Interview mit Stephan von Vanden Plas

Hi Stephan! Schön, dass du dir einen Moment Zeit für unsere Fragen nimmst. Anlass unseres Interview ist euer gerade erschienenes Studiowerk „Christ 0“. Bevor wir aber dazu kommen: Ihr habt  in den vier Jahren, die seit eurem letzten Album „Beyond Daylight“ vergangen  sind, nicht etwa Pause gemacht. Erläutere unseren Lesern doch bitte kurz, was in der Zwischenzeit im Hause VANDEN PLAS und bei seinen Mitgliedern passiert ist.
In der Hauptsache haben wir uns mit dem Songwriting für „Christ 0“ und natürlich den diversen Theater-Produktionen (u.a. Nostradamus, Jesus Christ Superstar und Abydos) gewidmet, bei denen wir engagiert sind. Zwischendurch wurden aber auch natürlich einige Shows gespielt, da eine längere Tour aufgrund der Theater-Produktionen nicht möglich war.

Haben diese Arbeiten und Erfahrungen euch bei dem Songwriting zum neuen Album beeinflusst? Unterscheidet sich deiner Meinung nach „Christ 0“  stilistisch oder von der Herangehensweise beim Songwriting von seinem Vorgänger?  Falls ja, inwiefern?
Natürlich hat gerade die Arbeit am Theater Einfluss auf die Produktion der CD genommen, was unter anderem durch die Arrangements orchestraler Parts oder die Zusammenarbeit mit dem Chor des Pfalztheaters Kaiserlautern offensichtlich wird. Die Herangehensweise an das Songwriting war dagegen ähnlich wie schon bei „Beyond Daylight“.

„Christ 0“ ist ja ein Konzeptalbum, das auf dem Buch „Der Graf von Monte Christo“ von Alexandre Dumas basiert. Kannst du kurz die Storyline des Albums zusammenfassen? Welche Bedeutung fällt dem Albumtitel zu?  Du musst ja nicht gleich alle Details verraten… ;-)
“Christ 0“ ist eine moderne Adaption der Geschichte von Dumas. Auch bei uns steht das Rachemotiv im Vordergrund, die Geschichte lässt sich jedoch auch mit Filmen wie „Das Schweigen Der Lämmer“ oder „Angel Heart“ vergleichen. Der Titel „Christ 0“ deutet dementsprechend auch darauf hin, dass es sich nicht unbedingt um eine Hollywood-Lovestory handelt.

Auch das neue Album  wurde wieder von Markus Teske produziert. Warum habt ihr wieder auf ihn  zurückgegriffen und nicht einfach mal den Sprung ins kalte Wasser mit einem  neuen Toningeneur gewagt?
“Christ 0“ haben wir wie alle unsere bisherigen Alben selbst produziert. Markus Teske ist in erster Linie unser Sound-Engineer, der jedoch auch Ideen mit einbringt. Wir nutzen also sein gutes Ohr, sein technisches Know-How. Er hat bis jetzt immer hervorragende Arbeit geleistet, es gab also keinen Grund das Studio bzw. den Engineer zu wechseln. Der Sound der neuen CD gibt uns im Nachhinein diesbezüglich auch recht. Natürlich würde ein anderes Studio/Engineer oder sogar ein Produzent viele neue Inputs mit sich bringen. Ob diese dann aber ausschließlich positiver Natur wären, kann im Vorfeld niemand garantieren. Deswegen bleiben wir lieber bei den Leuten, die sich über die Jahre durch ihre Kompetenz bewährt haben.

Mit „Gethsemane“ habt ihr ein Stück aus dem  „Jesus Christ Superstar“-Musical als Bonustrack ausgesucht und entsprechend umarrangiert. War dies eine bewusste Entscheidung nach den Musicalaktivitäten, oder wolltet ihr so etwas schon immer einmal machen? Auf „Beyond Daylight“ gab  es ja seinerzeit als Bonus ein Cover des
Kansas-Songs „Point Of Know  Return“.

Es war schon immer klar, dass wir irgendwann „Gethsemane“ als Bonus-Track aufnehmen werden. Dies stand auch schon bei „Beyond Daylight“ zur Disposition, letztendlich passte aber „Point Of Know Return“ besser zu dieser CD. Uns war klar, dass der passende Zeitpunkt für  „Gethsemane“ noch kommen würde, und zu „Christ 0“ passt dieser Track perfekt.

Über die nächsten Monate verteilt werdet ihr einige Konzerte  geben. Das klingt aber eher nach Einzelevents als nach einer richtigen Tour,  zumal auch nur ein Deutschland-Gig, in Weiher, dabei ist. Werdet ihr zu einem späteren Zeitpunkt noch mal auf ausgiebige Promotion-Tour gehen?
Aufgrund unserer Theater-Engagements ist es zur Zeit schwierig, eine längere Tour zu machen. Daher bleibt uns (auf jeden Fall bis zum Sommer) nichts anderes übrig, als einige Club-Shows zu spielen. Ob sich das im Herbst ändern wird und eine längere Tour möglich ist, steht momentan noch nicht fest.

Ein  Konzeptalbum schreit natürlich förmlich danach, in Gänze und womöglich mit  visueller Untermalung live präsentiert zu werden. Was erwartet die Besucher  eurer Shows in dieser Hinsicht in naher Zukunft? Liegt das im Rahmen des  Möglichen, oder bleibts eine Überraschung?
Eine optische Umsetzung im Stil von „Operation: Mindcrime“ ist bei unseren regulären Live-Shows noch nicht machbar. Das werden wir hoffentlich bei der Umsetzung dieses Stoffes als Musical nachholen können.

Jetzt mal zu einer  allgemeineren Frage: Wie stehst du dem Genre „Progressive Metal“ gegenüber?  Siehst du VANDEN PLAS hier richtig eingeordnet oder würdest du eine andere  Stileinordnung bevorzugen? Ich habe den Eindruck, dass das Material eurer neuen Scheibe mit das progressivste der Bandgeschichte ist. Ist euch überhaupt wichtig, in welche Schublade die Band gesteckt wird?
Mit diesen Schubladen ist es natürlich immer so eine Sache, allerdings benötigt man so etwas, um eine Band zu beschreiben bzw. zu kategorisieren. „Progressive Metal“ trifft es in unseren Fall daher immer noch am besten. Darin sehe ich kein Problem.

Das Label bezeichnet euch als „Germany’s Best Progmetal Band“. Kannst du mit dieser Bezeichnung  leben? Ich habe eher den Eindruck, ihr seid so ziemlich die einzige Band, die in  Deutschland professionell solche Musik macht. Wie sieht es um Nachwuchs  aus?
Das ist ja das gute daran: Da wir die einzige deutsche Band in diesem Genre sind, sind wir gleichzeitig auch die besten. Hoffentlich kommt da nichts aus dem Nachwuchsbereich nach, sonst kriegen wir echte Probleme. Und unsere Plattenfirma müsste sich einen neuen Slogan einfallen lassen.

Wie kommt es eigentlich zustande, dass ihr vor allem in Frankreich bekannt seid, während in Deutschland früher nur wenig Leute etwas mit dem Namen VANDEN PLAS anfangen konnten?
Das kann man heute nicht mehr so stehen lassen. Frankreich war mit Sicherheit unser erster großer Markt, inzwischen haben die anderen Länder aber nachgezogen.

Eine Frage, die ich mir zudem immer  gestellt habe, ist, woher euer Bandname stammt und was er bedeutet?
Andy Kuntz hat diesen Namen auf einem Jaguar entdeckt. Eigentlich ist Vanden Plas nichts weiter als der Name eines bekannten Auto-Designers.

So,  damit wären wir auch fast schon wieder am Ende unserer kleinen Fragerunde. Fehlt eigentlich nur noch unser traditionelles Metal1-Brainstorming. Was fällt dir  spontan zu folgenden Begriffen ein?

Angela Merkel: Finde ich gut.
Neal  Morse: Ist nicht wirklich meine Baustelle.
Fußball-Weltmeisterschaft: Darauf freue ich mich riesig.
Frühling: Kommt hoffentlich bald.
Cola: + Orangensaft = Mezzo Mix.
Geld: Bekomme ich für dieses Interview leider nicht.
Steven  King: Finde ich nicht gut.
Metal-Klischees: Gibt es sehr viele, manche leider zu recht.
Metal1.Info: Muss ich ehrlich gesagt noch näher kennen lernen.

Noch irgendwelche „letzten  Worte“ an unsere Leser und eure Fans?
Ich hoffe, wir sehen uns alle beim Swedenrock-Festival. Danke für euer Interesse an Vanden Plas und beste Grüße, Stephan Lill.

Also, damit danke ich dir für deine Antworten und wünsche euch noch viel Erfolg mit eurer neuen Platte und alles gute für eure (musikalische) Zukunft! Vielleicht sieht man sich ja bald auf einem Konzert in der Nähe von Bonn!

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert