Konzertbericht: Ghost w/ Dead Soul

19.02.2016 Reithalle, Dresden

Ghost-Europe-2016
Sie sind die zweifelsohne momentan hippste Band der Metalwelt und faszinieren mit einer Mischung aus Okkultismus, Mystik und Pop-Appeal. Trotzdem hielten sich GHOST in den letzten Jahren mit ausgiebigen Touren sehr zurück. Nun sind sie jedoch unter dem Motto „Black To The Future“ und in Begleitung von DEAD SOUL unterwegs.

Ghost & Dead Soul, 19.Feb '16, Dresden (1)DEAD SOUL beginnen Punkt Acht und erstaunen bereits durch ihren Bühnenaufbau bzw. ihre Bandbesetzung. Neben dem Sänger stehen noch zwei Gitarristen auf der Bühne, die neben ihren Klampfen jeweils noch ein Keyboard/ Synthesizer bedienen. Dementsprechend kommen Bass, Schlagzeug und Effekte aus der Konserve. Das mag auf einem Album kaum zu bemerken sein, live wirkt der Auftritt allerdings wie ein (schlechtes) Playback. Das liegt primär daran, dass die Effekte und das Schlagezug viel lauter als die kaum hörbaren Gitarren sind und so der Eindruck entsteht, dass Sänger Anders Landelius einfach zu eingespielter Hintergrundmusik singt. Musikalisch lassen sich DEAD SOUL am ehesten als Monster Magnet minus dicke Riffs beschreiben, denn dem sehr luftigen Space Rock der Schweden fehlt es schlicht an Heavyness. Als nach gut 30 Minuten Schluss ist, trauern wohl nur wenige der Band nach.

Ghost & Dead Soul, 19.Feb '16, Dresden (39)Knapp 45 Minuten lassen GHOST sich Zeit, obwohl kaum etwas umgebaut oder umgeräumt werden muss, allerdings scheint die unnötig lange Wartezeit kaum einen der Anwesenden zu stören. Zu groß ist die gespannte Erwartung des Kommenden, die durch die eingespielte orchestral-sakrale Musik noch gesteigert wird. Und so ist es kein Wunder, dass „Spirit“, der erste Song des aktuellen Albums „Meliora“ und Opener des Sets, begeistert aufgenommen wird. Dass zu Beginn der Gesang etwas zu leise und die Keyboards etwas zu laut sind stört dabei niemanden, denn allein der pralle Sound von Schlagzeug, Bass und Gitarren reißt die Leute mit, die alle Texte mitsingen, als ob es Papa Emeritus III. nicht gäbe (zudem unterstreicht der Sound den Fakt, dass GHOST zu allererste eine Rockband sind, lediglich ergänzt durch die visuellen und okkulten Aspekte). Doch der Frontmann ist natürlich da und erhebt sich theatralisch aus dem Nebel, ganz so, also ob er aus dem Nichts käme. Gemeinsam spielen die fünf Musiker eine Show, die mit zwei Begriffen zusammengefast werden kann: „mitreißend“ und „thight“. Diese beiden Attribute beziehen sich sowohl auf die Musik und deren Darbietung, als auch auf die Optik des Ganzen, sprich das Setting, den Bühnenaufbau, das Licht (inkl. des Nebels) und natürlich das Stageacting. Doch so sicher auch jede Bewegung sitzt, wirkt doch nichts davon aufgesetzt ider routiniert, sondern versprüht den lose-unkontrollierten Charme einer Rockshow, während man zugleich das Gefühl hat einer Art Messe beizuwohnen. Diese beiden widersprüchlichen Konzepte derart schlüssig zu vereinen, wie GHOST es tun ist etwas, was nur sehr wenigen Bands gelingt. Zudem erweist sich Sänger Papa Emeritus III. als absoluter Entertainer, wenn er diverse Geschehnisse wie das Auftreten der Sisters of Sin, die Vorstellung der Band oder den letzten Song „Monstrance Clock“ (“A celebration oft he female orgasm in the name of satan!“) in kleine, unterhaltsame Anekdoten und Erzählungen einbettet. Als nach gut eineinhalb Stunden regulären Sets und rund zehn Minuten Zugabe („Monstrance Clock“, eingeleitet durch eine ausschweifende Darlegung der Wichtigkeit des weiblichen Orgasmus) Schluss ist, wollen die Anwesenden noch mehr und sind doch zugleich überwältigt und begeistert vom Gesehenen.

Ghost & Dead Soul, 19.Feb '16, Dresden (55)

  1. Spirit
  2. From the Pinnacle to the Pit
  3. Stand by Him
  4. Con Clavi Con Dio
  5. Per Aspera ad Inferi
  6. Body and Blood
  7. Devil Church
  8. Cirice
  9. Year Zero
  10. Spöksonat
  11. He Is
  12. Absolution
  13. Mummy Dust
  14. If You Have Ghosts (Roky Erickson cover) (Acoustic)
  15. Ghuleh/Zombie Queen
  16. Ritual
  17. Monstrance Clock 1

So sehr DEAD SOUL zum Vergessen waren, so umwerfend war der Auftritt GHOSTs. Nach dieser Show sollte auch dem letzten Zweifler oder Kritiker klar sein, dass hinter dieser Band mehr steckt, als ein cleverer Marketinghype um maskierte Okkultisten. GHOST sind klassische Rockmusik in Reinkultur, sowohl was die Musik, als auch die theatralische Bühnenshow angeht. Starker Auftritt einer Band, die noch lange nicht in den luftigen Höhen des Erfolges angekommen ist, die ihr offenstehen, ohne dass dafür irgendeine Anbiederung an den Mainstream stattfinden würde.

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Fotos von: Stefanie Mohlfeld

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