Interview mit Vespasian von Imperium Dekadenz

Mit dem aktuellen Studioalbum „Dis Manibvs“ konnten die zwei Musiker Horaz und Vespasian von IMPERIUM DEKADENZ nicht nur uns, sondern auch ihre Fans und die Presse weitgehend begeistern. Daraus resultierte mit dem Album des Monats August 2016 ein würdiger Titel zu diesem Werk schwarzmetallischer Tonkunst. Vespasian stand uns im Interview Rede und Antwort zur Entstehung des Albums, des konzeptionellen Inhalts und den Songtexten. Warum er keinen Lieblingssong auf der neuen Platte hat und was er vom Oktoberfest hält, erfahrt ihr hier.

imperium dekadenzEuer fünftes Studioalbum „Dis Manibvs“ ist jetzt schon einige Zeit erschienen. Wie zufrieden seid ihr bisher mit den Reaktionen?
Wir sind sehr zufrieden mit den bisherigen Reaktionen. Die Reviews sind durch die Bank erfreulich zu lesen und die zahlreichen Zuschriften von Hörern aus dem In- und Ausland machen deutlich, dass sich offenkundig einige Menschen mit unserem Schaffen befassen und unsere Arbeit vor allem auch wertschätzen.

„Dis Manibus“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet übersetzt so viel wie „den Totengeistern“. Oftmals erscheint diese epigraphische Formel auf Grabinschriften der römischen Antike. Imperium Dekadenz - Dis ManibvsWarum gerade dieser Titel?
Auch wenn das Album kein Konzeptalbum ist, zieht sich doch ein roter Faden bezüglich der behandelten Themen durch die Platte. Jeder Song behandelt die Themen Leben und Sterben. In „Volcano“ beschreiben wir das glorreiche Leben des antiken Pompejis und dann vor allem das unrühmliche, dramatische Ende dieser Stadt. In „Still I Rise“ wird aufgezeigt und beschrieben, wie wichtig es ist, bis zum letzten Atemzug den eigenen, individuellen Pfad des Lebens zu gehen und vor allem wie bedeutsam es ist, permanent dazuzulernen. Der Prozess der geistigen Entwicklung muss stetig sein und darf kein Ende finden.

Im Gegensatz zum Vorgänger „Meadows Of Nostalgia“ geht das neue Album meiner Meinung nach wieder mehr in Richtung „Procella Vadens“. Würdest du das so unterschreiben?
Das sehe ich ehrlich gesagt nicht so. Die aktuelle Platte ist deutlich härter und energiereicher als „Procella Vadens“. Zudem wird deutlich mehr Abwechslung geboten. Ich denke, dass „Dis Manibvs“ eine neue Seite von IMPERIUM DEKADENZ zeigt und gleichzeitig die verschiedenen Stimmungen der letzten drei Platten aufgreift.

Welche Unterschiede würdest du persönlich zwischen „Meadows Of Nostalgia“ und „Dis Manibvs“ benennen?
„Meadows Of Nostalgia“ war ein klassisches Konzeptalbum. Der Schwarzwald ist in jedem Song omnipräsent. „Dis Manibvs“ ist thematisch etwas breiter aufgestellt, wenngleich es auch wie erwähnt eine Art roten Faden gibt. Musikalisch gesehen ist „Dis Manibvs“ für meine Begriffe eine logische Weiterentwicklung. Die Songs haben eine neue Energie, sind in der Summe härter und wirken entschlossener.

Im letzten Interview mit meinem Kollegen habt ihr angekündigt, dass eure zukünftigen Alben experimenteller ausfallen könnten. Ist das jetzt aus eurer Sicht geschehen, auch wenn „Dis Manibvs“ im Grunde den typischen IMPERIUM-DEKADENZ-Sound bietet?
Zunächst gilt festzuhalten, dass, wann auch immer Horaz und meine Wenigkeit zusammen Musik schreiben, das Ergebnis ganz klar nach IMPERIUM DEKADENZ klingt. Vespasian Imperium DekadenzDas ist auch gut so! Ich bin sehr stolz darauf, dass es gelungen ist eine Art Trademark-Sound zu etablieren. Zudem denke ich, dass wir unsere Ankündigung wahr gemacht haben. Wir haben wirklich einige neue Elemente in unseren Sound integriert. Wir arbeiten z.B. erstmals mit Klargesang. Die Vocals sind generell abwechslungsreicher denn je. Zudem kommen immer wieder Blastbeats zum Einsatz. Ebenfalls ein Novum. Kein Song lässt sich direkt mit einer älteren Komposition von uns vergleichen. Es weht ein frischer Wind, vor allem auch hinsichtlich der Arragements. Mit „Seikilos“ haben wir sogar eine völlig Black-Metal-untypische Nummer auf dem Album. Wir haben einen typischen IMPERIUM-DEKADENZ-Sound, ja. Aber wir wiederholen uns in keinem Fall! Wer das behauptet, hört schlicht nicht aufmerksam zu. Einige Leute denken wohl, dass nur ein abrupter Stilwechsel und das Flirten mit progressiven Elementen als Weiterentwicklung gelten. Diese Leute dürfen dann gerne Opeth hören. Wir haben ein musikalisches Fundament, welches wir immer wieder mit neuen Elementen anreichern. Wir haben uns definitiv noch nie wiederholt. Im Gegenteil!

Und wie lief dieses Mal der Songwriting-Prozess ab? Wer ist hauptsächlich für die neuen Songs verantwortlich gewesen?
Der Prozess lief wie immer ab. Schon kurz nach dem Release der letzten Platte hat jeder für sich angefangen, Ideen zu sammeln. So wurden in den ersten eineinhalb Jahren nach „Meadows Of Nostalgia“ fleißig Riffs und Vorproduktionen ausgetauscht. Anfang 2015 stand dann weitestgehend fest, welche Ideen weiterverfolgt werden. Diese Ideen wurden dann in zahlreichen Treffen ausgearbeitet. Jeder Song wurde mehrmals komplett vorproduziert. Da sowohl Horaz als auch ich über Aufnahmemöglichkeiten verfügen, schicken wir uns meist komplett instrumentierte Songs hin und her. Das macht mehr Sinn und ist zielführender, als einzelne Riffs auszutauschen.Imperium Dekadenz Vespasian

Welchen Titel des neuen Longplayers würdest du als repräsentativsten bezeichnen und warum? Hast du persönlich einen Lieblingssong?
Ich habe keinen Lieblingssong. Ich mag sie wirklich alle. Rückt man das Thema Weiterentwicklung in den Fokus, so zeigen meiner Meinung nach die Songs „Volcano“ und „Only Fragments Of Light“ am deutlichsten, wohin die Reise aktuell geht.

Zu den Songtexten habe ich bisher leider keine Informationen bekommen. Steht ein Konzept dahinter? Könntest du eventuell ein paar Hintergrundinfos dazu preisgeben?
Wie schon erwähnt, geht es um verschiedene Aspekte des Todes. Es geht z.B. um das Gefühl des Loslassens, Schicksalsschläge, Verlust und Trauer, der Tod als Lehrmeister und Erlösung, Lustmord und Perversion, aber auch eine Art Antrieb, etwas aus seinem Leben zu machen. Das Ganze ist wie so oft bei uns in verschiedene Geschichten gepackt, die Teils fiktiv, historisch, selbsterlebt oder einfach abstrakt sind.

Eine Frage zum Artwork: Verantwortlich dafür war Francesco De Luca. Wie entstand der Kontakt zum Künstler? Wurde zuerst das Cover oder die Musik gestaltet?
Wir haben es uns diesmal nicht leicht gemacht bzw. wir hatten das Problem, dass wir viele unterschiedliche Ansätze bezüglich des Covers in unseren Köpfen hatten. Francesco habe ich im Internet ausfindig gemacht. Er verstand es, unsere Ideen und Visionen bezüglich des Artworks zu einem klasse Ergebnis zu bündeln.

Ich fühle mich an einen bedrohlichen Nachthimmel erinnert, der die Konturen eines höllischen Wesens abzeichnet. Welche Assoziationen weckt das Bild in dir?
Sehr viele unterschiedliche Assoziationen. Die werde ich aber hier nicht kundtun. Das Bild soll jedem Betrachter seine ganz individuellen Eindrücke vermitteln. Das macht die Sache ja so spannend.
imperium-dekadenz-band-foto-2016-01-900x450Zwischen Oktober und November werdet ihr einige Shows in Deutschland und Tschechien spielen. Wird es zum neuen Album auch eine ausgedehnte Tour geben, eventuell sogar als Headliner?
Wir sind gerade am Planen und werden nun nach und nach Daten veröffentlichen. Wir möchten auf jeden Fall wieder Touren spielen! Ich bin zuversichtlich, dass wir da ein stimmiges Paket zusammenbekommen. Ob es eine klassische Headlinertour geben wird, kann ich noch nicht sagen. Es sind allerdings bereits einige Headlinershows gebucht. Da werden wir in Kürze einiges bekannt geben!

Die letzten Worte gehören dir – gibt es noch etwas, was du unseren Lesern mitteilen möchtest?
Danke an alle, die IMPERIUM DEKADENZ unterstützen. Es ist in der heutigen, schnelllebigen Zeit nicht selbstverständlich, dass sich die Leute über Jahre für das Schaffen einer Band interessieren. Das wissen wir sehr zu schätzen! Dir danken wir für das interessante Interview!

Ok, dann danke ich dir an dieser Stelle. Wenn du nichts dagegen hast, würde ich das Interview an dieser Stelle gern mit dem traditionellen Metal1.info-Brainstorming beenden. Was fällt dir spontan zu folgenden Begriffen ein:
Oktoberfest: Bier und viel Holz vor den Hüttn
Europäische Union: ein sehr fragiles Gebilde
Promi Big Brother: interessiert mich einen Dreck
Niklas Kvaforth: interessante Type
Equilibrium: tanzende Flöten
IMPERIUM DEKADENZ in zehn Jahren: Hoffentlich aktiv und vital.

Publiziert am von Christian Denner

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