Review Wednesday 13 – F**k it, We’ll Do It Live (CD/DVD)

Der WEDNESDAY-13-Fan als Solcher konnte sich ja noch nie über lange Wartezeiten zwischen den Releases beklagen – bei der aktuellen Veröffentlichungswut des Horror-Rockers könnte er hingegen fast in finanzelle Bedrängnis kommen: Grade erst erschien mit Skeletons der dritten Langspieler der Truppe, dem bereits kurz zuvor die „Bloodwork“-EP vorausgeschickt worden war. Doch als sei das nicht ersteinmal genug, ließ man es sich diesmal zudem nicht nehmen, eines der unzähligen Konzerte des eigentlich ständig tourenden Gruselfilmfanatikers in Form einer DVD für die Ewigkeit festzuhalten – eine durchaus nachvollziehbare Entscheidung, lässt die Band live doch seit Jahren den (Horror)Punk abgehen.

Und so kommt mit „Fuck It, We’ll Do It Live!“ der dritten WEDNESDAY-13-Release innerhalb weniger Monate auf den Markt – und auch diesmal kommt der Fan dabei wahrlich nicht zu Kurz.
Man hat sich nämlich für die Rundum-Vollbedienung entschieden und das Konzert nicht nur als bloße DVD veröffentlicht, sondern gemeinsam mit einer Live-CD, die, wie die DVD, das komplette Konzert enthält. Eine sehr löbliche Entscheidung, die leider viel zu selten getroffen wird – denn sind wir mal ehrlich: Wie oft schaut man sich eine Musik-DVD an? Zumindest bei mir verschwinden Live-DVD’s bei Weitem schneller in der Versenkung der Musik-Sammlung, als Live-CD’s, die man immerhin auch im Auto oder über den mp3-Player genießen kann.

Ansehenswert ist die DVD dabei aber auf jeden Fall: Denn dafür, dass für den Mitschnitt sicherlich nicht das größte Budget zur Verfügung stand, kann sich das Ergebnis durchaus blicken lassen: Das Bild ist scharf, die Farben wirken authentisch und auch die Schnitte sind sinnvoll gesetzt. Um das ganze optisch noch etwas aufzuwerten wurden auf manche Kameraeinstellungen gelegentlich Effekte wie Farbfilter gelegt – solange man damit nicht über die Stränge schlägt durchaus ein nettes Stilmittel. Gefilmt wurde das Ganze dabei mit mehreren Kameras, die die Aktion und Atmosphäre der Show gelungen einfangen und dabei auch das Publikum nicht aussen vor lassen, wie dies leider all zu oft der Fall ist. Kameras im Moshpit oder auf die – durch die Bank weiblich besetzte – erste Reihe gerichtet, bieten hier immer wieder eine willkommene Abwechslung zum Bühnengeschehen – einzig die unterschiedliche Formateinstellung einer der Kameras könnte hier negativ angekreidet werden, ist es doch etwas nervig, wenn ab und an am oberen und unteren Bildrand schwarze Streifen erscheinen, um mit der nächsten Kameraeinstellung wieder dem Vollbild zu weichen.
Auf großartige Show-Effekte oder Vergleichbares wird zwar komplett verzichtet, jedoch tut das der Stimmung auf und vor der Bühne keinen Abbruch. Die Band rockt engagiert durch ein Set, das kaum einen Hit missen lässt und das Publikum frisst ihr dafür aus der Hand – da stört es auch nicht weiter, dass nicht jedes Solo auf die Tonart des entsprechenden Song passt, der Gesang von Zeit zu Zeit etwas sehr viel Punkattitüde aufweist oder sich viele Riffs objektiv betrachtet wohl nur in der Reihenfolge der drei Standart-Punk Akorde unterscheiden.
Die Kombination Sänger/Gitarrist in einer Person erweist sich dabei leider ein weiteres Mal als bewegungseinschränkend – ein Defizit, das die anderen Musiker nicht ganz wettzumachen vermögen, headbangen und schwitzen zwar brav, was das zeug hält, rühren sich aber kaum vom Fleck (was zum Teil aber sicherlich auch der etwas beengenden „Größe“ der Bühne zuzuschreiben ist).
Nach dem Opener „Gimme Gimme Bloodshed“ vom aktuellen Release folgt ein bunter Strauß punkiger Melodien, bei denen alle drei WEDNESDAY-13-Alben gleichermaßen durch ihre stärksten Songs vertreten sind. Aber auch altes Material aus vor-WEDNESDAY-13-Zeiten kommt nicht zu kurz, dürfen selbstverständlich auch Frankenstein Drag Queens From Planet 13-Hits wie „Rambo“, „197666“ oder der Rausschmeißer „I Love To Say Fuck“ nicht fehlen. Hier herrscht absolute Refrain-Mitgröhl-Pflicht – denn auch wenn diese Songs nicht unbedingt für ihre tiefsinnigen lyrischen Ergüsse legendär werden werden (wobei das wohl auch auf die neueren Lieder ausnahmslos zutrifft), rocken diese doch ohne Ende. Lediglich die „Special Fuck-Cam“, die ein als Zombie verkleideter Kameramann bei letztgenanntem Song von der Bühne aus bedient und welche sich lediglich dadurch von den anderen Kameras abhebt, dass im Bild ein weißter Rahmen und ein großes „Fuck-Cam“ eingeblendet ist, ist wohl nicht unbedingt der Brüller.

Doch nicht nur visuell weiß die DVD, die auf überflüssiges Bonusmaterial gänzlich verzichtet, zu überzeugen – auch Soundtechnisch stimmt hier eigentlich alles. Die Instrumente sind klar und deutlich auseinanderzuhalten, der Gesang geht nicht unter, sondern ist zu jeder Zeit sehr präsent, und auch sonst gibt es keinen Anlass, zu meckern.
Zusätzlichen Charme verleiht dem Ganzen, dass man keine Overdubs nutzt oder die Songs sonstirgendwie im Nachhinein beschönigt beziehungsweise Spielfehler nachträglich im Studio ausgemerzt wurden, wie dies mittlerweile – leider – bei nahezu jeder DVD gang und gäbe ist.So bleibt das Live-Feeling voll und ganz erhalten – und das ist doch eigentlich die Hauptsache.

Von diesem guten Live-Sound profitiert natürlich auch die Live-CD, die sich so als wirklich sinnvolle Beigabe erweist, kann das Material aus dem „Crocodile Rock“-Club in Allentown, Pennsylvania, doch auch ohne die Video-Begleitung überzeugen.

So kann man zusammenfassend sagen, dass man es bei „Fuck It, We’ll Do It Live!“ mit einer durchweg hochwertigen Veröffentlichung zu tun hat, die aber stets den familiären Flair eines Bootlegs beibehält und so die Live-Stimmung besser einfängt, als das die meisten überproduzierten und nachbearbeiteten Live-Veröffentlichungen der heutigen Zeit vermögen, denen man das „Live“ nur noch an dezent eingestreutem Fangeschrei in den Spielpausen anmerkt.
In Kombination mit der CD für jeden Fan der Band ein Pflichtkauf, schon allein, um sich die Zeit bis zum nächsten W13-Gig zu versüßen – auch wenn das aller Vorraussicht nach nicht all zu lange sein wird.

Wertung: 8.5 / 10

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