Konzertbericht: Ghost w/ All Them Witches, Tribulation

15.12.2019 München, Zenith

„The Ultimate Tour Named Death“ macht am Tage des Herrn halt in München. Neben einer bombastischen Live-Produktion haben die Schweden mit ALL THEM WITCHES und TRIBULATION zwei spannende Support-Acts im Gepäck. Normalerweise folgen dem Ruf von Cardinal Copia und seinen Ghouls wahre Menschenmassen. Diesmal allerdings ist der Zenith für GHOST-Verhältnisse fast schon spärlich gefüllt. Knapp 60 Euro Ticketpreis sind aber auch keine Kleinigkeit.

Pünktlich um 18:30 Uhr wird es zum ersten Mal heute Abend düster im Zenith. Räucherstäbchen und düstere Banner auf der Bühne erzeugen die richtige Stimmung, als TRIBULATION mit „Nightbound“ ihr Set eröffnen. Wie üblich zieht Gitarrist Jonathan Hultén mit seinem Look und seiner Performance sofort alle Blicke auf sich. Das Multitalent und kreative Genie hinter den schwedischen Horror-Metallern tänzelt wie ein Wirbelwind über die Bühne und verrenkt sich immer wieder in theathralischen Posen. Der Rest der Band wirkt daneben fast ein bisschen blass, liefert aber dennoch eine stimmige Show. Auch die Setlist ist mit Krachern wie „Melancholia“, „The Lament“ oder „Strange Gateways Beckon“ perfekt zusammengestellt und kann die anfangs etwas skeptischen Zuschauer schließlich doch mitreißen. In Anbetracht des Stils des Headliners sicherlich keine leichte Aufgabe. Nach nur sieben Songs ist leider schon Schluss und man fragt sich, weshalb TRIBULATION bei so einer Leistung die unterste Position im Tourpackage bekommen haben.

  1. Nightbound
  2. Melancholia
  3. The Lament
  4. The World
  5. Cries From The Underworld
  6. The Motherhood Of God
  7. Strange Gateways Beckon

Wenn eine Band mit „War Pigs“ die Show eröffnet, hat sie eigentlich schon alles richtig gemacht. Gefühlt der gesamte Zenith schmettert den Text lauthals mit und zeigt einmal mehr, dass die Musik von Ozzy und Co. unsterblich ist. Leider können ALL THEM WITCHES diese gute Stimmung im Laufe ihres Sets nicht halten. Stattdessen fragt man sich immer mehr, weshalb diese Trio den Slot als Hauptsupport bekommen haben. Der sludgige Retro-Rock der Amerikaner ist technisch und in Sachen Umsetzung keinesfalls schlecht, für den heutigen Abend aber einfach zu unspektakulär und eintönig. Außerdem wirken die Musiker auf der großen Bühne irgendwie verloren und bewegen sich so gut wie gar nicht. Im direkten Vergleich mit Tribulation ist das einfach zu wenig. Leider leert sich der ohnehin nicht wirklich überfüllte Zenith während der Show noch weiter, viele zieht es zu den Bars, zum Merch oder an die frische Luft. So ernten ALL THEM WITCHES eher mäßigen Jubel am Ende ihres Sets.

Kurz vor 21:00 Uhr schlägt schließlich die Geisterstunde. GHOST eröffnen mit den bereits bekannten Intros „Klara Stjärnor“ von Jan Johansson und „Misere, Mei, Deus“ von Gregorio Allegri, bevor schließlich mit „Ashes“ und Rats“ die Show wirklich startet. Eines ist sofort klar: GHOST sind definitiv in der Champions-League der Konzerte angekommen. Die Bühne erinnert an eine alte Kathedrale, an allen Ecken raucht und brennt es und den ganzen Abend über zaubern die Schweden eine Showeinlage nach der anderen aus dem Hut.

Manch einer mag hier von Kitsch und zu viel Bombast sprechen, doch genau darum geht es bei GHOST, schließlich hat Tobias Forge nicht umsonst mit „Prequelle“ ein Album voller Live-Hymnen geschrieben. Besagter Frontmann hält sich am heutigen Abend aber überraschend zurück, sowohl was die Ansagen betrifft, als auch was die Performance angeht. Klar ist Cardinal Copia das Zentrum der Show, doch lässt er auch seinen Musikern immer wieder Raum für Show-Einlagen und Solo-Momente.

Hier liegt aber auch ein bisschen die Schwäche des Konzerts: Der Cardinal verlässt zu häufig die Bühne um das Outift zu wechseln und lässt seine Band alleine. Diese füllt die Zeit mit den zahlreichen Instrumentals der Bands, die zum Teil mit Gitarrenduellen angereichert werden. Diese Unterbrechungen nehmen immer wieder deutlich Gas weg und dämpfen die Stimmung etwas. Einmal Umziehen weniger hätte es auch getan, zumal das Publikum dem GHOST-Mastermind sowieso aus der Hand frisst. Bei einer Setlist, die eigentlich nur aus Hits besteht, ist das aber auch kein Wunder. Sowohl Fans der älteren Stücke („Ritual“, „Satan Prayer“, „Ghuleh/Zombie Queen“) als auch der neueren Stilistik („Dance Macabre“, „From The Pinnacle To The Pit“, „Kiss The Go-Goat“) kommen voll auf ihre Kosten. Und spätestens hier muss selbst jeder Kritiker eingestehen, dass Tobias Forge Songs schreiben kann.

Nach dem abschließenden „Square Hammer“, zwei Stunden Hits und einigem an Feuer beenden GHOST den Abend. Zumindest was die Show angeht, hat sich die Band mit dieser Darbietung für die Olympiahalle empfohlen. Die Besucherzahl am heutigen Abend spricht eher dagegen.

  1. Ashes
  2. Rats
  3. Absolution
  4. Faith
  5. Mary On A Cross
  6. Devil Church
  7. Cirice
  8. Miasma
  9. Ghuleh/Zombie Queen
  10. Helvetesfönster
  11. Spirit
  12. From The Pinnacle To The Pit
  13. Ritual
  14. Satan Prayer
  15. Year Zero
  16. Spöksonat
  17. He Is
  18. Mummy Dust
  19. Kiss The Go-Goat
  20. Dance Macabra
  21. Square Hammer

Bevor GHOST im nächsten Jahr deutlich weniger Konzerte spielen werden, um sich hoffentlich einem neuen Album zu widmen, haben sie nun noch einmal deutlich gemacht, weshalb sie so gehypt werden: Tobias Forge und seine Musiker wissen, wie man eine bombastische Show spielt – und genau dafür wurden diese Songs geschrieben. Obwohl sie vielleicht manchmal etwas zu viel wollen, sind GHOST fraglos ein Gesamtkunstwerk. Daneben gelang es vor allem TRIBULATION, mit ihrer Performance zu begeistern, während ALL THEM WITCHES in diesem Setting eher fehl am Platz wirkten. Man darf gespannt sein, wohin die Reise von GHOST noch gehen wird.

 

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