden (Gast-)Musiker haben vor den eigentlichen Aufnahmen um die zwölf Minuten lang zusammengespielt – völlig improvisiert, ohne jegliche Vorabsprache und Berichten zufolge mehr meditatives Ritual als musikalische Probe. Neben Stephen O‘Malley und Greg Anderson sind die ebenfalls auf „Life Metal“ vertretenen Musiker Tos Nieuwenhuizen, Tim Midyett und Hildur Guðnadóttir (Oscar-Gewinnerin in der Kategorie „Musik“ für den „Joker“-Soundtrack) auf „Pyroclast“ zu hören.

Die nicht weiter editierten, sondern lediglich gemischten und gemasterten Mitschnitte knüpfen soundtechnisch direkt an den Vorgänger an. Dies ist hauptsächlich durch die charakteristische und (auch diesmal) vollständig analoge Produktion von Albini bedingt, denn musikalisch kommen die vier Stücke wesentlich minimalistischer und puristischer als auf „Life Metal“ daher. Im Gegensatz zum Schwesteralbum gibt es auf „Pyroclasts“ beinahe noch repetitivere Strukturen auf die Ohren, als dies in diesem Genre ohnehin schon der Fall ist – auf den ersten Blick ein wenig unspektakulär, sogar für Drone-Verhältnisse.

Basis der Improvisationen von SUNN O))) und Konsorten sind Gitarrendrones, die sich nicht notwendigerweise an einer klassischen, musikalischen Tonskala orientieren und damit auch nicht unbedingt dem typischen Harmonieverständnis entsprechen. Der Musikwissenschaftler spricht hier von „modaler“ Musik, und das Ergebnis hat sogar ein wenig sakralen und Live-Charakter. Trotzdem und auch unter Berücksichtigung des unkonventionellen Entstehungsprozesses einfach etwas zu eintönig und langweilig, wenn auch bedingt meditativ.

„Pyroclasts“ kann qualitativ nicht an „Life Metal“ anknüpfen, ist aber konzeptionell und produktionell auch nicht wirklich mit dem Vorgänger vergleichbar. Ohrwürmer wie „Between Sleipnir‘s Breaths“ sucht man definitiv vergeblich und vermutlich dürfte „Pyroclasts“ auch niemals das SUNN O)))-Album werden, mit Hilfe dessen der geneigte SUNN O)))-Fan versuchen wird, andere Mitmenschen für die Band zu gewinnen. Für Komplettisten sicher ein Muss, für alle anderen eher optional.

Wertung: 5.5 / 10

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