Interview mit Markus Pfeffer von Lazarus Dream

Bei LAZARUS DREAM haben sich Sänger Christian „Lizard“ Schulz sowie Gitarrist und Produzent Markus Pfeffer zusammengeschlossen, um anspruchsvollen Hard Rock mit 70er- und 80er-Flair zu spielen. „Lifeline“ ist das zweite Album der Combo und kann noch mehr als das Debüt „Alive“ begeistern. Mit Markus Pfeffer sprechen wir über Entstehung und Produktion des Albums und warum „Lifeline“ eine Herzensangelegenheit ist.

Lazarus Dream Logo

Hallo und vielen Dank, dass du dir die Zeit für dieses Interview nimmst. Wie ergeht es dir dieser Tage nach dem Release von „Lifeline“?
Bestens, danke der Nachfrage. Die Reaktionen der Fachmedien und die Reviews sind bis dato umwerfend. Auf Amazon waren wir gestern [21.06.2022] auf Platz 16 in den Hard-Rock-Charts, was zeigt, dass unsere Musik offenbar Hörer findet, und das ist natürlich einfach klasse.

Lazarus Dream Lifeline CoverartworkEuer erstes Album „Alive“ habt ihr im ersten Jahr der Pandemie veröffentlicht und „Lifeline“ nun in einer Phase, in der wieder alles relativ normal wirkt und wir hoffentlich aus dem Ganzen rauskommen. Wie bist du selbst durch die Pandemie gekommen und was hat sich in deinem Leben verändert?
Während wir von einem Lockdown in den nächsten gingen, habe ich komponiert wie ein Besessener. Das Songwriting war sozusagen eine Art Ventil und mein „Schrei nach Freiheit“, was mir in dieser für uns alle nicht einfachen Zeit wirklich sehr geholfen hat. Und ich denke das spürt auch der Hörer. Die Songs haben Emotionen kanalisiert, da wurde nicht nach Schema F vorgegangen oder ein Vertrag erfüllt. Das hier ist Herzenssache.

Emotionen sind ein gutes Stichwort. Das Album macht viel Spaß, klingt teilweise aber auch recht düster und melancholisch. Würdest du dem zustimmen?
Auf jeden Fall. Die Zeit in der Pandemie war oft bedrückend, und diese Stimmung hat sich sicher auch auf einige Songs ausgewirkt. Insgesamt neige ich aber sowieso eh mehr zu melancholischen Harmonien, also „Moll-Songs“, als zu fröhlichen AOR-Songs.

Mit Winterland, Barnabas Sky und deinem Soloprojekt hast du noch weitere Projekte am Laufen. Verwendest du beim Songwriting auch mal übrig gebliebene Ideen und Riffs oder ist alles, was wir auf „Lifeline“ hören, komplett neu entstanden?
Einige Ideen sind in der Tat mehrere Jahrzehnte alt, aber der Großteil ist neu entstanden. 2021 habe ich über 100 neue Ideen aufgenommen – vielfach nur kurze Fragmente, Grooves, Riffs oder Melodiebögen -, von denen ich etwa 70 zu kompletten Songs ausgearbeitet hatte.

Was würdest du sagen habt ihr im Vergleich zu „Alive“ auf „Lifeline“ besser oder anders gemacht?
Während der Pandemie habe ich Einiges an Geld in die Hand genommen und mein Home Studio generalüberholt. Dadurch ist die Qualität der Produktion und der Mix meines Erachtens DEUTLICH besser und transparenter als beim Debüt ausgefallen.

Auf jeden Fall, außerdem ist der Sound druckvoller. Hast du in deinem Homestudio also alles selbst produziert und abgemischt?
Ja, das komplette Mixing geht auf meine Kappe und ich mische monatelang, hunderte von Stunden. Das Mastering wird dann übrigens von Rolf Munkes übernommen (Empire-Studios, außerdem Gitarrist von Crematory), der ein so genanntes „Stem-Mastering“ macht. Dabei werden die Audio-Daten gruppenweise getrennt gemastert (Leadvocals / Backingvocals / Sologitarren / Rhythmusgitarren / Bass / Drums / Keyboards). Das ist für mich die beste Herangehensweise.

Wie „Alive“ beginnt auch „Lifeline“ gleich mit einem sehr langen Track, „Dead End Symphony“ bringt es auf stolze sechseinhalb Minuten. Wieso eröffnet ihr eure Alben auf eher ungewöhnliche Weise mit Longtracks?
Ich will damit primär klarstellen, dass wir auf standardisiertes Radioformat scheißen. Außerdem ist die Aufmerksamkeit der Hörer zu Beginn eines Albums am höchsten, was heißt, dass ein langer Track zu Beginn leichter „verdaut“ werden kann als gegen Ende der Laufzeit.

„Dead End Symphony“ ist direkt zu Beginn auch gleich ein richtiges Highlight und zeigt gleich viel von dem, was LAZARUS DREAM ausmacht: Auf der einen Seite eingängig und sehr melodisch, auf der anderen spannend komponiert und mit vielen Spielereien. Würdest du sagen, „Dead End Symphony“ ist ein repräsentativer Song für die Band?
Auf JEDEN Fall. Deshalb war es auch die erste Video-Single.

Als zweite Single habt ihr „Mind Like A Windmill“ veröffentlicht. Warum habt ihr euch für den Track entschieden und was macht ihn aus, auch im Vergleich zu „Dead End Symphony“?
„Mind Like A Windmill“ ist straighter, sicher auch eingängiger als „Dead End Symphony“ und er zeigt unsere eher „traditionelle“ Seite. Ich fand es spannend, zwei so unterschiedliche Songs auszukoppeln, eben genau um unsere Spannbreite darzulegen.

Die von Derek Sheridian eingespielte Moog-Orgel im Opener ist ein cooles Element. Wie kam es zur Zusammenarbeit mit ihm und wie lief das ab?
Der Song war eigentlich schon fertig, doch ich hatte das Gefühl, dass irgendetwas noch fehlt. Da las ich, rein zufällig, auf Facebook dass Derek auch für Recording Sessions zur Verfügung steht. Am nächsten Abend war’s im Kasten, wohl vor allem deshalb, weil ihm die Nummer auch echt gut gefallen hat.

Überhaupt spielt ihr viel mit Effekten, Keyboardmelodien und Synthesizern. Woher kommt diese Vorliebe dafür und was begeistert dich an diesen Elementen?
Ich bin in den Achtzigern großgeworden, da spielten diese Sounds für mich genauso eine große Rolle wie harte Gitarren. Und auf den damaligen Alben meiner Lieblingsbands – „Somewhere in Time“ von Iron Maiden und „Turbo“ von Judas Priest – wurden Gitarrensynthesizer eingesetzt, das hat mich schon damals fasziniert. Auf „Lifeline“ setze ich diese übrigens auch erstmals ein, was ein Mordsspaß war.

Lazarus Dream BandfotoIm Vergleich zum Debüt ist das neue Album noch verspielter und abwechslungsreicher. Hast du noch weitere Ideen und Wünsche, die du in dieser Hinsicht in Zukunft gerne umsetzen möchtest?
Aus dem Stand gesagt: nein. Ein Akustiksong wäre mal interessant, aber im Moment steht mir der Sinn nicht danach. Das hängt aber vielleicht auch daran, dass ich in über 30 Jahren schon vieles probiert habe. Mit Winterland von Prog Metal bis zum Deutschrock und vor gut 15 Jahren habe ich einige Jahre in einer Folk-Rock-Band gespielt. Da gibt es wenig, was ich stilistisch noch neu ausloten könnte oder wollte. Blues und Jazz sind nicht meine Baustelle, im Endeffekt muss es dann doch immer rocken (lacht).

Vor allem „Overdose Of Paradise“ hat starkes 70er-Jahre-Flair, auch auf dem Rest des Albums kommt dieses Gefühl immer wieder auf. Was gefällt dir daran besonders und warum würdest du sagen ist dieser Sound auch heute noch modern und zeitlos?
Das kommt primär durch die Hammond von Gastmusiker Jorris Guilbaud von Heart Line und Devoid. Hm. Keine Ahnung. Es ist halt einfach ein Sound, der nie alt wird. Ich kann mir das auch nicht erklären (lacht).

Was ist die Idee hinter dem Coverartwork? Mit den beiden aufeinander zulaufenden Menschen auf dem Seil – ihrer Lebenslinie/“Lifeline“? – wirkt es sehr persönlich: Das eigene, kleine Leben steht über allem anderen auf der Welt. Oder stehen sich die Beiden eventuell gegenüber und gegeneinander?
Sowohl als auch, das war Carstens Idee und Stan Decker hat es umgesetzt.

Die Texte wirken sowohl gesellschaftskritisch (z.B. „Freedoom“) als auch persönlich (z.B. „Love Without A Net“). Was kannst du mir zu den Lyrics erzählen, ist es euch wichtig, eine bestimmte Aussage zu verfolgen?
Carsten schreibt die Texte immer sehr intuitiv, je nachdem was er für eine Nummer empfindet. Üblicherweise ist die Musik zuerst da, und dann ist es seine – sicher nicht immer leichte – Aufgabe, dazu ein passendes Thema zu finden.

Habt ihr mit LAZARUS DREAM Liveauftritte geplant? Im Kern seid ihr ja nur zu zweit, würdet dafür noch einige Musiker brauchen und die finanzielle Frage steht dann ja sicher auch im Raum.
So ist es. Leider nicht finanzierbar.

Was müsstet ihr finanzieren, um überhaupt vernünftig auf die Bühne gehen zu können? Viele denken sicher, ihr müsstet euch doch nur auf eine Bühne stellen und spielen, aber so einfach ist es natürlich nicht.
Je Gastmusiker mindestens 750 € für Vorbereitungszeit, mindestens drei Proben plus Gig, also für Drummer, Bassist, zweiten Gitarristen und Keyboarder 3.000 €. Dann zusätzlich Spritkosten für Anfahrt, gegebenenfalls Übernachtungskosten, Proberaummiete, Tontechniker und vielleicht auch noch ein paar Euro für Carsten und mich? Unter 5.000 € käme man da sicher nicht raus.

Auf Facebook hast du kurz nach dem Release beklagt, dass euer Album bereits auf mehreren illegalen Plattformen gelandet ist. Wie stehst du allgemein zum Thema digitale Vermarktung und Streaming und kaufst und sammelst du selbst (noch) CDs und Schallplatten?
Digitale Vermarktung ist unvermeidbar. Ich selbst kaufe entweder die CD oder lade das Album als Download runter, damit die Künstler wenigstens HALBWEGS angemessen entlohnt werden. Streaming lehne ich ab. Kategorisch.

Kommen wir zum Abschluss zu unserem traditionellen Brainstorming. Was fällt dir zu folgenden Begriffen zuerst ein…
Aktuelles Lieblingsalbum:
Iconic – Second Skin.
Ernährung:
Gesund, bio.
Urlaub:
Individual.
Bestes Buch-/Film-/Serien-Universum:
„Star Wars“. Fan seit 1977 – als Vierjähriger mit Papa im Kino gesehen!
Etwas, das einen schlechten Tag besser macht:
Hard Rock, Freunde.
LAZARUS DREAM in zehn Jahren:
Weiterhin kreativ.

Nochmals vielen Dank für deine Zeit! Die letzten Worte gehören dir.
Danke für Euren Support. Und wer uns noch nicht kennt schaut bitte auf Facebook oder YouTube vorbei und hört mal rein. Rock on!

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Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
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