Review Thy Art Is Murder – Human Target

Manchmal spielen urplötzlich Bands Headliner-Shows vor ausverkauften Hallen auf der ganzen Welt, landen für Metalverhältnisse Top-Platzierungen in den Charts und niemand kann so wirklich erklären, wie sie dort hingekommen sind. Bei THY ART IS MURDER ließe sich dies womöglich aufgrund des charismatischen Sängers CJ McMahon erklären, der neben seinen brutalen Vocals vor allem durch eine Vielzahl an Memes große Beliebtheit in der Szene erlangte. So lebten die Australier bislang immer von ihrem Frontmann. Die Musik selbst war zwar nie schlecht, jedoch oft vorhersehbar, stagnierend und über Albumlänge leider etwas langweilig. Nun steht mit „Human Target“ das bereits fünfte Album der Band in den Läden, mit dem die Erfolgsgeschichte natürlich fortgeschrieben werden soll.

Und das Album beginnt genau wie man es von THY ART IS MURDER erwartet: Aggressiv, wütend, vernichtend. Der Opener und Titeltrack „Human Target“ schlägt genau in die selbe Kerbe wie die Vorgänger. Ein solider Song, der jeden Pit zum Platzen bringt, gleichzeitig aber kaum Ideenreichtum oder Innovation mit sich bringt. Wer jetzt aber denkt, dass einen erneut 40 Minuten lang wildes Geballer erwartet, hat sich jedoch geschnitten. Denn im Anschluss an „Human Target“ spielt die Band aus Down Under die wohl reifste und abwechslungsreichste Version von sich selbst. Klar, brutale Riffs, Blast-Beats und Breakdowns wird es bei einem THY-ART-IS-MURDER-Album wohl immer geben, allerdings überraschen die folgenden neun Songs mit einer Vielseitigkeit, die man so von der Band noch nicht kannte.

„Death Squad Anthem“ und „Make America Hate Again“ schlagen dem Hörer mit ihren politischen Botschaften und den prägnanten Liedtiteln zum Mitschreien nochmals direkt in die Magengrube, bevor mit „Eternal Suffering“ erstmals (zumindest für einige kurze Momente) das Tempo etwas zurückgeschraubt wird. Ähnliches trifft auch auf „Atonement“, den wohl besten Song der Platte, zu, der mit seinem unheilvollen Intro und dem nach weiteren Blast-Beat-Attacken einsetzenden Riff tatsächlich etwas wie Melodie erkennen lässt. Überraschenderweise steht diese Art der Kombination aus roher Gewalt und filigranerer Gitarrenarbeit den fünf Jungs aus Sydney äußerst gut zu Gesicht. So weiß gerade die zweite Hälfte von „Human Target“ sehr zu überzeugen, auf der man sich weg vom dauerhaften Geballer hin zu mehr Abwechslung bewegt. Zu diesem songwriterischen Geistesblitz fühlen sich auch die abschließenden „Eye For An Eye“ und „Chemical Christ“ hingezogen und runden somit das bis dato mit Abstand beste Album der Deathcore-Truppe ab.

THY ART IS MURDER gelingt mit „Human Target“ ein ausgereiftes Werk, das der Band von nun an neue Wege eröffnet hat. Bisherige Fans werden weiterhin mit wilder Raserei und Riffs beglückt, die einen härter umtreten als Gennaro Gattuso und jedem, dem die Band bislang schlichtweg zu stumpf war, wird endlich intelligentes und abwechslungsreiches Songwriting geboten. „Human Target“ ist zwar kein Meilenstein der Musikgeschichte, die Anerkennung und den Erfolg hat sich die Band mit ihrem neuesten Album aber endlich verdient.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Silas Dietrich

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert