Interview mit Mål Dæth von King Fear

Erst im vergangen Jahr wusste das Hamburger Projekt KING FEAR mit einer wirklich amtlichen Debüt-EP zu begeistern – nun steht mit „Frostbite” das erste Full-Length-Album in den Läden. Bandkopf Mål Dæth gab uns bereitwillig über die Hintergründe des Albums Auskunft.

King Fear

Dein Gefühl am Releasetag eures Debüt-Albums „Frostbite“?
Man ist natürlich aufgeregt. Es steckt so viel Arbeit und Leidenschaft in der Platte und wir freuen uns natürlich wenn es jetzt endlich rausgekommen ist!

Eure EP ist ja sehr positiv aufgenommen worden und wusste nicht zuletzt mich zu begeistern – habt ihr schon Pressefeedback zum Album bekommen?
Du hast Recht, unsere EP ist ziemlich gut angekommen und das war nicht zuletzt der Grund, warum wir uns sofort ans Schreiben für einen Longplayer gemacht haben. Das Feedback zu unseren neuen Songs ist bisher nahezu perfekt! Perfekt heißt nicht, dass alle Reviews positiv sind, aber wir sind eine Black-Metal-Band und da ist es nicht schlecht, auch mal nicht zu gefallen. Wir legen es sicher nicht darauf an, doch wenn irgendwer nicht mag, was wir machen, ist das total ok.  Die meisten verstehen allerdings worum es bei KING FEAR geht und wissen zu schätzen, was wir machen.

Nach der EP ging es jetzt ja relativ schnell mit dem Album – sind die Tracks parallel entstanden, oder habt ihr alle Songs des Albums in der Zeit nach der EP geschrieben und aufgenommen?
Wir haben keine Songs parallel geschrieben. Das hätte auch nicht gepasst. Wir denken und arbeiten sehr projektorientiert und möchten ungern zwei Produktionen parallel angehen. Erst als die EP im Mai 2012 erschienen ist, hat das Songwriting zu „Frostbite“ begonnen. Auf dem Album ist auch kein Song von der EP. Wie eben gesagt, ist dieses Thema, dieses Projekt, abgeschlossen und mit „Frostbite“ hat ein neues begonnen. Man hört den Unterschied zwischen EP und dem Album deutlich. Wir haben uns jetzt einfach auf unsere Stärken konzentriert und auf Songs im Midtempo-Bereich gesetzt. Natürlich spielen wir auch gerne schnell, für „Frostbite“ passten aber Blastbeats nicht wirklich. Stampfenden Rhythmen bilden das Rückgrat von KING FEAR 2013. 

King-Fear-Band

Wie entsteht ein typischer KING-FEAR-Song? Arbeitet ihr viel mit dem PC, nachdem die Stücke wohl nicht im Proberaum entstehen?
Der typische Song entsteht im Kopf. Meistens gehen wir mit den Ideen einige Zeit schwanger, bis wir sie in Demo-Form ausarbeiten. Hierfür nutzen wir auch den PC und wissen die technischen Möglichkeiten zu schätzen. Als Künstler muss man immer abwägen, welchen Weg man mit gehen will und welchen nicht. Kategorisch Entwicklungen abzulehnen, nur weil sie neu sind, halte ich für dumm! Wir sind keine Band von gestern, die etwas verehrt nur weil es alt ist. Dennoch gibt es Trends, die wir nicht mitgehen. Musikalisch zum Beispiel sind wir eine konservativ denkende Band.

Wenn du KING FEAR mithilfe von Vergleichsbands beschreiben müsstest – welche Namen würden fallen?
Das ist für mich nicht so einfach zu beantworten, das können Außenstehende sicher besser sagen … man kann aber sicher sagen, dass Bands wie Satyricon, Khold, Shining (Swe), Celtic Frost oder sogar Entombed und Tiamat musikalisch einen ähnlichen Ansatz wie wir verfolgen.

Und sind das Bands, die den Sound von KING FEAR beeinflusst haben?
Ich würde sagen: Nein! Beispielsweise bin ich eigentlich kein großer Satyricon-Fan, schreibe aber dennoch oft Riffs, welche mich später in gewisser Weise an Satyricon erinnern. Was ich sagen will: Inspiration kommt von überall und oft ist die Quelle nicht mal genau zu bestimmen.

Auf dem Album ist wieder Nachtgarm zu hören. Wie viel Einfluss hatte er auf die Gestaltung der Songs, was die Texte und das Vocal-Arrangement angeht?
Erstmal sei gesagt, Nachtgarm ist der KING-FEAR-Sänger und somit natürlich auf der Platte zu hören. Sein Einfluss auf das Vocal-Arrangement ist immer groß. Die Texte habe ich geschrieben, wie aber die Songs interpretiert werden, ist komplett sein Werk. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Titelsong von „Frostbite“. So wie er den Song mit seiner Stimme zum Leben erweckt und gleichzeitig tötet, kann das kein Mensch schreiben und sicher auch kein anderer Sänger umsetzen.

Das Album trägt den Titel „Frostbite“ – was verbindest du mit diesem Begriff, und warum ist er der perfekte Name für dieses Album?
Der Titel manifestiert, worum es auf unserem neuen Album geht. „Frostbite“ ist auf den ersten Blick ein schlichtes Wort, entfaltet aber bei genauer Betrachtung eine ungemeine Kraft. Neben der eigentlichen Bedeutung des Wortes, Erfrierung, existieren noch weitere. Der Begriff „Isbitna“ (vom Eis gebissen) zum Beispiel, drückt im Schwedischen die Faszination für Eis aus. Diese Besessenheit hat uns beim Schreiben sehr inspiriert.

King-Fear-Cover

Wo wir gerade bei Namen sind: Wie kam es zu dem Bandnamen und was drückt er für dich persönlich aus?
Unter KING FEAR verstehe wir „die Königs-Angst“ und nicht den Angst König, wie oft geglaubt wird. Dieser Begriff bezieht sich auf das ureigene, persönliche und damit subjektiv empfundene Angstbild der Menschen. Jeder Mensch ist dieser Angst unterworfen und wird ihr nicht entkommen können. Wir fürchten alle etwas, nur in welcher Gestalt die Angst erscheint, ist unterschiedlich. Es können auch viele Ängste sein, die nur ein Gesicht bekommen. Das ist KING FEAR!

Worum geht es in den Texten, und würdest du diese eher als schmückendes Beiwerk oder als essenziellen Bestandteil der Kunst von KING FEAR betrachten?
Wir haben „Frostbite“ als Konzeptalbum geplant, insofern sind die Texte sehr wichtig. Inspiriert sind die Texte durch die Geschichte und Tradition des Bergsteigens. Hauptsächlich haben wir uns von Berichten aus der ‚Todeszone‘ inspirieren lassen; diese vollkommen lebensfeindliche Natur und das eigentlich ‚Sinnlose‘ am Besteigen dieser Berge hat mich immer schon mitgerissen und passte sehr gut zu den neuen Songs.
Uns gefiel die Idee, das Album textlich mit einem scheinbaren Sieg der Menschen („Conquering The Useless“) zu beginnen und mit der letztendlich unbesiegbaren Übermacht der Natur („Re-Conquering The Useless“) zu beenden. Bei „Frostbite“ und „Immortalized“ geht es im Wesentlichen um Tod in diesem Zusammenhang. Während „Immortalized“ eher den, wenn man so will, ‚Märtyrertod‘ beschreibt, hat „Frostbite“ das Buch ‚Sturz ins Leere‘ von Joe Simpson zur Vorlage; Simpson beschreibt in dem Buch ein Unglück in den Bergen, bei dem ein Freund den anderen nur noch am Seil hält … als seine Kräfte schwinden entschließt er sich, kurz bevor er selbst den Halt verliert, das Seil mit einem Taschenmesser durchzutrennen. Im Weiteren ‚ist‘ „The Wickedest Man (In The World)“ der legendäre Aleister Crowley, der selbst am K2 und Kangchenjunga Besteigungsversuche gemacht hat! … logisch, dass er erwähnt werden musste (… hahaha). Zu „Black Gravel“: Übersetzt heißt das Gebirge Karakorum schwarzes Geröll (Black Gravel). Einerseits sehen wir nur Stein oder eben nur schwarzes Geröll, andererseits ranken sich um viele Berge große Geschichten.
Diese Mythen wollte ich in dem Text aufgreifen. „Death Zone“ und „Empires Aloft“ befassen sich mit der Qual und der unendlichen Hingabe der Besteiger. Die Obsession der Menschen, die höchsten Berggipfel zu erklimmen, der Wille über sich hinauszuwachsen und die Bereitschaft in eine komplett lebensfeindliche Welt vorzudringen, darum geht es auf „Frostbite“ –  „Die Eroberung des Nutzlosen“.  … Von Tod, Eiseskälte, Sturm , Angst … über Götter, die auf Bergen leben, dem Bösen, eingeschlossen im Berginneren, bis hin zu den unglaublichsten Eroberungstouren und Leidensgeschichten bietet dieses Thema alles, was eine Metal-Platte braucht!!!

Ok, das war es dann von meiner Seite auch schon wieder – vielen Dank für deine Zeit! Die letzten Worte gehören dir – gibt es noch etwas, was du unseren Lesern mitteilen möchtest?
Stay Metal! Support the Underground! … and long live the KING!!!

Dann danke ich dir an dieser Stelle nochmals. Wenn du nichts dagegen hast, würde ich das Interview an dieser Stelle gern mit dem traditionellen Metal1.info-Brainstorming beenden. Was fällt dir spontan zu folgenden Begriffen ein:
NSA-Skandal: Hat mich nicht gewundert!
Black Metal: Da kommt mir aktuell und spontan ein Name in den Sinn: Watain!
Sommerurlaub: Der letzte war innerlich sehr eiskalt, denn da haben wir schon an „Frostbite“ gearbeitet.
Kanzler-Duell: Immerhin spannender als dieser langweilige Tatort-Kram, der sonst gelaufen wäre (hahaha)
Konzerte:  AJUNA live! Auch bei YouTube findet man einiges … Die lassen es auf der Bühne schneien, auch im Sommer. Unglaublich!
KING FEAR in 10 Jahren: KING FEAR

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