Interview mit Martin Van Drunen von Asphyx

Wenn es eine Band gibt, von der man keine Kompromisse erwarten darf, dann sind es ASPHYX. Die neue Death-Metal-Vollbedienung „Deathhammer“ betont dieses Prinzip nachdrücklich. Warum genau man sein Rezept nicht neu abschmeckte und was es von Horrornächten in Amsterdam, einem gemütlichen Bierchen nach der Show und der heutigen Metalszene zu berichten gibt, erklärt Koryphäe Martin van Drunen wortreich im Interview.

Hi Martin, danke, dass du anrufst! Wie geht’s dir?
Mir geht’s blendend!

Bist du gerade sehr im Promotionstress?
Ja, das sowieso auch, aber ich hab im Moment auch viele andere Dinge zu tun. Momentan bin ich ziemlich beschäftigt, aber das ist auch gut. Ich meine, nichts zu tun zu haben und Daumen drehen, ist natürlich auch nichts, eh.

Freitag in einer Woche erscheint das neue Album. Hast du schon erste Reaktionen von der Presse bekommen?
Bisher waren alle eigentlich sehr lobend. Also, die waren ja auch mit „Death… The Brutal Way“ damals sehr zufrieden, aber das hier wird im Allgemeinen als noch besser empfunden. Ich meine, wir haben auch ein sehr gutes Gefühl bei der Scheibe, und das scheint nur bestätigt zu werden. Also bisher hab ich noch nix von wegen negativ gehört, das auf keinen Fall.

Glaubst du, dass musikalisch auf „Deathhammer“ irgendetwas anders ist, als auf „Death… The Brutal Way“, was erklären könnte, dass es noch besser aufgenommen wird?
Naja, was heißt anders. Ich denke, dass wir jetzt einfach mehr eine Einheit sind als Band, vielleicht hört man das dieser Scheibe auch noch besser an. Diesmal ist alles so aufgenommen worden, wie das nicht nur die ganze Band, sondern wie das auch jeder individuell für sich wollte. Alle haben den Asphyx-Stil stärker verinnerlicht, insofern finde ich, dass es vielleicht eine komplettere Scheibe als „Death… The Brutal Way“ ist.

Wenn du sagst, dass du das Album musikalisch zusammenhängender findest, liegt das vielleicht auch an äußeren Umständen, wie kürzerer Entstehungszeit, anderer Herangehensweise oder ähnlichem?
Ich denke, dass es viel ruhiger gegangen ist, im Sinne von „bequemer“. Vor allem jetzt für Paul, für den war „Death… The Brutal Way“ ja die erste Scheibe, wo er auf einmal alle Riffs für Asphyx geschrieben hat. Da mussten er und natürlich auch wir erst ein bisschen abwarten, was die Fans und die Presse sagen. Er hat dann natürlich eine tolle Bestätigung bekommen, dass es den Leuten so gefallen hat, wie es war. Ich meine, ich würde jetzt nicht davon sprechen, dass ihm irgendeine Last von der Schulter genommen worden wäre, aber ich denke, dass das für das Selbstvertrauen in dieser Hinsicht doch sehr gut getan hat. Ich glaube, dass er die Riffs jetzt auch viel, viel ruhiger angegangen ist, weil er sich denken konnte: „Offenbar gefällt den Leuten wohl, was ich mache.“ Diesmal kam er aber ab und zu auch mit ein paar Riffs an, wo wir sagten: „Näää! Das ist ‘n Zweifelsfall.“ Und bei uns gibt’s keine Zweifelsfälle! Aber trotzdem fühlt er sich bei uns jetzt mehr zu Hause als davor, schätze ich. Anfangs war es für ihn halt auch blöd, live nur die alten Stücke zu spielen – ein Gitarrist will natürlich vor allem sein eigenes Material spielen, das er selber komponiert hat. Der andere Unterschied ist, dass wir diesmal Alwin dabei hatten, der sich viel mehr eingebracht hat. Der Junge ist stolz dabei zu sein und ist ein totaler Enthusiast, das hat dann auch mega viel Spaß gemacht. Wir arbeiten ja so, dass wir eine Zeit lang Material sammeln und dann damit irgendwann in Proberaum gehen und damit ein bisschen jammen, um zu schauen, was wir damit machen können. Zu viert war das einfach so. Da kriegst du dann bei einem Jam so ein bis zwei Stücke fertig, und dann werden die Köpfe abgebangt und noch ein extra Bier darauf getrunken und dann wissen wir: „Okay, das ist gut, das gefällt uns besonders.“

Wenn du sagst, dass ihr schon zusammen in den Proberaum geht, gibt es da, vor allem für dich und Paul, nie Terminkonflikte mit Hail of Bullets?
Nein, eigentlich nicht. Wir machen das mit dem Proben eh nur ganz selten. Wir haben bisher noch nie die Stücke gescheit zusammengespielt, also so, dass das dann auch live funktioniert, da müssen wir auch noch schauen. Release-Show ist ja schon in drei Wochen, also das kann noch lustig werden. Wir machen uns da aber auch nie so viel Druck, ich meine, die Jams für die Stücke, das sind einfach ein paar im Jahr, aber mehr auch nicht. Wir verabreden uns dann, und dann weiß auch jeder, worum es geht. Das geht dann meistens in die Woche rein, dann nehmen die Jungs ‘nen Zweiertag von der Arbeit frei, und dann prallt das auch mit nichts, also auch nicht mit den Bullets.

Aber ihr probt dann, außer um Songs zu schreiben und unmittelbar vor Live-Konzerten, eh kaum?
Ja, und halt, wenn man ‘ne neue Scheibe raus hat, unmittelbar danach vielleicht noch ein oder zweimal, um letzte Unsicherheiten auszumerzen und zu schauen, wo man noch etwas besser machen kann. Aber sonst brauchen wir das eigentlich gar nicht. Ich trainiere meine Stimme ja eh zu Hause, da brauch ich nicht groß in den Proberaum zu gehen.

„Deathhammer“ ist ja als „Lehrbuch des Death Metal“ gemeint. Das legt nahe, dass es viele Bands gibt, die in dem Sektor Nachhilfe benötigen. Zielt ihr da auf bestimmte Bands oder Genres ab?
Najaaa, für uns ist das einfach dieses ganze technische Gefritzel, da weiß man ja überhaupt nicht, wo man das einordnen soll, das ist doch einfach nix. Für mich, und nicht nur für mich, sondern auch für die Jungs, geht es einfach immer noch darum, dass du einfach Spaß haben sollst, wenn du zu ‘ner Show gehst und nicht irgendwie denken musst: „Ouh, was spielt denn der und was spielt denn der?!“ Ich meine, klar, kann wohl sein, dass da Leute für Konzerte hingehen, aber das ist einfach nicht mein Ding, ich möchte einfach meinen Spaß haben und nicht nachdenken. Ein einfaches Stück, Köpfe schütteln, Bierchen trinken und dann ist das einfach ein guter Abend. Aber das klappt doch auch nicht, wenn man dauernd von Riff zu Riff zu Riff wechselt, ich glaube einfach nicht, dass das am Anfang gemeint war mit Death Metal. Wir haben das doch alle nicht gemacht, diese ganzen Bands, die damals Freunde waren wie wir, Autopsy, oder, ja, von mir aus auch Bolt Thrower, das ist auch so ‘ne Band, die mit Riffs nicht so viel macht. So war das alles ein bisschen gedacht und jetzt ist das alles auf ein falsches Gleis geraten. Für mich ist das einfach nicht mein Ding. Auch mit Gesang oder so, da kann man bei 100 Bands vielleicht von zwei Sängern sagen, dass die mal ‘ne andere Stimme haben als der Rest. Ich verstehe das nicht, warum Leute sich da nicht mehr Mühe geben, um ein bisschen origineller zu klingen, oder vielleicht sogar einen eigenen Stil zu entwickeln.

Wer hat denn diesmal das Cover gemacht? Und warum unterscheidet es sich stilistisch doch so stark vom „Death… The Brutal Way“-Cover?
Naja, letztes Mal haben wir den Micky genommen, einen guten Freund von uns. Wir waren damals auch ziemlich zufrieden mit dem Ding, aber wir haben nachher ein bisschen Kritik von den Fans bekommen, die meinten, dass das eigentlich gar nicht zu uns passt, mit Digitalcover und bla. Aber manchmal ist es gut, wenn man sich die Meinung der Fans zu Herzen nimmt. Für diese Live-DVD hat dann Axel das Cover gemacht, da haben wir uns gedacht: „Mann, der hat’s echt wieder verdammt gut drauf.“ Und dann haben wir ihn gleich für „Deathhammer“ ins Boot geholt. Der hat ja früher schon „Last One On Earth“, „The Rack“ und vor allem natürlich die „Crush The Cenotaph“-EP gemacht, das war bis damals wahrscheinlich echt sein bestes Cover. Ja, und jetzt hat er sich selber in allen Belangen nochmal weitaus übertroffen, das Ding ist einfach genial geworden. Wir haben ihm natürlich ein bisschen gesagt, in welche Richtung es gehen soll, aber eigentlich haben wir ihm auch nur ein paar Strophen geschickt, damit er weiß, was mit dem Titel gemeint ist und gemeint: „Mach einfach, worauf du Bock hast.“ Als dann das Endresultat kam, hat uns das alle ziemlich vom Hocker gehauen und wir haben nur noch gesagt: „Jessas, Axel, das ist genial!“ Und die Reaktion der Leute ist auch super, ich denke, er hat da echt Fantastisches geleistet.

Findest du, dass es auch atmosphärische Unterschiede zwischen den Alben gibt, oder ist das wirklich nur die Optik?
Weiß ich nicht, denk schon. Als ich die Scheibe nach dem letzten Mix ein paar Mal angehört hatte, um das besser beurteilen zu können, fand ich, dass die Stücke diesmal immer entweder schnell oder langsam sind. Normalerweise hatten wir immer Songs, wo von allem was dabei ist. Diesmal knallt es entweder durch, oder es bleibt doomig. Einen größeren Kontrast hatten wir da noch nie. Von der Atmosphäre, hm, ich finde sie vielleicht gemeiner und härter, viel härter jedenfalls, als „Death… The Brutal Way“ war. Vermutlich hat das auch mit Alwin zu tun, der wusste schon ganz genau, was er will mit seinem Bass und war richtig heiß drauf, mit Bob zusammenzuarbeiten, da haben sich die beiden sicher auch irgendwo gefunden. Ich finde, dass der Bass jetzt auch ein wichtiger Bestandteil dieser Scheibe geworden ist, das ist in der Vergangenheit ja schon auch mal anders gewesen bei uns.

Jo, ich find‘s cool, dass man den Bass richtig raushört, das macht immer nochmal zusätzlich Druck.
Ja, danke. Ja, klar, so war es ja auch gemeint. Ich meine, es gibt so viele Scheiben oder Bands, wo du denkst: „Hey, warum haben die eigentlich ‘nen Basser?“ Das kann man sich dann eigentlich auch sparen, und sich stattdessen ‘nen zweiten Gitarristen nehmen oder so (lacht).

Sowohl Asphyx als auch Hail of Bullets touren ja überhaupt nicht, dafür spielen beide Bands relativ viele Festivalshows, Hail of Bullets sind ja quasi Stammgast auf dem Summer Breeze und Asphyx sind auch schon zum zweiten mal wieder da dieses Jahr. Warum wollt ihr nicht touren?
Also erstens ist Touring für die Jungs einfach ganz schwer, weil sie Arbeit haben. Wenn das alles dieselben Arbeiten wären, könnte man das ja vielleicht noch irgendwie zusammenbringen. Aber Paul unterrichtet an ‘ner Schule, und der ist schon mal völlig abhängig davon, wann die Schüler dann jeweils frei haben. Der hat nur dann Urlaub und kann sonst natürlich auch auf keinen Fall frei nehmen. Ein Mann wie Theo kann nur im Sommer, weil der schuftet einfach in einer Filzfabrik. Stephan hat dann nochmal ‘ne ganz andere Arbeit. Das ist einfach mega schwer, das kann man kaum kombinieren. Und zweitens, was dann vor allem eher Bob und Asphyx angeht, der sieht es einfach nicht ein, dass er mehr als ein paar Tage von seinen Kindern weg ist. Der hat zwei sagenhafte Söhne und ja, der will einfach nicht länger weg. Die logische Folge ist für uns halt, dass wir das an den Wochenenden machen. Aber weißt du, im Endeffekt sind Touren doch eh nur dafür da, dass man entweder eine Scheibe promotet oder seinen Kopf mal wieder zeigt. Und wir zeigen uns ja auch genug, ich denke einfach, dass es kein großer Unterschied ist, ob du jetzt drei Wochen unterwegs bist und 20 Shows machst, oder ob du die 20 Shows über das ganze Jahr machst, das kommt doch auf das Gleiche raus. Und so finde ich es einfach bequemer, dann musst du nicht dauernd in so ‘nem Bus unterwegs sein und dich mit dem ganzen Drumherum beschäftigen.

Also seid ihr sowieso alle zufrieden mit der Situation?
Klar, ich meine, es ist toll, das eine Wochenende hast du das, das andere das… Das einzige, was dann natürlich vor allem an Festivals ein bisschen das Problem ist, ist dass du wenig Spielzeit hast. Bei uns sind das dann meistens 50 Minuten oder ‘ne Stunde. Da kann man halt eigentlich nicht alles spielen, was man den Leuten bieten will. Es ist dann auch nicht einfach, eine Setlist zu erstellen, weil du so viele geile Songs hast und dir nur denkst: „Scheiße, was machste da jetzt?“ Zum Glück machen wir, wenn das geht, ja auch noch ‘ne Menge Clubshows. Da können die Leute dann hingehen und sagen: „Okay, jetzt können wir die Band mal volle Pulle sehen.“

Wisst ihr denn schon, wie viele Songs vom neuen Album ihr in die Setlists reinbauen werdet?
Naja, das hängt jetzt einfach davon ab, was für eine Art Show es ist. Weißt du, bei Asphyx kann es vorkommen, dass, wenn es geil ist und wir richtig Bock haben, wir dann mal zwei Stunden spielen. Dann kannste natürlich reinpacken, klar, da wird von „Deathhammer“ dann auch viel kommen und für die alten Songs ist trotzdem genug Platz, das ist dann nicht so schwer. Nur auf Festivals, da hab ich noch gar keine Ahnung, was ich da machen möchte. Wir machen ja auch das Metal Fest, weil da so ein Angebot reinkam, das sind ja drei Shows irgendwie in Deutschland, Österreich und der Schweiz, da haben wir wahrscheinlich eh ‘ne Stunde. Ich bin am Überlegen, ob wir da vielleicht einfach nur ein „Deathhammer“-Set machen, aber das war jetzt nur mal so ne fixe Idee, ich weiß noch nicht, ob wir das überhaupt machen. Aber kann schon sein, müsste man vorher halt ansagen. Ich denke halt, dass viele Leute Asphyx auch schon oft mit den alten Songs gesehen haben, ich meine, wir spielen immer Sachen wie „The Rack“ oder „Bismarck“, die sind halt fest im Set. Vielleicht wäre es da mal Zeit, mal was anderes zu probieren und zu sagen, man spielt wirklich nur die neue Scheibe. Aber das muss man halt sehen, kann ja auch sein, dass die Reaktionen nicht so gut sind, okay, dann machen wir am nächsten Tag halt was anderes. Bei uns ist es zum Glück auch so, dass das Repertoire, das wir spielen können, unheimlich breit ist. Wir sind nicht so eine Band, die nur ein einziges Set hat und sich darauf festlegt und dann nicht spontan noch ein Extra spielen kann, weil sie das nicht einstudiert hat, das ist Blödsinn. Wir könnten uns auf der Bühne anschauen und sagen: Hey, wir wär’s mit „Pages In Blood“ oder „Sickening Dwell“ oder, keine Ahnung… „Black Hole Storm“ oder so, weißt du, das kann alles einfach passieren, und das finde ich cool.

Ja, finde ich sehr sympathisch, es gibt viel zu viele Bands, die sich ein Set machen und das dann den ganzen Sommer durchziehen, das wird halt mit der Zeit nicht unbedingt spannender…
Ja, eben, du siehst die dann überall und hoffst jedes Mal, dass sie was anderes machen… Ja, mich stört das auch ziemlich. Und ich hab tatsächlich schon Bands gesehen, die hatten dann auch nicht mehr, die wollten ‘ne Zugabe machen und konnten nicht. Das ist doch blöd, dass du dein eigenes Stück dann nicht tief aus dem Keller holen und das dann einfach mal zocken kannst. Total bescheuert eigentlich.

Wir hatten ja Hail of Bullets und Asphyx schon beide angesprochen. Wie unterscheiden sich die Bands denn in der Arbeitsweise, wie fühlt es sich an, mit HOB im Vergleich zu Asphyx zu arbeiten?
Das ist ganz anders, eh. Also ECHT ganz anders. Der Riesenunterschied liegt vor allem in der Arbeitsweise von Ed. Ed ist SO ein Perfektionist, Tage und Nächte ist der einfach nur mit Editing beschäftigt. Jedes kleine Ding, was nicht zu 100% passt, wenn der das hört – du, ouuuhh, dann flippt er aus… Aber es ist schon gut, es ist richtig schön, mal mit jemandem in der Band zusammenzuarbeiten, der so perfektionistisch ist wie er, da lernt man auch draus, das ist das Tolle dran. Weißt du, bei Asphyx kommt’s vor, dass wir sagen: „Hm, das hätteste eigentlich besser gekonnt“, oder: „Hey, was ist eigentlich hiermit noch?“ – „Ja, Gott, wollen wir das jetzt noch ändern?“ – „Ja neee, lass, ist okay so, ist doch alles nicht so schlimm.“. Das ist einfach ein bisschen diese laissez-faire-Haltung von Asphyx und ist es eigentlich immer schon gewesen. Ich möchte jetzt nicht sagen, dass es wirklich relaxter zugeht, aber… Naja obwohl, doch, im Sinne von: Da ist halt kein Irrer, der hinter dir steht und schreit: „Oooh Gott, so kann das doch nicht sein!“ Aber das ist jetzt nicht negativ gemeint, das ist halt einfach die Art und Weise der beiden Bands.
Und natürlich ist bei den Bullets das Komponieren ganz anders. Bei Asphyx werden ja alle Riffs einfach von Paul angeliefert. Okay, auf dieser Scheibe sind ein paar von Alwin, was ja eh schon geil ist, dass der jetzt auch Ideen hat. Vielleicht ändert sich das in Zukunft also ein bisschen. Aber bei den Bullets ist es so, dass Eddy, Stephan und Paul die Musik schreiben, das sind schon mal drei Leute, wodurch sich auch das Arrangieren der Stücke verändert, einfach, weil mehr Leute beteiligt sind.
Zuletzt ist es für mich als Textschreiber auch nochmal ganz anders. Bei Asphyx kann ich einfach Themen nehmen, was ich irgendwie geil finde, wo ich finde, das ist blutig oder brutal, oder am besten noch ein bisschen zum Lachen. Bei Hail of Bullets muss ich immer ein ganzes Konzept herausarbeiten, das ist echt ‘ne Herausforderung. Auf jeden Fall viel, viel schwerer als so ein Text von ‘ner Asphyx-Scheibe.

Du hast ja inzwischen doch relativ viele Texte für Asphyx geschrieben, wo kriegst du da noch neue Ideen her?
Ach, überall. Das kann draußen irgendwo sein, das können irgendwelche Dokus sein, aus Nachrichten, Büchern… Also alles mögliche eigentlich. Wenn ich irgendwas sehe oder les, dann schreib ich schnell was dazu auf und schmeiß es dann irgendwo hin. Ja, und wenn dann ein Song kommt, wo ich mir denke, „Hey, das Thema hast du doch irgendwo liegen!“, dann such ich danach und schau, ob das passt. So läuft das dann.

Nimmst du dann einfach alles, was möglichst brutal oder blutig ist, oder gibt es Themen, über die du nicht schreiben würdest, oder welche, die dich besonders interessieren?
Ich les halt unheimlich viel über Geschichte, da hast du ja eh schon eine quasi unerschöpfliche Quelle an Themen, das hört einfach nicht auf. Aber andererseits gibt’s dann halt auch Texte wie „Vespa Crabro“ über so ‘ne Riesenhornisse. Hey, ich fand’s einfach lustig. Ich hab von den Viechern ein oder zwei zu Hause gehabt und dachte: „Hä?! Gibt’s so große Wespen? Das kann doch nicht wahr sein! Ich meine, wenn eine von denen dich sticht, das muss doch höllisch weh tun!“ Ja, die hab ich dann gekillt, mit so ‘ner Spraydose oder so. Später hat mir dann Bob erzählt: „Die Scheißdinger hab ich auch im Garten! Mann, die köpfen andere Wespen!“ Und ich so: „Was?!?“ Naja, dann haben wir ein bisschen drüber gelabert und ich fand’s dann einfach eine geile Idee, mal so ‘nen Song zu schreiben über ‘nen armen Typ, der eines von den Viechern totschlägt. Das sendet dann so ein Alarmsignal aus und dann kommen alle aus dem Nest und stechen die arme Sau kaputt… Mei, das ist natürlich qualvoll (lacht), da muss er sterben…
Das ist dann halt ein bisschen das typische Old-School-Death-Metal-Gemetzel. Aber halt mit einem Augenzwinkern dahinter, nicht ganz so seriös.

Find auch gut, dass du dich selbst da nicht ganz so ernst nimmst.
Neee, das kann auch nicht sein, ich meine, was soll man dann machen, wenn das jeder ernst nimmt, wenn dann jeder Idiot, der die Mucke hört, mit der Axt auf die Straße geht und seinem Nachbarn den Schädel einschlägt?! Also, das geht doch nicht… Das ist immer schon so gewesen, auch mit diesen Kinonächten in Amsterdam früher, wo dann alle Horrorfreaks kommen und die machen dann einen Wochenend-Marathon und schauen sich alles an. Und bei JEDER Metzel-Szene ist dann nur noch ein Gelächter und Gebrülle in dem Kino und alle feiern, aber das ist dann halt nur Spaß. Das gehört halt auch ein bisschen zum Death Metal.

Du hast zwischendurch zwar eine Pause eingelegt, aber es ist ja nun doch 24 Jahre her, dass du für Pestilence das erste Album aufgenommen hast. Wenn du die Szene von damals mit der heutigen vergleichst, was hat sich grundsätzlich verändert und was ist besser und vielleicht auch schlechter geworden?
Naja, das schlechtere ist natürlich, dass man überhaupt gar keine Übersicht mehr hat. Also was das alles so ist, ich habe keine Ahnung. Ich hör mir manchmal Sachen an und die find ich dann zum Teil auch geil. Wenn das so ist, dann behalte ich die Band ein bisschen im Auge, und wenn sich das ergibt, dann fragen wir, ob die Bock haben, mal mit uns zu spielen. Das ist vielleicht doch geblieben, wenn du eine Band geil findest, dann sorgst du dafür, dass du in Kontakt bleibst und bist Freunde und Kollegen und dann passt das. Es gibt zum Glück immer noch genug Bands, die die Mucke mit Leidenschaft machen. Aber ich denke, dass es auch mehr Bands gibt, die auf alles einfach nicht so viel Wert legen. Mit denen hast du dann auch nicht so viel Spaß, die zeigen sich dann auch nicht und all sowas. Früher war das ganz normal, wenn du ‘ne Show hattest mit ein paar Bands, dann wird nachher immer ein Bier getrunken und ein bisschen Spaß gemacht. Dass heutzutage dann irgendwelche arroganten Idioten an dir vorbeilaufen, die behaupten, sie können besser spielen als du, find ich ein bisschen schade. Und dass alle immer zeigen müssen, dass sie viel besser sind als alle anderen, und dann kommen die nächsten und behaupten, dass sie noch besser sind als alle anderen… Darum geht’s doch eigentlich gar nicht. Es geht doch einfach um Erste-Klasse-Songs – ja oder nein, und ob die Leute damit Spaß haben können. Das war früher einfach weniger.

Das Downloaden zum Beispiel stört mich persönlich dagegen nicht so wirklich. Für Plattenfirmen ist das natürlich eine andere Sache, aber im Endeffekt, damals hat man es halt mit Kassetten gemacht. Das ist auch irgendwie illegales Kopieren gewesen, da hast du dann dieses Tape-Trading gehabt. Heute geht das natürlich schneller, wenn ich ‘ne Band geil finde und du hast das zufälligerweise auf mp3, dann packst du es in ‘ne E-Mail und ouh, da ist es ja. Geht schneller und ist praktischer, aber es ist doch irgendwie schöner, ein Päckchen an der Tür zu bekommen, weißt du. Das ist doch viel lustiger, wenn du da was auflegst und es anschaltest und dir denkst: „WOW! Geil, was ist das denn?!“
Also wirklich schlimm ist es nicht geworden. Ich meine, egal wo ich bin, ich treffe überall alte oder neue Kumpels, ich habe überall meinen Spaß. Was ich heutzutage auch schön finde, was einfach durch den Boom kommt, ist, dass es viele schönere und auch geilere Festivals gibt. Vor allem die kleineren, da ist die Atmosphäre einfach gemütlicher. Das ist alles schön übersichtlich, da sind dann höchstens ein paar hundert oder mal tausend Leute da, da läufst du dann übers Gelände und kannst Bierchen trinken und ein bisschen quatschen, das find ich richtig schön. Da find ich die größeren Festivals ziemlich ätzend, das macht mir nicht so viel Spaß. Das würd‘ ich doch auch selber als Besucher nicht machen, da würd‘ ich doch lieber auf was Kleineres gehen. Ich meine, ich selber war letztes Jahr nur einmal mit den Jungs auf Wacken, weil die das unbedingt so gerne wollten, und ich kann nicht gerade sagen, dass ich da jetzt besonders viel Spaß hatte. Da schon lieber Party.San, das ist immer noch groß, aber es gibt ja auch Sachen wie Walpurgis, Protzen oder In Flammen, die sind einfach viel gemütlicher.

Gerade im Death Metal gibt’s ja auch genug Auswahl in Deutschland.
Ja, das ist der Hammer, es kommt ja auch jedes Jahr was dazu. Wir waren auch mal auf so ‘nem kleinen Ding mitten in Deutschland, Ragnarök. Auch super Ding, da hab ich auch mega Spaß gehabt. Da waren auch vielleicht 1000 Leute da, aber da steh ich einfach mehr drauf. Nicht so ne Riesenbühne, wo du dann so ne riesige Distanz hast zwischen dir und Publikum, das ist einfach nichts für mich.

Magst du dann Clubshows generell lieber als große Festivalshows oder hat für dich beides seine Vorteile?
Nein, ich find, Clubshows sind immer besser, wirklich immer. Da stehen die Leute einfach vor dir, die kannst du dann viel besser in die Show einbeziehen. Da kannst dann auch mal jemandem das Mikrofon ins Maul drücken oder mal ein paar Witze machen. Oder wenn uns irgendwer ‘nen blöden Spruch zuschreit, kannst dann auch ‘nen blöden Konterspruch machen. Ich find das einfach viel lustiger. Klar, ‘ne große Bühne, ab und zu ist das schön, weil du dann einfach viel Platz hast, da kannst du showmäßig etwas mehr machen. Aber trotzdem, da stehen dann die Gitter ein paar Meter weg… Das ist nicht SO mein Ding.

Um nochmal auf deine Vergangenheit zurückzukommen: Hast du mit Pestilence oder Bolt Thrower noch Kontakt, oder hatte sich das erledigt, nachdem du ausgestiegen bist?
Mit Pestilence hab ich persönlich überhaupt keinen Kontakt mehr, aber mit Bolt Thrower schon. Wir sind einfach Freunde geblieben, nachdem wir uns getrennt haben, und jedes Mal, wenn wir uns sehen, heißt es dann „Höppsa, komm, wir gehen ein Bier trinken!“ Und dann reden wir halt ein bisschen so, wie es einem geht und was so vorgefallen ist in letzter Zeit. Das sind einfach nette Leute. Bolt Thrower sind immer geblieben, wie sie sind, und es macht immer Spaß, sie wiederzusehen. Ich war auch froh, dass Karl wieder eingestiegen ist und hab mich dann richtig gefreut, als man sich nach so langer Zeit mal wieder gesehen hat. Er gehört einfach zur Band und ich freu mich, dass das bei denen immer noch so gut läuft. Aber mit Pestilence hab ich keinen Kontakt mehr. Komischerweise meiden die mich irgendwie auch immer. Wir haben mal ein paar Festivals zusammengespielt und mei, ich mach dann halt mein Ding und geh rum und trink ein paar Bierchen, aber die waren dann irgendwie ständig in ihrem Backstage-Bereich und haben sich nie gezeigt. Keine Ahnung, müssen die selber wissen.

Wenn du heute auf eure Reunion 2007 zurückblickst, hattest du das Gefühl, dass ihr euch euren Status erst wieder erarbeiten musstet, oder wart ihr von Anfang an wieder voll dabei?
Hm… Naja, du musst sehen, am Anfang haben wir nur altes Material gehabt, und da war es eigentlich richtig einfach. Du gehst auf die Bühne und die Sache ist schon mit dem ersten Stück gelaufen, dann ist es kein Problem mehr, dann ist die Meute schon platt. Das große Problem war dann die Scheibe, wie die aufgenommen werden würde. Wir haben da schon ein bisschen Schiss gehabt, ob Asphyx überhaupt noch in die Zeit passen und ob der Stilwechsel mit Paul und ohne Eric nicht zu groß sein würde. Aber die meisten treuen Fans kamen dann ja zu uns und meinten: „Hey, ihr habt es geschafft!“ Ich habe keine einzige Stimme gehört, die meinte, „das ist jetzt aber richtig scheiße geworden“, aber in dem Sinne haben wir schon ein bisschen Druck gehabt, das war nicht so einfach. Das gilt natürlich irgendwo auch für „Deathhammer“, du musst schon was Gutes zu bieten haben. Auf der anderen Seite steht, dass wenn uns die Stücke gefallen, sie meistens auch unseren Fans gefallen. Wir sind natürlich selbst auch Fans von dem Genre, das wir machen. Nur, ich hör mir dann halt nicht jeden Tag meine eigene Stimme an, da hab ich ja keinen Bock drauf. Aber wäre ein anderer Sänger dabei gewesen, dann hätte ich die Scheibe auch verdammt geil gefunden.

Gibt es schon Pläne, wie ihr in Zukunft klingen wollt? Macht ihr einfach da weiter, wo ihr mit „Deathhammer“ aufgehört habt, oder kommt vielleicht mal was anderes?
Keine Ahnung. Also, damit befasst haben wir uns noch nicht. Ich hab schon gesagt, dass ich ein paar neue Themen habe und Paul meinte auch schon, er hat vielleicht ein paar neue Riffs, aber dann meinten wir, „komm, lass das erst mal sein“, jetzt ist es erst mal wichtig, dass wir Liveshows spielen. Und das wollen wir auch, wir haben richtig Bock, das neue Zeug zu spielen und mal zu schauen, was die Leute so davon halten. Ob sie abgehen, ja oder nein – naja, ich denke schon. Obwohl, man hat auch nie ‘ne Sicherheit… Naja, sonst eigentlich nicht viel, wir warten jetzt mal auf den Release und schauen, was so kommt. Dieses Jahr wird dann eh erst mal für die Bullets draufgehen, ich hab schon angefangen, an einem neuen Konzept zu schreiben, und wir wollen unbedingt mal wieder mit einer Scheibe anfangen. In aller Ruhe dann halt. Stephan meinte auch, er hat schon was, aber erst mal muss ich jetzt den Jungs ein Konzept vorlegen und was so die Idee dahinter ist, von Anfang bis Ende. Dann müssen wir halt sehen, wie wir das mit Musik oder Riffs bearbeiten können. Das ist auf jeden Fall erst mal wichtiger als Asphyx.

Okay, gut zu wissen. Als letztes hatte ich hier noch eine Frage, die du eigentlich schon beantwortet hast, weil du dauernd meintest, wie viel Spaß es dir macht, live aufzutreten und in der Szene unterwegs zu sein. Trotzdem, kannst du dir vorstellen, irgendwann in Zukunft vielleicht keinen Bock mehr drauf zu haben? Was wäre ein Ereignis, das passieren müsste, damit es dir reicht?
Ganz ehrlich? Mit Asphyx hatte ich noch nie so viel Spaß wie heute. Die Band war noch nie so eine Einheit, wie sie jetzt ist. Das hat wahrscheinlich auch damit zu tun, dass wir jetzt alle älter sind und mit Sachen halt ganz anders umgehen als zu der Zeit, als wir kleine Jungen waren. Ne, wir haben mega Spaß, genauso mit Hail of Bullets, obwohl es gerade da am Anfang vielleicht ein bisschen schwieriger war, weil es ja doch eine neue Band war und man die Jungs alle noch nicht so kannte. Aber inzwischen haben wir so viele Shows gespielt und so viele Hotelzimmer geteilt, dass das auch nur noch spaßig ist. Naja, obwohl es auf der Bühne natürlich immer seriöser aussieht (lacht). Aber ich freue mich auf jede verdammte Show, mehr als auf Aufnahmen oder was auch immer. Ich wüsste auch nicht, was da passieren sollte, ich meine die letzte Show war im Januar mit den Bullets in Wien, das ist auch schon ein paar Wochen her. Jetzt fängt es schon wieder an zu kribbeln, da muss bald mal wieder was passieren, sonst dreh ich durch (lacht). Ich hab immer richtig Bock, auf jeden Fall. Es ist halt auch ein Privileg, auf der Bühne zu stehen und Leute zu unterhalten. Das hat nicht jeder, obwohl viele es versuchen und gerne möchten.

Ein schönes Schlusswort finde ich. Dann möchte ich mich herzlich für das Interview bedanken, hat mir sehr viel Spaß gemacht. Ja, dann sieht man sich hoffentlich im Sommer mal irgendwo!
Okay, toll, mir auch. Auf jeden Fall, wenn du mich siehst, dann klopf mir einfach mal auf die Schulter und dann trinken wir ein Bierchen.

Publiziert am von Marius Mutz

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