Review Windir – Likferd

  • Label: Head Not Found
  • Veröffentlicht: 2003
  • Spielart: Black Metal

Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Rezension liegt der Tod Valfars, des Mannes hinter der norwegischen Black Metal Combo WINDIR, schon beinahe zwei Jahre zurück. Am 17. Januar des Jahres 2004 sollte sich der schlimmste Verdacht der Freunde und Verwandten nach Verschwinden des mit 25 Jahren noch sehr jungen Musikers bestätigen. Auf dem Weg zu seiner Blockhütte wurde er von einem Schneesturm überwältigt und es gelang ihm nicht, dem Gestöber zu entfliehen. Nach seinem Tod wurde von den anderen Mitgliedern beschlossen, die Band zu Grabe zu tragen, was in Form der Doppel-CD „Valfar, Ein Windir“ (2004) und der DVD „SognaMetal“ (2005) geschah. „Likferd“ – zu Deutsch so viel wie Leichenzug – war das letzte reguläre Album, welches über das Label Head Not Found veröffentlicht wurde. Wie jedes der Alben ist auch dieses mit einem wunderbaren Coverartwork geschmückt, wenn nicht sogar mit einem der besten in der gesamten Szene überhaupt. Kaum eine Band schaffte es jemals, die Atmosphäre, die in musikalischer Form geboten wird, mit derartig großartigen Gemälden einzufangen. Wie schon erwähnt, wurde auch auf „Likferd“ erneut eine unglaubliche Stimmung geschaffen, wenn auch etwas düsterer als auf den beiden Vorgängern „1184“ und „Arntor“ zu Werke gegangen wurde. Valfars Kompositionen wandten sich dem eher bombastischen, klirrenden Klang von „1184“ ab, stärkere Black Metal Einflüsse sind hingegen kaum zu überhören. Mitnichten muss dieses Werk jedoch an Genialität einbüßen, im Gegenteil, ohne die alten Werke zu kopieren, spielt „Likferd“ wieder in der selben Liga mit.

„Resurrection Of The Wild“ schießt dem Hörer nach einem recht kurzen, aber stimmigen Intro ins Gesicht und wird seinem Titel in vielerlei Hinsicht gerecht. Neben treibenden Blastbeats wartet der Song mit melodischen Leads, Riffs und dem klaren Gesang Cosmocrators von Mindgrinder auf. Auch die Lyrics sind gewohnt Windir, gewohnt genial und einfach nur passend. Insgesamt ist der Sound um einiges dumpfer als auf dem vorherigen Werk, was die ohnehin schon düsterere Atmosphäre unterstreicht. Das folgende Stück „Martyrium“ zählt wohl nicht nur zu einem meiner absoluten Favoriten auf diesem Album, sondern auch zu meinen Lieblingssongs der Gruppe. An einem solchen Song stimmt einfach alles, tragische Gitarrenmelodien, die großartige Stimme Valfars, die klaren Gesangspassagen und melodische Synthesizerklänge vereinen diesen Song zu einem einzigen Höhepunkt, wenn man denn so sagen will. Großartig. „Despot“ hingegen trumpft weniger mit einer tragischen, als viel mehr mit einer in gewisser Hinsicht „schwarzmetallischen“ Grundstimmung. Vergleichsmäßig ruhig wird zunächst bei „Blodssvik“ zu Werke gegangen, auch wenn sich das nicht als essentieller Zustand des Stückes erweist. Trotzdem machen auch die melodischen Gitarren- und Gesangspassagen diesen Titel zu einem großartigen Song.

Das mit achteinhalb Minuten längste Stück,“Fagning“ erhält bei mir persönlich neben „Martyrium“ wohl den Stempel für das traurigste Lied auf „Likferd“, auch wenn „Stempel“ hier wohl das falsche Wort ist, da jeder einzelne Song auf seine Art und Weise einzigartig ist. Die perfekt aufeinander abgestimmten Melodiegitarren, welche erneut von klarem Gesang begleitet werden, stellen für mich den absoluten Höhepunkt auf dem gesamten Album dar. Nach dieser ruhigen Einlage legt „On The Mountain Of Goats“ (fast gar als einziger Song auf dem Album) in beinahe reiner Black Metal Manier los. Sowohl das Riffing als auch der Text wirken für Windir fast schon ungewöhnlich, allerdings steht auch dieses Gesicht den Norwegern perfekt. Trotzdem hält sich diese Stimmung nicht weiter, denn „Dauden“ ist schon wieder gewohnt melodisch und beinhaltet die typischen Elemente, ohne jedoch auf irgendeine Weise langweilig zu werden. „Ætti Mørkna“ schließt das Album ab, wie es nicht besser abgeschlossen werden könnte. Noch einmal werden melancholische, emotionale Melodien mit Black Metal und folkloristischen Einflüssen gemischt und erzeugen bis zum letzten Ton eine unvergleichbare Atmosphäre.

Windir schufen in „Likferd“ ein Album, das den Vorgängern in keinster Weise nachhinkt. Im Gegenteil, man entwickelte sich weiter, indem man einen Schritt in eine andere Richtung wagte, allerdings ohne das alte und von mir so geliebte Gesicht zu verlieren. Die Scheiben dieser Gruppe sind alle so ähnlich und unterscheiden sich doch so sehr … Jedes von ihnen ist großartig, jedes von ihnen ist einzigartig. Für mich persönlich wäre dies hier ohne Zweifel volle Punktzahl (oder noch mehr), da ich es dann allerdings pauschal als Klassiker zu bezeichnen hätte, wage ich diesen Schritt nur innerlich. Dort allerdings ohne jegliche Hemmung!

Wertung: 9.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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