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Review Wednesday 13 – Horrifier

18 Jahre ist es her, dass Joseph Poole, seinerzeit Gitarrist der Murderdolls und Kopf der ebenfalls im Horror-Punk verwurzelten Frankenstein Drag Queens From Planet 13 unter seinem Pseudonym WEDNESDAY 13 ein Soloprojekt gegründet hat. Hört man sich dessen neuestes Album „Horrifier“ an, könnte man meinen, es wären erst 18 Monate gewesen – denn stilistisch war WEDNESDAY 13 seinem Debüt-Album „Transylvania 90210: Songs Of Death, Dying, And The Dead“ (2005) nie näher.

Schon das spooky Intro und der schleppende Opener „Insides Out“ geht weit mehr in die Horror-Punk-Richtung als die eher Metal-lastigen Alben seit „Condolences“ (2017). Wer danach noch daran zweifelt, dass WEDNESDAY 13 mit seinem zehnten Album einen echten Zeitsprung hinlegt, bekommt mit „Exhume And Devour“ den unzweifelhaften Beweis geliefert: Als Easter-Egg für Fans der ersten Stunde referenziert WEDNESDAY 13 hier auf den Debüt-Hit „I Walked With A Zombie“ – und das nicht nur mit der Art und Weise, wie der Song „angekündigt“ wird.

Ein solcher Schritt zurück in die eigenen Fußspuren mag zunächst uninspiriert wirken. Im konkreten Fall ist jedoch genau das Gegenteil der Fall: Zwar erfindet sich WEDNESDAY 13 auf „Horrifier“ nicht neu – aber er findet zurück zu sich selbst. War er mit den letzten beiden Alben immer weiter in Richtung belanglosen Alternative Metals abgedriftet, geht es auf „Horrifier“ wieder erfreulich rockig zu. Ein Paradebeispiel dafür ist „Good Day To Be A Bad Guy“: Treibende Rock-Riffs, aufgelockert von ein paar schmissigen Gitarrensoli und veredelt durch Gesang, der mehr denn je nach Alice Cooper klingt, machen den Song nicht nur extrem catchy, sondern rundum gut.

Return To Haddonfield“ geht etwas mehr in die melodische Richtung und avanciert so schnell zum Ohrwurm, und auch „Halfway To The Grave“ als weiterer schmissiger Rock-Song begeistert mit stilechter Gitarrenarbeit. Dass die Songs in Sachen Arrangement keine Wunderwerke der Komplexität sind und sich zwischen den Hits auch einige (arg) simple Nummern verstecken – etwa der stumpf vor sich hin bollernde Titeltrack oder „Christine: Fury In The Night“ – tut nicht weiter weh: Irgendwie muss ein WEDNESDAY-13-Album ja auch der für diese Musik oft vergebenen Bezeichnung Horror-Punk gerecht werden.

Der „Horror“-Aspekt kommt über den Look der Band und natürlich über die Texte in die Musik. Angst vor Alpträumen braucht allerdings auch diesmal niemand zu haben: Bei den gewohnt humorvoll und simpel formulierten Texten ist der Gruselfaktor eher gering – dank ständiger Wiederholungen der eingängigen Verse im Stile von „Your death is my desire, I am the Horrifier“ ist dafür sichergestellt, dass live auch wirklich jeder mitgrölen kann. Auch so funktioniert gute Rockmusik.

Dass WEDNESDAY 13 mit „The Other Side“ zum Abschluss noch eine schaurig-schöne Gänsehaut-Ballade auffährt, ist das Auge in der Bowle. Schließlich war auch davor schon klar: „Horrifier“ ist unzweifelhaft das stärkste WEDNESDAY-13-Album seit „Transylvania 90210: Songs Of Death, Dying, And The Dead“. Mag das Cover auch erneut nach Metal aussehen – dahinter verbirgt sich waschechter Grusel-Rock erster Güteklasse.

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Wertung: 8.5 / 10

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3 Kommentare zu “Wednesday 13 – Horrifier

  1. Na, dann riskiere ich vielleicht sogar mehr als ein Ohr. Das Debüt damals fand ich ja ausgezeichnet. Seitdem konnte mich kein Album mehr von Wednesday 13 überzeugen, wobei ich grundsätzlich Horror Punk bzw. Metal ja mag.

      1. Zwei Durchläufe bisher und ich behaupte, dass das Album jetzt schon ziemlich wächst. Wobei man merkt, dass die einzelnen Stücke schon extrem simpel gestrickt sind. Wednesday 13 war ja noch nie etwas für hochgeistige Unterhaltung, aber hin und wieder eine Spur mehr Komplexität auf die Länge der Songs könnte das ein oder andere Stück schon gebrauchen.
        Dafür wurmt es an jedem Eck und jedem Ende im Ohr und das funktioniert einfach hervorragend.
        Wenn ich meinen Wunsch äußern dürfte, wären mehr Songs, die insgesamt kürzer sind und mehr den Punk rauslassen dem Album noch zuträglicher. Dennoch stimme ich zu, das beste Album seit dem Debüt.

        Nicht so schön ist es, dass im Booklet das Foto eines Bandmitgliedes doppelt drin ist, dafür gibt’s keines von Mitglied Nummer vier. Das ist leider echt schlampig gemacht, sowas sollte Napalm eigentlich nicht passieren, denn sonst ist die grafische Gestaltung der Platte nämlich absolut gelungen.

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