Review The Agonist – Eye Of Providence

THE AGONIST mussten vor einiger Zeit einen herben besetzungstechnischen Rückschlag hinnehmen. Die ebenso selbstbewusste wie optisch überzeugende Frontfrau Alissa White-Gluz wechselte im Vorjahr zur Konkurrenz Arch Enemy. Zumindest brauchte man nicht lange, um einen Ersatz in Position zu bringen, die gebürtige Griechin Vicky Psarakis hat das Mikro übernommen und steht mit dem neuen Album „Eye Of Providence“ gleich mitten im Rampenlicht.

Die Fußstapfen sind natürlich groß, aber schon wenige Lieder genügen und man weiß: Auf Dauer kann das klappen. So beherrscht die junge Dame fast alle Facetten des metallischen Gesangs und setzt diese in den 13 Songs auch konsequent ein und um. So wird die knappe Stunde Spielzeit alleine schon durch die Frontfrau sehr abwechslungsreich, auch wenn sich der geneigte Freunde harter Musik einen etwas höheren Anteil harscher Vocals sicher gut hätte vorstellen können.
Dies ist nun einmal nicht der Fall, dennoch können THE AGONIST mit ihrer vierten Scheibe überzeugen. Die Songs sind mit Kraft und ein wenig Raffinesse ausgestattet, fast unmerklich verpasst das Quintett seiner Musik immer wieder kleine technische Nuancen. Deren Anwesenheit fällt zwar nicht groß auf, aber es ist ziemlich vorstellbar, dass der Sound insgesamt ärmer wäre, wenn diese fehlen würden. Zudem legt man Wert auf wechselnde Dynamik über die gesamte Platte. Immer wieder nimmt man den Fuß vom Gas, mit „A Gentle Disease“ findet sich gar so etwas wie eine Ballade wieder, der fast achtminütige Rausschmeißer „As Above So Below“ wartet im ausgedehnten Intro ebenfalls mit ruhigen Klängen und einer leicht progressiven Ausstattung auf.
Trotzdem hat man mit kürzeren Nummern auch den Schnellkonsumenten im Blick. Rifforientiert und ballastbefreit spielt man sich vor allem durch die erste Hälfte von „Eye Of Providence“ und auch wenn es wie bei „Faceless Messenger“, einer der Höhepunkte auf dem Album, über fünf Minuten geht, finden die Songs zügig den Weg ins Ohr.
Kleinere Abstriche könnte man vielleicht beim Sound machen. Zwar ist das alles ausgesprochen transparent und sauber produziert, aber vielleicht fehlt es gerade deshalb an dem entscheidenden Quäntchen Zunder unter der Haube. So klingt „Eye Of Providence“ aller Aggressivität zum Trotz oft ein wenig zu brav und zurückhaltend. Etwas mehr Volumen bei den Gitarren, etwas mehr Schmackes beim Schlagzeug und die ganze Sache wäre richtig rund.

THE AGONIST haben den Abgang ihrer Frontfrau insgesamt gut verkraftet. Vicky Psarakis macht ihre Sache gut und ist nicht Schuld daran, dass „Eye Of Providence“ zwar eine gute, aber keine hochklassige Veröffentlichung geworden ist. Vielleicht muss sich die Band aber dennoch ein wenig neu finden, um beim nächsten Album (wieder) so richtig durchstarten zu können.

Wertung: 7.5 / 10

Publiziert am von Jan Müller

2 Kommentare zu “The Agonist – Eye Of Providence

  1. Die Band musste eignetlich keinen Abgang verkraften, sondern warf Alissa hinterrücks aus der Band, da ist ein grober Unterschied, ansonsten passendes Review :)

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