Review Wage War – Deadweight

Allzu lange tummeln sich WAGE WAR noch nicht im Metalzirkus. Nach der Bandgründung im Jahre 2013 veröffentlichte das Quintett aus Florida sein erstes Album, welches jedoch in Deutschland kaum Beachtung gefunden hat. 2016 traten WAGE WAR dann auf einigen Festivals, darunter auch auf den Zwillingsfestivals Rock im Park und Rock am Ring, auf. Nun präsentieren WAGE WAR mit „Deadweight“ ihren zweiten Streich und können hiermit durchaus überzeugen.

„Deadwight“ ist durchweg gut produziert und das Arrangement professionell. Alles hört sich rund, stimmig und erfrischend an. Sicherlich fahren WAGE WAR nichts Neues auf, sodass dieses Album auch vor zehn Jahren hätte veröffentlicht werden können. Denn es gibt weder im Sound noch stimmlich Überraschungen. Dennoch wird die Schwelle zum „Der Drops ist schon gelutscht“ nicht überschritten. WAGE WAR bieten dem Hörer guten und soliden Metalcore der – man muss schon fast sagen – alten Schule, der jedoch heute noch genauso Spaß macht wie „damals“, ohne dass ein bereits lange existierender Sound per se ein Qualitätsmerkmal darstellt. Denn Hand aufs Herz: So manchem aktuellen Album der sogenannten großen Bands würde heutzutage kaum Beachtung zukommen, wäre es ohne einen großen Namen und der mächtigen Werbemaschinerie im Hintergrund veröffentlicht worden.

Schon der Opener „Two Years“ geht zur Sache und lädt den Hörer mit treibendem, mitreißendem und variabel gehaltenem Rhythmus zu weiteren 39 Minuten ein. Und gleich von Beginn an zeigt sich, dass die Stimme Britin Bonds ein großes Plus der Band ist. Diese peitscht nicht nur an, sondern überzeugt auch im Cleangesang, bleibt stets eingängig und im Gehör hängen, spornt mal an und mal unterstreicht sie lediglich. Diesen stimmlichen Abwechslungsreichtum hört man am besten in „Johnny Cash“, in dem WAGE WAR – anders als der Titel zu suggerieren scheint – nicht schwerpunktmäßig der Countrygröße huldigen, sondern über zerbrochene Herzen singt. Briton Bond wechselt in diesem Song spielend von explosionsartig und rau zu ergreifend und klar.

Insgesamt jagt auf „Deadweight“ ein guter Song den Nächsten. „Don´t Let Me Fade Away“ bietet alles, was ein guter Metalcore-Song braucht: eine energiegeladene Stimme, einen ausfüllenden Gitarreneinsatz und einen guten Refrain. Mit dem ausdruckstarken „Stitch“ verleiten WAGE WAR den Hörer zum nahezu unvermeidbaren Headbangen, indem sie eine dynamische Mischung aus langsamem und schnellem Tempo bereithalten. Während der gesamten Scheibe zeigen sich WAGE WAR auch weiterhin sehr variabel und Langeweile vermeidend. So präsentiert sich in „Witness“ die Gitarre für Metalcore-Verhältnisse filigran, während man in „Gravitiy“ durch den Gitarreneinsatz schon fast spüren kann, wie die Schwerkraft verloren geht.

Wer sich an – nennen wir es – Old-School-Metalcore nicht stört, wird mit „Deadweight“ Spaß haben. Aufgrund des sehr dynamisch gehaltenen Tempos holt die Platte immer wieder Schwung und reißt den Hörer mit. Die Leadstimme passt stets gut zu Melodie und Rhythmus und geht über ein Unterstreichen der Instrumente weit hinaus. Die Scheibe ist einerseits energiegeladen, anderseits auch tiefgründig, sodass Eintönigkeit nie aufkommt. Ein sehr gelungenes Album.

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Vincenzo Spitale

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert