Review Unearth – Darkness In The Light

Wuchtig dröhnende Gitarren. Double-Bass-Rhythmen. Hymnenhafte Twin-Leads. Ganz klar, das müssen UNEARTH sein. Das Quintett aus Boston, Massachussets hat mit „Darkness In The Light“ das insgesamt fünfte Release auf der Pfanne – und schon der von besagten Stilelementen geprägte Opener „Watch It Burn“ macht sofort Laune auf mehr.

Die Marschroute der Amerikaner hat sich ein Stück weit gewandelt: UNEARTH sind anno 2011 Metal-lastiger als je zuvor. Die Breakdowns wurden auf ein Minimum reduziert, und die Maiden-Einflüsse der Band treten deutlich hervor, UNEARTH zeigen sich auf „Darkness In The Light“ jedoch gleichzeitig experimenteller als auf allen vorangegangenen Alben, und gleichzeitig besser: Denn die Band hat in den letzten drei Jahren offenbar nicht auf der faulen Haut gelegen, sondern ihre Musik um einige feine Nuancen erweitert. So gibt es erstmals seit einem Jahrzehnt auf einem UNEARTH-Album wieder cleanen Gesang zu hören: Dieser fügt sich hervorragend ins Gesamtbild ein, denn  UNEARTH bremsen die Songs hierzu nicht aus. Im Gegenteil: Der temporeiche Song „Last Wish“, dessen Melodien schon so göttlich sind, dürfte die Massen durch den Klasse-Sing-Along-Refrain ohne Weiteres mitreißen – selbiges gilt wohl für „Overcome“. In letzterem Song stecken gleichwohl deutliche Einflüsse von Killswitch Engage. Und was Refrains anbelangt: Der Rausschmeißer „Disillusion“ setzt da ohnehin neue Maßstäbe.

Gleichzeitig schaffen es UNEARTH auf nahezu unnachahmliche Weise, die Tempowechsel zu gestalten. Drummer Foley spielt dabei deutlich häufiger Blast Beats als in der Vergangenheit. Die Gitarrenriffs sind griffiger und ohrwurmtauglicher denn je, jegliche übertriebene Verspieltheit haben UNEARTH beseitigt. Lead-Gitarrist Buzz McGrath hat auf „Darkness In The Light“ dennoch wieder einige Sternstunden: „Arise The War Cry“ startet mit einem atemberaubenden Sweep-Picking, und was der Mann sonst so auf der Gitarre leistet, ist nur mit „abgefahren“ treffend zu beschreiben.
„Equinox“ bietet außerdem noch eine echte Überraschung: Dieser Song wird von Pianos geprägt, die, von sphärischen Gitarren in eine kurze, aggressive Sound-Eruption übergeleitet, für eine durchweg melancholische Atmosphäre sorgen – so etwas hat man von UNEARTH zuvor noch nicht gehört.

„Darkness In The Light“ ist so gut geworden, dass es schwer fällt, überhaupt Kritik daran zu üben. Selbst Vokalist Trevor Phipps, dessen Vocals in der Vergangenheit recht monoton waren, hat es geschafft, seiner Stimme ein wenig mehr Vielfalt zu verleihen. Ansonsten sind UNEARTH virtuos wie immer, doch was sich geändert hat: Das neueste Werk hat keine Durchhänger mehr – und seien es nur ein paar Sekunden. Es ist schlicht ein Album voller wuchtiger, melodischer und abwechslungsreicher Metal-Songs geworden – so gut, dass man bedenkenlos die Höchstnote zücken kann.

Wertung: 10 / 10

Publiziert am von Pascal Stieler

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