Review Werian – Lunar Cult Society (Compilation)

  • Label: Eisenwald
  • Veröffentlicht: 2017
  • Spielart: Doom Metal

„Experimental Black.Doom.Art“ – so nennen WERIAN, deren Name von einem Ritual herrührt, bei dem sich ein Mensch in einen Werwolf verwandelt, ihren musikalischen Stil. Natürlich sind die drei unbekannten Deutschen, die seit 2009 in dieser Konstellation Musik machen, nicht die ersten, die mit den Möglichkeiten von Black und Doom Metal herumexperimentieren. Während jedoch viele andere Bands einfach nur herkömmlichen Schwarzmetall in stark gedrosseltem Tempo spielen, schaffen WERIAN in gewisser Weise tatsächlich etwas Besonderes. Mit „Lunar Cult Society“ erfahren ihre selbstbetitelte Demo und „Among Humans“ nun einen um einen Bonustrack erweiterten Re-Release als Compilation mit einer satten Laufzeit von 76 Minuten. Der perfekte Zeitpunkt also, um sich mit den obskuren Klangwelten der Deutschen vertraut zu machen.

Da es sich bei den insgesamt acht Tracks um Demo-Material handelt, sollte man natürlich nicht dieselben Erwartungen an „Lunar Cult Society“ stellen wie an ausgefeilte Veröffentlichungen erfahrenerer Bands. Wie es bei Demos aus dem Underground nun mal so ist, gibt es hier noch reichlich Luft nach oben. Die Produktion klingt recht dünn und dreckig, an manchen Stellen erscheint die Performance von WERIAN etwas holprig und auch die etwas überlangen Kompositionen machen hin und wieder einen leicht zerstreuten Eindruck. Obgleich sich gerade in der abschließenden, überarbeiteten Version des treibenden Openers „Werian“ zeigt, dass ein druckvollerer Sound und eine tightere Instrumentalisierung das Material der Deutschen noch besser zur Geltung bringt, wohnt all diesen Schwachpunkten auch ein gewisser geheimnisvoller Charme inne.

Gerade diese Rohheit trägt nämlich dem mysteriösen Charakter der Tracks Rechnung. Derbes Highspeed-Geknüppel hört man von WERIAN nur vereinzelt, selbst die schmissigeren Passagen halten sich auf „Lunar Cult Society“ in Maßen. Stattdessen spielt das Trio bewusst mit seinen Doom-Einflüssen. Die staubtrockenen Gitarren klingen zwar sehr rau, aber meist ziemlich zurückhaltend, sodass auch der lässige Bass eine tragende Rolle spielt und sogar zurückgelehnte, ausladende Blues-Soli („Devourer“) stimmig eingebunden werden.

Interessant ist auch die im Laufe der Platte zu beobachtende Entwicklung. Während die ersten vier Tracks, die der selbstbetiteltem Demo entstammen, mit ihren entfernten Screams und ihrer bedrohlichen Atmosphäre noch merklich angeschwärzt daherkommen („Manus Mortua“), sind die drei Nummern von „Among Humans“ um einiges ausschweifender, zurückgelehnter und doomiger. Beim Gesang setzen WERIAN ab dem Fünfzehnminüter „Acid Mountain“ auf geradezu unmenschlich monströse Growls. Spannend sind beide Herangehensweisen gleichermaßen.

Natürlich ist die Compilation, mit der WERIAN ihren Einstand bei Eisenwald feiern, alles andere als perfekt – das muss sie aber auch gar nicht sein. Zwar bietet „Werian (Alive)“ einen ersten Ausblick auf das, was die Black-Doomer in Zukunft noch vollbringen können, wenn sie weiter an der Umsetzung ihrer hypnotischen Vision feilen, doch die ungeschliffene Mystik von „Lunar Cult Society“ hat definitiv auch etwas für sich. Die obskure Stimmung, die WERIAN darauf erzeugen, entspricht wohl in etwa jener, mit der Black Sabbath am Anfang der 70er Jahre erstmals die Hörerschaft in Staunen versetzt haben. Und das muss eine Band in der heutigen Zeit erst mal hinkriegen.

Wertung: 6.5 / 10

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