Interview mit David Nilsson von Feral

Ein Jahr nach “Where Dead Dreams Dwell” veröffentlichen die schwedischen Death-Metaller FERAL die EP “From The Mortuary”. Den einsetzenden Winter und die andauernde Dunkelheit Nordschwedens nutzt Sänger David Nielsson, um uns ausführlich über den Release zu informieren.

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Was gibt es auf der EP zu hören? Sind das Überreste der letzten Albumaufnahmen oder handelt es sich um neues Material?
Eine Mischung. Ich würde es nicht “Überreste” nennen. Aber als wir “Where Dead Dreams Dwell” aufgenommen haben, waren bereits vier Jahre seit dem letzten Album verstrichen – insofern hatten wir natürlich jede Menge Material beisammen. Aber wir wollten kein Album mit 16 Songs veröffentlichen, weil das viel zu lang wäre. Die Songs, die nicht auf das Album kommen, haben wir dann schon vor den Aufnahmen aussortiert. Wir machen immer eine sehr aufwändige Pre-Production mit Demo-Aufnahmen und wir hatten gut über 20 Songs geschrieben, bevor wir das Album eingespielt haben. 16 der Songs waren dann gut genug, um auf dem Album zu landen. Die Songs von der EP könnten locker auch ein paar Songs des Albums ersetzen, “Reborn In The Morgue” beispielsweise hätte man statt “Swallowed By Darkness” auf das Album packen können oder “The Cult Of The Head” statt “Succumb To Terror”. Dann wären diese Songs stattdessen auf der EP gelandet. Wenn wir ins Studio gehen, nehmen wir immer alle Songs auf, die wir haben – egal, ob sie auf dem nächsten Album erscheinen sollen oder nicht.
Die Neuaufnahme von “Necrofilthiac” sowie das Pentagram-Cover “Relentless” haben wir 2016 gemacht, aber auch da haben wir wieder etwas Extra-Material aufgenommen, für kommende Splits oder Compilations. Diese zwei Songs wollten wir noch dabei haben, weil wir eine EP veröffentlichen wollten, die es wert ist, in deine Sammlung aufgenommen zu werden. Ich finde es immer schlimm, wenn eine Band eine EP veröffentlicht, die nur einen neuen Song und drei Live-Aufnahmen von älteren Stücken enthält. Deswegen wollten wir sechs echte, unveröffentlichte Stücke haben, was für eine EP schon echt viel ist. Ich meine: Würden wir Doom Metal spielen, wäre das wohl ein Album. (lacht)

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Warum habt ihr lieber eine EP gemacht, anstatt gleich am nächsten Album zu arbeiten?
Nun, wie gesagt: Die EP war quasi mit dem Album davor fertig, abgesehen eben von den letzten beiden Songs. Insofern war es nicht viel Arbeit, sie fertigzustellen – wir hatten also schon viel Zeit, an unserem nächsten Album zu arbeiten. Mit einer EP will man das Interesse der Leute am nächsten Album wecken, das quasi schon geschrieben ist. Wir haben gemerkt, dass die vierjährige Pause zwischen unserem ersten und zweiten Album viel zu lang war, und waren deshalb darauf bedacht, unsere Releases kontinuierlicher zu veröffentlichen – wollten aber natürlich auch keine Kompromisse bei der Qualität machen. Insofern erschien es uns einfach sinnvoll, die EP jetzt, ein Jahr nach dem Album, zu veröffentlichen, um die Fans so bei der Stange zu halten, bis das nächste Album fertig ist. Klar hätten wir die Songs der EP auch gleich für das nächste Album nehmen können – aber wenn wir ein Album machen, wollen wir, dass alle Songs aus der gleichen Aufnahme-Session stammen, damit sie gleich klingen und gut zusammenpassen. Wir wollten auch nicht zu lange auf dem Material sitzen, damit es nicht irgendwann zwischen den neuen Songs unpassend erscheint. Nicht, dass wir vorhätten, unseren Stil zu wechseln, aber wir wollen, dass alles einheitlich klingt und die Songs zusammenpassen.

Kaufen die Leute heutzutage denn noch Eps?
Profit erzielt man mit einer Underground-Death-Metal-Band sowieso nie, auch mit einem Album nicht. Aber wir machen das ja auch nicht für’s Geld. Ich kann natürlich nur für mich sprechen, aus meiner Erfahrung, aber ich denke, Underground-Metal-Fans haben da ihre ganz eigene Einstellung zu so etwas. Ich werde immer aufgeregt, wenn eine Band, die ich mag, etwas veröffentlicht. Ich kaufe Demos, EPs und Splits, wann immer ich es mir leisten kann. Natürlich sind viele Leute heute beim Downloaden gelandet, aber die meisten vernünftigen Veröffentlichungen gibt es heute ja auch als legalen Download oder Stream. Wie auch immer die Fans ihre Musik genießen wollen – mit physischen Formaten oder digital – ich denke, eine EP oder auch Single ist eine gute Sache und gibt dir etwas, das du hören kannst, bis das nächste Album erscheint. Und es gibt dir einen Einblick, was du von der Band künftig erwarten darfst.

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Auf der EP fidnet sich auch ein Cover des Pentagram-Songs „Relentless“. Warum habt ihr genau diesen Song ausgewählt?
Wir wollten immer schon einen Cover-Song aufnehmen – live haben wir über die Jahre viele gespielt. Aber weil wir in der Band immer viele verschiedene Meinungen haben, ist es immer schwer, sich auf einen Song zu einigen. Jeder hat seinen eigenen Lieblingssong und will diesen covern, während ein anderer aus der Band genau diese Idee nicht gut findet. Auf Pentagram konnten wir uns trotzdem einigen, weil wir alle Fans dieser Band sind. Dann mussten wir uns noch auf den Song selbst einigen. Wenn man einen Song live covert, ist es ja OK, wenn man ihn exakt so spielt wie die Band, von der der Song ist. Aber wenn du das Stück aufnimmst, musst du deine eigene Version davon aufnehmen, sonst ist das ja komplett sinnlos. Wir wollten außerdem einen Song, der etwas geheimnisvoller ist als bloß ein Klassiker von Motörhead oder Slayer. Songs wie “Ace Of Spades” oder “Angel Of Death” neu einzuspielen ist Quatsch.
Markus und ich haben dann die Arrangement-Änderungen bei mir daheim beim Jammen und bei ein paar Bier vorgenommen, ohne aber die Struktur des Songs anzurühren. Das Resultat haben wir dann Viktor und Roger im Proberaum gezeigt. Von da an waren sie auch begeistert von der Idee. Bevor wir uns auf Pentagram geeinigt hatten, hatten wir auch einige andere Optionen durchgespielt, aber keine war wirklich durchdacht oder hat sich so richtig angefühlt. Ich denke, die FERAL-Version des Songs ist ziemlich gut gelungen.

Auf der EP ist zudem der Song „Necrofilthiac (2016)“ angeblich eine Neueinspielung eines früher veröffentlichten Stücks – aber in eurer Diskographie findet sich kein Song dieses Namens?
Das ist ein geheimnisumrankter Song von uns… im Original hatten wir ihn geschrieben, als wir unser Debüt “Dragged To The Altar” komponiert haben und er war mehr im Stil dieses Albums gehalten: Sehr Heavy, sehr groovig, dabei immer auch bluesig. Wir haben den Song damals auch ein paar Mal live gespielt – veröffentlicht wurde er aber bislang nur auf einer Soundtrack-Compilation für den Low-Budget-Film “Afterparty Massacre”. Die Compilation wurde vor allem in den USA verbreitet, und auch dort vermutlich nicht sonderlich weit. Insofern dachten wir uns, diese EP wäre die perfekte Gelegenheit, diesem Song eine richtige Veröffentlichung angedeihen zu lassen. Wir haben ihn dafür etwas überarbeitet, ein paar Parts hinzugefügt – insofern ist die originale Veröffentlichung immer noch eine Exklusiv-Version. Es ist ein cooler Song, auch wenn er etwas anders klingt – und jetzt, wo er veröffentlicht ist, nehmen wir ihn vielleicht auch wieder in unser Live-Set auf.

feral_from-the-mortuaryWie würdest du das Artwork interpretieren?
Das Bild kommt direkt aus der Gedankenwelt von Costin Chioreanu – er ist einfach ein unglaublicher Künstler. Wir haben ihm den Song “Reborn In The Morgue” mitsamt den Texten geschickt und ihm freie Hand gelassen, zu tun, was immer er will – genau, wie wir es bei unserem letzten Album auch getan haben, für das er auch schon das Cover angefertigt hat. Der Song hat eine sehr direkte Message, insofern hatten wir Bedenken, dass Costin diesmal wieder ein so abstraktes Bild dazu gelingt. Aber ich finde, er hat einen super Job gemacht! Was meine Interpretation angeht, ist diese auch sehr direkt: Ich sehe einen wiederbelebten Typ, der auf einer Bahre sitzt und seinen eigenen Kopf in der Hand hält, während der unheilvolle Leichenbestatter in der Tür zum Leichenschauhaus steht.
Aber ich mag vor allem das Zeug, das Costin noch dazu gemalt hat – den Unterwelts-Fluss aus Blut unter ihm, mit den Körpern, die darin treiben – das sieht man aber besser auf dem Back-Cover. Das Gesicht im Torso mit den Brustkorb-Zähnen ist auch so etwas, worauf ich nie kommen würde. Das Bild zeigt wirklich deutlich, dass es sich um einen Death-Metal-Release handelt, und das ist genau das, was wir wollten.

Was sind eure Pläne für 2017?
Wir schreiben gerade unser nächstes Album fertig – unser Ziel ist es, noch bis Ende diesen Jahres alles Material beisammen zu haben. Anfang 2017 fangen wir dann mit den Proben und den Fein-Tuning der Songs an. Wenn dann alles nach Plan verläuft, sollten wir Im Januar 12 bis 15 Songs fertig haben, von denen hoffentlich zehn gut genug sind, um ein Album daraus zu machen. Ansonsten werden wir unsere Kreativphase verlängern müssen. Aber wir hören sowieso nie auf, Songs zu schreiben – das läuft einfach kontinuierlich weiter, auch wenn wir Konzerte spielen oder uns im Studio befinden. Dann buchen wir das Studio und hoffentlich bekommen wir Aufnahmen und Veröffentlichung des Albums noch im nächsten Jahr hin, so sich das für uns und unser Label ausgeht. Konkretere Infos kann ich dir noch nicht geben, aber ich habe das Gefühl, dass das Material, das wir bislang beisammen haben, ziemlich stark und vielseitig ist. Ich habe auch schon ein paar denkbare Albumtitel, und wie gewohnt wird das Album nicht einfach nach einem Song auf dem Album benannt, sondern aus irgend einem Vers aus den Texten.
Davon abgesehen planen wir eine 7“-Vinyl-Split mit einer ziemlich coolen Band, auf die wir uns auch schon sehr freuen, sowie einen Beitrag auf einer Compilation, die auch sehr vielversprechend aussieht. Insofern haben wir viel neues FERAL-Material für euch im Petto! Davon abgesehen wollen wir die Band weiter vorantreiben und hoffentlich auch ein paar coole Shows buchen!

Shows in Deutschland?
Wir hoffen es! Es ist schon Jahre her, dass wir das letzte Mal in Deutschland waren. Aber geographisch ist unsere Situation nicht optimal, nachdem wir im Norden von Schweden weit ab vom Rest Europas leben, wo die meisten Shows und Festivals stattfinden. Die meisten von uns haben zudem Kinder, aber nichts ist unmöglich. Wo ein Wille ist, sollte es auch einen Weg geben. Für den Sommer 2016 hatten wir schon ein paar Angebote, aber leider ist sich das nicht ausgegangen. Aber wir haben viele Freunde in Deutschland und ich bin mir sicher, dass wir das hinbekommen!

Vielen Dank für deine Zeit und Antworten. Zum Abschluss ein Brainstorming:
Donald Trump:
Ein neuer Idiot.
Deutschland: Bier
Pentagram: Bedeutend!
Hardwired… To Self-Destruct“: Uninteressant.

Die letzten Worte gehören dir:
Vielen Dank für deine Fragen! Und unseren größten Dank an unsere Fans in Deutschland, die uns am Leben halten. Wir hoffen sehr, dass wir bald mal zu euch kommen können! Behaltet für Updates unsere Webseite und den Social-Media-Bullshit im Auge, und hört euch natürlich mal unsere neue EP “From the Mortuary” an! Rot’n’roll!

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